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Studentische Hilfskräfte

28. September 2009

Studentische Hilfskräfte können mehr als nur kopieren. Oft sind sie die heimlichen Stützen der Uni. Doch seit der Bologna-Reform fehlt den Studierenden die Zeit für diesen Job. Das bekommen auch die Dozenten zu spüren.

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Eine Studentin mit einem Bücherstapel auf dem Arm in der Bibliothek der Universität Würzburg (Foto: dpa)
Auch in der Uni-Bibliothek sind studentische Hilfskräfte tätigBild: picture-alliance / dpa

Böse Zungen behaupten, sie seien die Kofferträger der Professorinnen und Professoren. In Einzelfällen mag das stimmen. Doch in der Regel tragen die studentischen Hilfskräfte an deutschen Hochschulen, kurz "HiWis", wesentlich mehr Verantwortung als kopieren, Kaffee kochen – oder eben Aktenkoffer tragen.

Helfende Hände in Studium und Lehre

Janine Bruckmann ist eine klassische "HiWi". Sie jobbt im Germanistischen Seminar der Universität Bonn und geht dort ihrer Professorin an zwei Tagen in der Woche für insgesamt zehn Stunden zur Hand: "Ich bin zuständig für die Koordinierung der Seminare, beaufsichtige die Sprechstunden, tippe auch Seminarpläne, mache Kopiervorlagen und redigiere die Forschung der jeweiligen Professoren." Wichtige Aufgaben also, ohne die der Alltag im Unibetrieb längst nicht so reibungslos klappte.

Insgesamt gibt es in Deutschland gut 30.000 studentische Hilfskräfte. Sie sind Angestellte ihrer Hochschule und unterstützen wie Janine Bruckmann die Hochschullehrerinnen und -lehrer in Studium und Lehre. Es gibt aber auch ganz andere Bereiche, in denen studentische Hilfskräfte tätig sind. Dazu zählen zum Beispiel die Uni-Bibliothek und das hochschuleigene Medienzentrum.

Auch ausländische Studierende sind gefragt

Das Arithmeum in Bonn (Foto: Frank Luerweg)
Im Bonner Arithmeum führen HiWis die Besucher durch die Welt der ZahlenBild: Frank Luerweg

Das Arithmeum an der Uni Bonn, ein Museum für historische Rechenmaschinen, ist so ein spezieller Arbeitsplatz für "HiWis". Der italienische Gaststudent Carlo Marco Valentini jobbt hier zweimal in der Woche als studentische Hilfskraft, führt Besucher durch die Welt der Zahlen und erklärt ihnen die Funktionsweise der Rechenmaschinen. Denn auch Auslandsstudierende dürfen als studentische Hilfskräfte arbeiten. Gerade für seine Sprachkenntnisse bringe ihm der Job sehr viel, sagt Carlo Marco Valentini. "Vor allem, was das freie Sprechen angeht. Man neigt dazu, den Ausdruck zu verbessern, und das ist auf jeden Fall von Vorteil für Studenten, die aus dem Ausland kommen."

Ein weiterer Vorteil für Studierende wie Carlo Marco Valentini und Janine Bruckmann ist, dass sich Studium und Nebenjob bequem miteinander verbinden lassen. Und wer nach seinem Abschluss selbst einmal in die Wissenschaft möchte, kann sich als studentische Hilfskraft schon während des Studiums ein gutes Bild vom Hochschulalltag der Dozenten machen.

Die Kontakte zur Besetzung einer "HiWi"-Stelle ergeben sich meist direkt in der Fakultät oder im Fach, denn Professorinnen und Professoren suchen sich gerne Studierende aus, die ihnen in Vorlesungen und Seminaren positiv aufgefallen sind. Aber es gibt auch Stellen, die offiziell ausgeschrieben sind.

Weniger Bewerbungen seit Bologna-Reform

Studenten beim Lernen auf der Bonner Uniwiese (Foto: Frank Homann)
Büffeln für den Bachelor - auch in der FreizeitBild: Frank Homann

Allerdings spüren diejenigen, die eine studentische Hilfskraft suchen, dass sich heute weniger Studierende bewerben als noch vor einigen Jahren. Der Hintergrund: Seit der Einführung der neuen Bachelor- und Masterstudiengänge im Rahmen der Bologna-Reform sind die Stundenpläne der Studierenden dichter geworden. Fürs Jobben bleibt vielen weniger Zeit.

Ina Prinz ist Dozentin an der Uni Bonn und gleichzeitig Museumsleiterin im Arithmeum. Sie hat auch Carlo Marco Valentini eingestellt. Jetzt, wo wieder neue Studenten eingestellt werden sollen, mache sich dieser Wandel in der deutschen Hochschullandschaft bemerkbar, sagt Prinz. "Seit der Einführung des Bachelors sind die meisten Studenten viel stärker ins Studium eingebunden sind, das Ganze ist viel verschulter als es bisher war, und dadurch ist auch die Freizeit, beziehungsweise die Zeit, um arbeiten zu können, deutlich reduziert." Das merke sie auch an der Anzahl der Bewerbungen für das Arithmeum.

Autorin: Nina Treude / Svenja Üing

Redaktion: Gaby Reucher