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Die Jungs auf der Brücke

Jens Thurau29. August 2003

Bundeskanzler Gerhard Schröder und Außenminister Joschka Fischer wollen 2006 noch einmal als Duo zur Wiederwahl antreten wollen. Die Frage ist, ob diese Meldung wirklich wichtig ist.

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Sagen wir es einmal so: Das Gegenteil wäre ein richtiger Hammer gewesen: Kanzler und Vizekanzler sagen: Es reicht. Noch drei Jahre, dann dürft ihr euch andere suchen. Denn dann wäre schlagartig klar geworden, dass es diese anderen im rot-grünen Lager so recht nicht gibt. Wer könnte denn den Kanzler geben? Wolfgang Clement - vielleicht. Aber wer den grünen Chef des Außenamtes? Renate Künast oder Jürgen Trittin? Nun ja.

Was soll das Ganze also? Drei Vermutungen dazu: Zunächst einmal verstummen nun wohl die Spekulationen um Joschka Fischer und seinen möglichen Wechsel zur EU, um seinen Ehrgeiz, erster Außenminister der Gemeinschaft zu werden. Offiziell klingt das jetzt so: Schröder lässt Fischer nicht gehen, er ist zu wichtig für Rot-Grün, für den Kanzler, ja, für Deutschland. Der beliebteste Politiker des Landes ist er ja tatsächlich seit Jahren. Und wenn es stimmt, dass seine Karten für den ersehnten Posten bei der EU zuletzt doch nicht so gut waren, hat er jetzt einen eleganten Weg gefunden, sich davon zurückzuziehen.

Werbetechnisch clever

Vermutungen Nummer Zwei: Mit Kontinuität und Verlässlichkeit hat es diese Regierung ja nicht ganz so. Jetzt packt sie zwar wichtige Reformen an, aber den Bürgern schwirrt der Kopf ob der Pläne zur Renten-Gesundheits-Arbeitsmarktreform. Heute so, morgen so. Jetzt gibt es einen roten Faden: Die beiden Häuptlinge (auch Schröder hat immer noch gute Sympathiewerten) sie sind die verlässlichen Größen dieser Regierung. Motto: Das Boot schlingert und ändert hastig den Kurs, aber die Jungs auf der Brücke sind schwer in Ordnung.

Vermutung Nummer drei: fast eine Gewissheit. Der Kanzler und sein Vize haben es der Opposition so recht gegeben, wie die wütenden und hässlichen Kommentare von Union und FDP verdeutlichen. Schröder ist Schuld an der Quasselrepublik, schimpft Edmund Stoiber, Die Ankündigung des Duos, wieder zu kandidieren, ist schlimm für Deutschland und peinlich, wütet FDP-Chef Guido Westerwelle. Ja, warum das ganze Geschrei? Weil diese Aktion direkt ins Herz der Opposition zielt. Noch über zwei Jahre werden wir verfolgen dürfen, wie sich Stoiber und CDU-Chefin Angela Merkel und Hessens Regierungschef Roland Koch um die Kanzlerkandidatur der Union balgen und die FDP sich um eine Koalitionsaussage drückt – und im Hintergrund sitzt fest gemauert das Duo Gerd und Joschka startbereit zum Kampf.

Und dann gibt es noch einen kleinen, ebenso nach innen wie nach außen wirkenden Nebeneffekt: Schröder und Fischer wollen Mut machen und die eigenen Reihen stärken für drei vor ihnen liegenden, schwere Jahre. Denn wer 2006 noch mal antreten will, kann vorher nicht den Bettel hinschmeißen. Werbetechnisch also eine ganz schön clevere Idee, diese Ankündigung von Kanzler und Vizekanzler.