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Die grauen 'Beauties'

Andrea Schmidt / Eric Ponda1. April 2012

Löwen, Nashörner, Elefanten: Afrika wird oft mit wilden Tieren assoziiert. Doch auf dem kenianischen Insel-Archipel Lamu trifft man auf ganz andere Vierbeiner: Grauesel. Sie spielen dort eine ganz besondere Rolle.

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Elselrennen: Männer sitzen auf Esel. (Foto: Copyright: DW/Eric Ponda)
Eselrennen auf Lamu - Eine Attraktion für Einheimische und TouristenBild: DW

Die Sandinsel Lamu ist bekannt für ihre idyllische Atmosphäre und ihre wundervollen Strände am Indischen Ozean. Prominente aus der ganzen Welt haben dort ihre privaten Feriendomizile. Eindrucksvolle Swahili-Architektur und Paläste mit arabischem Einfluss prägen die Altstadt im kenianischen Lamu. Die Altstadt zählt zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Hier haben sich arabische und afrikanische Traditionen über Jahrhunderte zu einem harmonischen Miteinander vermischt. Besonderes Highlight: die reich verzierten Holztüren und Balkone der traditionellen Häuser.

Nur Augen für die Esel

Doch die Einwohner Lamus haben nur Augen für ihre Esel. In den engen Gässchen zwischen den Häusern aus Muschelkalk ist kein Platz für Autos. Daher dienen Esel als Taxi, Transportmittel für Koffer von Touristen oder schwere Lasten für den Hausbau.

Esel wird im Indischen Ozean gebadet (Foto: DW/Eric Ponda März, 2012)
Esel-Bad im Indischen OzeanBild: DW

Dieses Fortbewegungsmittel schafft auch Jobs für arbeitslose Jugendliche, die als Eselführer ihren Unterhalt verdienen können. Ein weiterer positiver Effekt ist die gute Luft. In vielen Städten Kenias leidet die Bevölkerung unter Luftverschmutzung. Dort rasen "Matatus", die bunten Sammeltaxis, durch die Gegend. Oder "Bodaboda", Taxi-Mopeds mit bis zu drei Leuten auf der Sitzbank, verpesten mit ungefilterten Abgasen und schwarzen Rauchwolken die Umgebung. In Lamu dagegen kann man sprichwörtlich aufatmen, die gute Luft und Ruhe genießen.

Wettbewerb für Inselschönheiten

Bei dem jährlichen Kulturfestival - bei Touristen und Einheimischen gleichermaßen beliebt - ist das Eselrennen ein Höhepunkt. Vorher werden die Tiere beim Bad im Indischen Ozean gewaschen und geschrubbt. Nur der Esel, der von seinem Besitzer wirklich gut gepflegt und gefüttert wird, hat die Chance zu gewinnen. Es ist also gleichzeitig ein Schönheitswettbewerb. Der Sieger geht mit 150 Euro aus dem Rennen. Viel Geld, wenn man bedenkt, dass viele Kenianer von zwei Dollar am Tag leben müssen.

Esel tragen schwere Steine. (Foto: DW/Eric Ponda März, 2012)
Esel müssen auf Lamu schwere Lasten tragenBild: DW

Seit 1987 gibt es im Land auch die einzige Esel-Tierklinik Ostafrikas. Sie wurde von einer britischen Touristin, die von den Grautieren der malerischen Insel sehr angetan war, gegründet. Hier werden Esel kostenlos behandelt. Schätzungsweise gibt es rund 3000 Esel auf der Insel. Sie sind fast wie Familienmitglieder. Wenn die stolzen Eselbesitzer abends mit ihren schönsten Tieren auf der Strandpromenade spazieren gehen, werden sie von Bekannten freundlich gegrüßt: "Hallo Salim, hallo Hafidh". Eine Selbstverständlichkeit, dass neben dem Besitzer auch das Grautier mit netten Worten bedacht wird.