1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Die Geschichte der Russlanddeutschen

12. Januar 2011

Seit den 1980er-Jahren sind mehr als zweieinhalb Millionen Aussiedler aus Staaten der ehemaligen Sowjetunion in die Bundesrepublik übersiedelt. Viele von ihnen haben nach wie vor Integrationsprobleme.

https://p.dw.com/p/Qqut
Kanzlerin Angela Merkel mit jungen Russlanddeutschen während einer Konferenz in Berlin im September 2008 (Foto: DW)
Integrationsbemühungen: Angela Merkel mit RusslanddeutschenBild: DW / Victor Weitz

Die meisten Familien der so genannten Russlanddeutschen haben dramatische Erfahrungen hinter sich. Nach dem Überfall deutscher Truppen auf die Sowjetunion im Juli 1941 wurden mehr als 1,2 Millionen Deutschstämmige aus den europäischen Regionen nach Sibirien, in den Ural oder in andere weit entfernt gelegene Landesteile deportiert. Ihnen wurde pauschal "Kollaboration" mit den deutschen Invasoren vorgeworfen.

Portrait von Adolf Hitler, 1941 (Foto: AP)
Adolf Hitler: "Deutsche in den besetzen Gebieten ins Reich holen"Bild: AP

Obwohl es vielen Russlanddeutschen gelang, gen Westen zu fliehen, blieben die meisten in der Sowjetunion. Zu ihnen kamen jene Russlanddeutsche, die nach der Invasion der deutschen Truppen die Seiten gewechselt und sich den Deutschen angeschlossen hatten. Sie wurden teilweise nach 1945 von der "Roten Armee" als Verräter gebrandmarkt und "zurückgeführt", wie es offiziell hieß. Obwohl die meisten Russlanddeutschen den größten Teil ihres Lebens in der Sowjetunion verbracht hatten, waren sie doch Fremde im eigenen Land.

Rückkehr

Kaum eine Familie hatte die Diskreditierungen und Misshandlungen in der Sowjetunion unbeschadet überstanden. Mit dem Beginn der 60er Jahre verbesserte sich ihre Situation allmählich. Denn die Bundesregierung bemühte sich um Möglichkeiten, die Russlanddeutschen in die Bundesrepublik ausreisen zu lassen. Aber erst mit dem Ende der Sowjetunion 1991 ist die Ausreise für Russlanddeutsche leichter geworden.

Ein Muster eines deutschen Reisepasses (Foto: AP)
Objekt der Begierde: Deutscher ReisepassBild: AP

Als Beleg dafür, dass die Familie deutschstämmig war, galten auch Dokumente, die von NS-Behörden ausgestellt worden waren. Wer zwischen 1941 und 1945 von den damaligen Besatzern als "deutschstämmig" eingestuft werden wollte, musste den Nachweis seiner "Heimatverbundenheit" oder "Treue zum Deutschtum" nachweisen. War das in ausreichendem Maße gelungen, stellten die NS-Behörden die entsprechenden Papiere aus, mit denen nun die Einreise in die Bundesrepublik erleichtert wurde. Eine fragwürdige Praxis, die in der Bundesrepublik für heftige Diskussionen sorgte.

Integration mit Schwierigkeiten

Anfangs kamen pro Jahr etwa 200.000 Menschen aus der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland, bis heute hat die Zahl kontinuierlich abgenommen. Zwar sprechen die meisten von ihnen gut deutsch, sind aber dennoch nicht vollständig in die deutsche Gesellschaft integriert. Nicht wenige junge Russlanddeutsche machen in Kriminalitätsstatistiken auf sich aufmerksam, andere suchen Rat und Hilfe in psychiatrischen Hilfseinrichtungen. Gemeinsam ist ihnen die Entwurzelung und der oftmals gescheiterte Versuch, sich in einer Gesellschaft zurecht zu finden, in der alles anders ist als in der ehemaligen Heimat.

Autor: Matthias von Hellfeld

Redaktion: Kay-Alexander Scholz