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Gemischte Gefühle nach dem UN-Klimagipfel

23. September 2009

Der UN-Klimagipfel hat gemischte Gefühle hinterlassen. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel, der Deutschland in New York vertreten hat, zeigte sich enttäuscht von der Rede des US-Präsidenten.

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Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (Foto: dpa)
Minister Gabriel: Die USA können in kurzer Zeit nicht das nachholen, was jahrelang versäumt wurdeBild: picture-alliance/ dpa

DW-WORLD.DE: Herr Minister Gabriel, wie bewerten Sie die Klimagespräche in New York?

Sigmar Gabriel: Wir müssen offen sagen, dass die Klimaverhandlungen im Dezember in Kopenhagen die Gefahr des Scheiterns haben und dass der Generalsekretär der Vereinten Nationen gut daran getan hat, die Staats- und Regierungschefs hier nach New York einzuladen. Denn ohne, dass die sich massiv in die Verhandlungen einschalten, wird das nichts werden. Was wir hier gehört haben, war eine Rede des amerikanischen Präsidenten, die - glaube ich - hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist. Die USA haben sich zwar dramatisch gewandelt gegenüber der Bush-Regierung, aber sie tun gemessen an dem, was nötig ist, immer noch zu wenig. Aber, wir haben hier auch ermutigende Signale gehabt. Der neue japanische Ministerpräsident hat hier einen fantastischen Auftritt gehabt, hat sehr genau gesagt, was Japan tun wird. Das liegt ungefähr da, was auch die EU und Deutschland tun, aber - da hat Obama Recht - die harte Arbeit liegt noch vor uns.

DW-WORLD.DE: Wenn die USA eine so große Rolle spielen, wie kann man ihnen entgegenkommen?

Sigmar Gabriel: Ich glaube, man kann Obama nicht vorhalten, dass sein Vorgänger Bush zehn Jahre nichts getan hat. Das wird er auch von heute auf morgen nicht aufholen können. Das Problem ist, dass wir uns alle einig sind, dass wir im Jahre 2050 80 Prozent der Treibhausgasemissionen weghaben müssen. Aber, solche langfristigen Ziele unterschreiben alle Politiker gerne, weil unsere Enkel sie dann einhalten müssen. Deswegen ist das Wichtige: was machen wir eigentlich als mittelfristiges Ziel bis 2020? Da tun die USA zu wenig. Wenn man dafür Verständnis hat - wegen der Vorgängerregierung - dann muss uns die Obama-Administration sagen, was sie bis 2030 tut, um die Aufholjagd durchzuhalten. Das hat sie bisher noch nicht getan.

DW-WORLD.DE: Was muss Deutschland noch tun, um die mittel- und langfristigen Ziele einhalten zu können?

Sigmar Gabriel: Wir sind schon ganz gut unterwegs, aber wir haben von den minus 40 Prozent Treibhausgasen, die wir im Jahr 2020 haben wollen, auch erst minus 35 Prozent anvisiert. Wir müssen vor allen Dingen die erneuerbaren Energien weiter ausbauen. Wir haben heute 15, 16 Prozent Strom aus Wind, Sonne, Biomasse, Geothermie, das wollen wir auf 20, 30 Prozent bringen. Aber, das wird nicht reichen. Wir werden auf 40 Prozent erneuerbare Energien gehen müssen.

DW-WORLD.DE: Herr Minister Gabriel, wie tief ist Kluft noch zwischen Europäern und USA in Sachen Klimaschutz?

Sigmar Gabriel: Die ist sicher nicht mehr so tief, wie in der Vergangenheit. Da gibt es schon eine Menge Brücken. Die Amerikaner sagen, wir können jetzt nicht mehr machen, wir schaffen es nicht, das aufzuholen, was Bush verdorben hat. Wir sagen, okay, das akzeptieren wir, aber bitte sagt uns, wie die Aufholjagd weiter gehen soll. Da müssen die Amerikaner konkreter werden.

Das Interview führte Christina Bergmann

Redaktion: Monika Lohmüller