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Die Kriege von morgen sind lukrativ

Lydia Heller29. Mai 2003

Das Ende der Kämpfe im Irak war noch nicht verkündet, da begann schon das Buhlen um Aufträge. Doch es geht nicht nur um den Wiederaufbau. High-Tech-Firmen denken schon an die nächsten Kriege.

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Längst kein Spiel mehr: <br>Krieg am Computer

Viele Militärstrategen sind überzeugt: Der Irak-Krieg markierte den Beginn einer neuen westlichen Kriegskultur, die den Regeln der Netzwerke und der Digitalisierung folgt. "Network Centric Warfare" - "netzwerkzentrierter Krieg" - heißt das neue Konzept der Kriegsführung. Es beruht auf dem gemeinsamen Zugriff auf Ressourcen und Wissen.

Schnell reagieren

In Zukunft werden laut Jost Vielhaber von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik die Stäbe, die Aufklärung und die Waffensysteme eng verknüpft. Das heißt: Satelliten, Aufklärungsflugzeuge und Bodentruppen liefern Bilder und Tonaufnahmen, die in den Hauptquartieren per Computer ausgewertet werden. Jeder Punkt des Gefechtsfeldes soll so genau identifiziert werden und schon in kürzester Zeit von ferngesteuerten Raketen angepeilt werden können. Die einzelnen Einheiten sollen dabei unabhängig voneinander agieren. Sie können ihre Aktionen aber auch ganz kurzfristig miteinander koordinieren und sich so sehr schnell auf veränderte Situationen einstellen.

Noch nicht ausgereift

Es geht also um Informationsüberlegenheit. Moderne Kriegstechnologie ist vor allem eine Technologie der Datenverarbeitung. Allerdings gilt die Technik noch nicht als ausgereift. Das enorme Datenaufkommen, das das Konzept der netzwerkzentrierten Kriegführung mit sich bringt, könnten die heutigen Computersysteme der Armeen noch nicht bewältigen. Zudem, so Jost Vielhaber, müssten die Organisation und Logistik der Armeen völlig umgestaltet werden - von einer Hierarchie in ein Netzwerk.

Und dieser Prozess sei noch lange nicht abgeschlossen, meint Jost Vielhaber. Der Experte weiß: "Das funktioniert natürlich nur, wenn eine sehr enge Zusammenarbeit mit der beteiligten Industrie erfolgen kann und hierfür ist wiederum notwendig, dass überhaupt eine industrielle Basis dafür existiert."

Kriegstest in Ottobrunn

In den USA gibt es diese Basis schon. IT-Konzerne wie die kalifornische Computer Science Corporation verzeichneten in den letzten Jahren zweistellige Wachstumsraten. Aber auch die europäische Industrie steht inzwischen in den Startlöchern: So testeten deutsche Unternehmen gemeinsam mit US -amerikanischen Streitkräften Ende Februar vernetzte Systeme zum Informationsmanagement in einem virtuellen Militär-Hauptquartier im bayrischen Ottobrunn.

Die Erfolgschancen für die deutsche Industrie auf diesem Markt seien hoch, schätzt etwa Burkhard Theile von der Rheinmetall DETEC AG. Vorausgesetzt, es gelinge, die Erfahrungen mit zivilen Technologien der Datenverarbeitung und -übertragung mit der Militärtechnik zu intelligenten Systemen zu verküpfen.