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Die Kühe sind teilweise los

Michael Knigge9. September 2004

Mit einer Woche Verspätung wird jetzt doch der neue Disney-Film "Die Kühe sind los" von großen deutschen Kinobetreibern gezeigt. Vorausgegangen war eine einmalige Kraftprobe zwischen Kinoketten und dem US-Filmgiganten.

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Schluss mit lustig: Disney ist deutschen Kinoketten zu teuerBild: Buena Vista

Eigentlich sollte der neue Disney-Streifen schon seit dem 2. September deutschlandweit bei den großen Kinoketten im Programm laufen. Der Film, der in den USA bislang rund 50 Millionen Dollar eingespielt hat, sollte auch deutsche Familien ins Kino locken. Doch dann sperrten sich die drei großen deutschen Kinoketten Cinemaxx, Kieft & Kieft/Cinestar und UCI. "Wir haben den Film bislang nicht gezeigt, weil wir uns mit dem Verleiher nicht über Vertragsinhalte einigen konnten", begründet Arne Schmidt, Pressesprecher von Cinemaxx, den Schritt seines Unternehmens. Er räumt ein, dass der verzögerte Kinostart eines potenziellen Kassenschlagers sehr ungewöhnlich sei.

Signalwirkung für Kinobranche

Kinostart Herr der Ringe
Amerikanische Blockbuster füllen die KinosäleBild: AP

Florian Hanauer, Medien-Analyst bei Helaba Trust, betrachtet die Verzögerung als bewusst eingesetztes Mittel der großen Kinobetreiber: "Das ist ein Novum mit Signalwirkung, dass die deutschen Kinobetreiber einem Branchenriesen wie Disney ihre Macht demonstrieren." Zwar hätten die Kinobetreiber grundsätzlich großes Interesse, Kassenschlager - sogenannte Blockbuster - in ihren Kinos zu zeigen, aber aufgrund der Marktdominanz weniger großer Kinoketten in Deutschland, können selbst die Hollywood-Verleiher ihre Bedingungen nicht ohne weiteres durchsetzen. "Wenn die großen Filmstudios wie Disney und Time Warner einen Blockbuster in Deutschland vermarkten wollen, dann sind sie auf die großen Kinoketten angewiesen", sagt Hanauer. "Und wenn sich die Marktführer einig sind, dass die Konditionen für sie zu schlecht sind, dann müssen selbst diese Medienriesen nachgeben."

Machtpoker zwischen Betreibern und Verleihern

Mickey Mouse
Disneys erfolgreichste Erfindung: Mickey MouseBild: AP

Die Konzentration in der Filmbranche ist Folge des Verdrängungswettbewerbes der vergangenen Jahre. Besonders in Deutschland mussten zahlreiche im Zuge des New Economy-Hypes neu gegründete Filmproduktions- und Verleihgesellschaften aufgeben. Aber auch bei den Kinobetreibern entgingen viele Unternehmen nur knapp der Pleite, indem sie sich zu größeren Einheiten zusammenschlossen. Die Konsequenz daraus ist eine mehr Macht auf beiden Seiten und ein harter Kampf ums Geld.

Darum drehte sich wohl auch der Poker zwischen den Kinoketten und dem Disney-Verleiher Buena Vista. "Es ging nicht nur um 'Die Kühe sind los', sondern um die Rahmenbedingungen für den Filmeinkauf von allen künftig von Buena Vista Deutschland vertriebenen Filmen", sagt Cinemaxx-Sprecher Schmidt ohne Details zu nennen. Cinemaxx betreibt nach eigenen Angaben 47 Kinocenter mit rund 88.000 Plätzen. Disney/Buena Vista wollten sich gar nicht äußern.

Kampf um Ticketerlöse

Die Aufteilung der Erlöse aus den Ticketverkäufen zwischen Kinobetreiber und Verleiher sind sehr unterschiedlich, variieren je nach Film und werden jede Woche an die aktuellen Zuschauerzahlen angepasst. "In den ersten Wochen können die großen Verleiher bei Blockbustern natürlich den Löwenanteil der Einnahmen verlangen, dagegen müssen sie wenn der Film einige Wochen gelaufen ist, Abstriche machen, damit die Kinobetreiber den Film noch weiter laufen lassen."

Um so bemerkenswerter ist es, dass es die großen Kinoketten beim möglichen Publikumsrenner "Die Kühe sind los" auf einen Konflikt mit Disney ankommen ließen. Aber nun ist erstmal wenigstens teilweise wieder Entspannung angesagt: "Wir haben uns jetzt doch noch geeinigt und werden 'Die Kühe sind los' ab Donnerstag (8.9.) zeigen", sagt Cinemaxx-Sprecher Schmidt. Und auch in den 92 deutschen Kinos von Kieft & Kieft/Cinestar wird der Streifen nun anlaufen. Dagegen heißt es bei UCI/Kinowelt, dem Betreiber von 167 Kinosälen mit mehr als 40.000 Plätzen, weiterhin: "Wir sind noch in Verhandlungen."