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Die Interessen der Nachbarländer und Europas an den Wahlen in der DR Kongo

Maja Dreyer 29. Juli 2006

Kongo ist bei den Wahlen am Sonntag (30.7.2006) auf internationale Unterstützung angewiesen. Doch viele Kongolesen empfangen einige dieser Ausländer mit Argwohn. Sie vermuten eigennützige Gründe hinter deren Engagement.

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Ausländische Truppen werden mit misstrauisch empfangenBild: AP

Kongos internationale Beziehungen lesen sich wie die Chronik der Plünderung dieses zentralafrikanischen Riesenreiches. Seit das Gebiet der heutigen Demokratischen Republik Kongo das Interesse der westlichen Länder geweckt hat, haben sich seine Führer die Sympathien ihrer ausländischen Freunde stets mit den reichlich vorhandenen Rohstoffen erkauft: Den Anfang nahm im vorletzten Jahrhundert mit König Leopold von Belgien, der mit Bergbaulizenzen seine Privatkolonie finanzierte. Und bis heute sichern sich im Osten Kongos die letzten Kriegsherren auf diese Weise nicht nur Waffen, sondern auch die Unterstützung aus den Nachbarländern Uganda und Ruanda.

Misstrauen gegenüber den Nachbarstaaten

Für den Parlamentsabgeordneten Ennock Rubernangabo Gebineza aus der Provinz Kivu an der Grenze zu Ruanda und Uganda ist das schon lange ein Ärgernis. "Seit zehn Jahren kommen Uganda und Ruanda in den Kongo und klauen die Rohstoffe - das ist doch kein Geheimnis. Darüber gibt es viele Berichte von den Vereinten Nationen und Nichtregierungsorganisationen. Bis heute verschaffen sie sich Vorteile durch diese Rohstoffe."

Wahkampf im Kongo
Kabila wird von Angola unterstütztBild: AP

Die beiden kleinen Nachbarländer sind wichtige Transitstrecken, um Kongos wertvolle Rohstoffe über ostafrikanische Häfen verschiffen zu können. Wie genau die Geschäftsbeziehungen aussehen, darüber sind kaum Informationen greifbar. Über die politischen Verstrickungen ist noch weniger bekannt. Klar ist nur: Beide Länder haben einflussreiche Freunde im Osten Kongos. Gleichzeitig ist das nahe Grenzgebiet Rückzugsort für ruandische und ugandische Rebellengruppen, die die Nachbarländer unter Kontrolle wissen wollen.

Ruandas Präsident Paul Kagame unterstrich zwar kürzlich, dass die Wahlen im Kongo ein Erfolg werden müssten. Wie genau er sich die Beziehungen zum großen Nachbarn vorstellt, dazu äußerte sich Kagame nicht. Doch genau davon hängt die Stabilität der Region ab, meint der Afrika-Wissenschaftler Denis Tull von der deutschen Stiftung Wissenschaft und Politik: "Es kommt sehr darauf an, ob Ruanda mit dem Wahlsieger ein Arrangement trifft, das sowohl die ruandischen Interessen in der Kivu-Provinz respektiert, als auch es der neuen kongolesischen Regierung ermöglichen wird, wirklich Fuß zu fassen in dieser Region, die seit 1998 nicht unter der Kontrolle Kinshasas liegt."

Der Wahlsieger, das wird allen Einschätzungen zufolge der jetzige Übergangspräsident Joseph Kabila sein. Dieser wird auch im westlich angrenzenden Angola favorisiert, das schon Kabilas Vater im letzten Kongo-Krieg gegen die Eindringlinge Uganda und Ruanda unterstützt hat - sicher nicht ohne materielle Gegenleistung. Noch heute gilt Angola mit seinem starken Einfluss im Westen Kongos, also der Region um die Hauptstadt Kinshasa, als Schutzmacht von Joseph Kabila.

Angst vor Ausbeutung durch den Westen

Präsident Paul Kagame Ruanda
Frieden hängt auch von der Zusammenarbeit mit Ruandas Präsident Kagame abBild: AP

Vielmehr jedoch argwöhnen die Kongolesen, dass die westlichen Länder, allen voran Frankreich und Deutschland, den jungen Präsidenten zu einer Wahl verhelfen wollen. Der Hintergrund: Kabila hat nach Ende des Krieges 2002 viele Bergbaulizenzen neu vergeben und dabei einen großen Teil der staatlichen Minen privatisiert. Davon haben vor allem französische Unternehmen profitiert. Aber auch die deutsche Regierung ist über eine Bürgschaft an einem wichtigen Bergbauunternehmen beteiligt.

Das ist der Nährboden für zahlreiche Gerüchte über wirtschaftlichen Interessen der europäischen Länder, die sie angeblich mit der Entsendung der Friedenstruppen zementieren wollen. Der politische Beobachter Denis Tull hält diese Vermutungen jedoch für übertrieben. Gerade Deutschlands Regierung zeige kein Interesse, wirtschaftlich aktiv zu werden. Auch Frankreichs sei nicht in erster Linie an Geschäften interessiert, so Tull: "Ich glaube vielmehr, dass Frankreich ein Interesse daran hat, seinen etwas ins Wanken geratenen Einfluss in Afrika zurückzugewinnen, besonders in den frankophonen Staaten. Das spielt mit Sicherheit eine große Rolle." Da können gute Geschäftsbeziehungen behilflich sein, denn französische Unternehmer im Kongo gelten als wichtigste Geldgeber für den Wahlkampf Kabilas.