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Die Kardinäle wählen und wählen

13. März 2013

Keine Entscheidung in Rom: Auch die neuen Wahlgänge beim Konklave haben keine Einigung gebracht. Aus dem Schornstein auf der Sixtinischen Kapelle stieg gegen 11:40 Uhr schwarzer Rauch auf. Am Nachmittag ging es weiter.

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Deckenmalerei "Die Erschaffung Adams" in der Sixtinischen Kapelle in Rom (foto:dpa)
Bild: picture-alliance/David Ebener

Dicke Regenwolken hängen über dem Vatikan, Gläubige und neugierige Touristen harren unter ihren Regenschirmen aus und blicken gespannt auf den Schornstein über ihnen. Auch in den TV-Kanälen und auf den Riesenleinwänden auf dem Petersplatz ist praktisch ständig das lange Kupferrohr eingeblendet, aus dem schließlich dichter schwarzer Rauch stieg.

Bereits um 6.30 Uhr hatte es Frühstück für die Würdenträger in Rot gegeben. Nach der erfolglosen ersten Abstimmung am Vorabend, die Beobachter als Stimmungstest unter den 115 Kardinälen werteten, gab es auch bei den beiden Wahlgängen am Vormittag keine Mehrheit. Als wieder Rauch aus dem Schornstein aufstieg, war den Beobachtern sehr schnell klar: schwarz! Also: Noch ist kein Papst gefunden. Nach einem Mittagessen der Kardinäle gab es zwei weitere Wahlgänge.

77 Stimmen

Die Kardinäle wollen so den Nachfolger für den am 28. Februar zurückgetretenen Papst Benedikt XVI bestimmen. Es wird damit gerechnet, dass sich die Herren noch in dieser Woche auf einen neuen Kirchenführer der weltweit 1,2 Milliarden Katholiken verständigen. Benedikt war bereits am zweiten Tag gewählt worden.

Erreicht ein Kandidat die notwendige Zweidrittel-Mehrheit (also mindestens 77 Stimmen), wird die erfolgreiche Wahl sofort durch weißen Rauch der Öffentlichkeit verkündet.

Die Kardinäle sind im Konklave völlig von der Außenwelt isoliert. In der Sixtinischen Kapelle sind Handys verboten, im nachgerüsteten Boden wurden Störsender eingebaut. Auch im Gästehaus Santa Marta, wo die Kardinäle übernachten, gibt es weder Fernsehen noch Radio noch Internet, kein Telefon und keine Zeitung. Die Twitter-Accounts der Herren sind ebenfalls stillgelegt.

Gläubige warten in Rom auf die Entscheidung über den Papst (foto:reuters)
Warten statt jubelnBild: Reuters

Beobachter im Vatikan haben den Kreis der Favoriten inzwischen auf vier Personen eingegrenzt, darunter der Mailänder Erzbischof Angelo Scola und der Brasilianer Odilo Pedro Scherer aus São Paulo. "Die katholische Kirche wird bis Donnerstag einen neuen Papst haben", kündigte der Erzbischof von New York, Timothy Dolan an, der selbst als Top-Kandidat gehandelt wird. Chancen werden schließlich auch dem Kanadier Marc Ouellet zugeschrieben. Je länger das Konklave dauert, desto größere Möglichkeiten könnte ein Außenseiter haben.

Wer wird Papst - die Wette läuft

Zeit für einen Afrikaner?

Der US-Sender CNN veröffentlichte eine Umfrage, wonach eine große Mehrheit der Afrikaner die Zeit für einen afrikanischen Papst gekommen sieht. Der Kontinent sei reif für einen schwarzen Papst, meinten 82 Prozent der 20 000 telefonisch Befragten laut CNN. Allerdings denken nur 61 Prozent, dass auch die Welt dafür bereit sei. Kardinal Peter Turkson aus Ghana gilt zumindest in den englischen Wettbüros als einer der Favoriten für den Stuhl Petri.

Die deutschen Kardinäle teilen nach Einschätzung des Sekretärs der Deutschen Bischofskonferenz, Hans Langendörfer, die "Besorgnisse" über mangelnde Effizienz und Zentralismus der vatikanischen Kurie, die in den Kardinalsversammlungen vor dem Konklave laut wurden. Insbesondere bei der Kommunikation nach außen müssten unter dem nächsten Papst "dringend erforderliche Verbesserungen umgesetzt" werden, sagte der Jesuitenpater Langendörfer bei einer Buchvorstellung im Vatikan.

ml/sti/sc (dpa, KNA epd)