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Die Hoffnung liegt im Ausland

Karl Zawadzky1. Oktober 2002

Laut einer Unternehmens-Umfrage dürfte das Export-Geschäft deutscher Firmen im Jahr 2003 wieder an Fahrt gewinnen. Das berichtet der Deutsche Industrie- und Handelskammertag.

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Die Nachfrage nach deutschen Produkten nimmt im Ausland zuBild: AP

Nach einer Stagnation im laufenden Jahr erwartet der Verband für das kommende Jahr einen Anstieg der deutschen Exporte um 3,5 Prozent. Auch bei den deutschen Einfuhren wird eine Zunahme von drei Prozent prognostiziert. Allerdings sind die Impulse zu schwach für eine deutliche Trendwende der deutschen Konjunktur. Die konjunkturelle Entwicklung ist nach Ansicht von DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben enttäuschend. Für das laufende Jahr geht er von einer Zunahme der Wirtschaftsleistung um 0,5 Prozent aus. Für das kommende Jahr vermied Wansleben am Dienstag in Berlin eine Konjunkturprognose.

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag geht davon aus, dass es den deutschen Unternehmen trotz der schwierigen Rahmenbedingungen gelingt, ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit zu behaupten. Dies beruht nach Ansicht des Verbandes mehr auf den Leistungen und dem technologischen Vorsprung der Unternehmen als auf der Qualität des Wirtschaftsstandortes Deutschland.

Schwierige Prognosen

Wansleben weist darauf hin, dass Prognosen der künftigen Wirtschaftsentwicklung derzeit besonders problematisch sind. Sie stehen unter dem Vorbehalt, dass es nicht zu einem Krieg im Nahen und Mittleren Osten kommt und dass der Handel mit den USA aufgrund der politischen Belastungen im deutsch-amerikanischen Verhältnis keinen Schaden nimmt.

Hoffnungen der deutschen Exporteure richten sich insbesondere auf die EU-Länder, insbesondere auf Frankreich und Spanien. Aber auch von einigen kleineren EU-Ländern wie Griechenland und Irland sowie von den mittel- und osteuropäischen Ländern wird eine verstärkte Nachfrage nach deutschen Produkten erwartet. Die erwarteten Zuwächse bei der deutschen Ausfuhr fallen nach Mittel- und Ost-Europa mit zehn Prozent im Jahr 2002 und neun Prozent im Jahr 2003 am deutlichsten aus.

Die Rolle Russlands

"Sehr bemerkenswert ist die Rolle Russlands. Russland wird im nächsten Jahr in den Kreis der wichtigsten Handelspartner Deutschlands außerhalb der EU aufrücken", sagte Walsleben. Im laufenden Jahr sind die deutschen Exporte nach Russland um 45 Prozent gestiegen, für das kommende Jahr wird eine weitere Zunahme um 20 Prozent erwartet.

Die deutschen Auslandshandelskammern in Asien gehen davon aus, dass auch in dieser Region der Absatz deutscher Warten steigt - und zwar im Durchschnitt um 2,5 Prozent, in einigen Ländern allerdings sehr viel stärker. "Die Volksrepublik China entwickelt sich zum wichtigsten asiatischen Kunden unserer Wirtschaft - sogar noch vor Japan", erklärte Walsleben. Die Auslandshandelskammern in China rechnen mit einem Zuwachs von zehn Prozent in diesem und mit fünf Prozent im nächsten Jahr - nach einem Anstieg von 27 Prozent im Jahr 2001. Profitieren dürften nach Einschätzung des DIKH vor allem deutsche Unternehmen im Kfz-Bereich, im Maschinen- und Anlagebau sowie Infrastrukturanbieter. Auch die Exporte nach Indien, Korea, Malaysia, Neuseeland und Vietnam werden den Schätzungen zufolge jeweils um etwa zehn Prozent zulegen.

USA nehmen weniger ab

Nach den USA, dem nach der EU zweitwichtigsten Aufnahmeland deutscher Ausfuhren, gehen die Exporte dagegen zurück. Die schwache amerikanische Konjunktur führt in Verbindung mit dem stärkeren Euro-Kurs bei den deutschen Exporteuren zu einem Minus von etwa sechs Prozent. In gleicher Größenordnung wird auch für das kommende Jahr ein Rückgang erwartet. Dagegen wird für die deutschen Lieferungen nach Kanada eine Zunahme um fünf Prozent erwartet.

Für Lateinamerika rechnen die Auslandshandelskammern mit einem Anstieg der Exporte um knapp zwei Prozent im kommenden Jahr, nach einem Minus von 14 Prozent im laufenden Jahr.

Schließlich sehen die Auslandshandelskammern für das kommende Jahr einen Anstieg der deutschen Einfuhren um drei Prozent. Dieser Anstieg hat nach Einschätzung Wanslebens nur wenig mit der Entwicklung der deutschen Binnenkonjunktur zu tun. Vielmehr müsse die Entwicklung im Import zunehmend als Spiegelbild der deutschen Exportleistungen gewertet werden. Denn ein Großteil deutscher Einfuhren geht in die Produktion von Exportgütern ein. "Das zeigt auch", so der DIKH-Mann, "dass die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmen sich zunehmend auf kostengünstige Zulieferungen aus internationalen Standorten stützt."