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Die Kunst der 80er

Silke Wünsch23. Juli 2015

Die 80er Jahre sind vielen als schrilles und buntes Jahrzehnt in Erinnerung. Der damalige Zeitgeist prägte auch die Werke vieler Künstler. Wie Punk und Anarchie in die Kunst einzogen, zeigt eine Ausstellung in Frankfurt.

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Bild "Electric Night" von Helmut Middendorf (Quelle: VG Bild-Kunst, Bonn 2015)
Bild: VG Bild-Kunst, Bonn 2015

Aus den Radios tönt elektronische Musik mit Nonsens-Texten. Auf Bühnen in düsteren Kellern schlagen Musiker mit Eisenstangen auf Ölkanister ein. Junge Menschen rasieren sich die Köpfe, tragen zerfetzte Klamotten und zeigen der Gesellschaft den Mittelfinger. Der erst 30 Jahre alten Bundesrepublik haftet immer noch eine Art Staubschicht an, eine Schicht aus Nachkriegsmuff, Gemütlichkeit und Wohlstand. Das muss weg. Die Musik explodiert - Punk und Wave kommen aus England, inspirieren deutsche Musiker und Bands zu musikalischen Experimenten. Es darf alles sein, nur nicht die alte Soße. Die Subkultur kommt aus dem Untergrund an die Oberfläche und breitet sich in der Gesellschaft aus. Die beschäftigen zeitgleich gewaltige weltpolitische Brandherde, allen voran die weltweite Angst vor atomarer Aufrüstung und einem neuen Weltkrieg - bis hin zu einer gigantischen Friedensbewegung, dem Ende des Kalten Krieges und der Deutschen Einheit.

Kunst tobt sich aus

Solche Umbrüche, sowohl gesellschaftliche als auch politische, können in diesem Jahrzehnt einfach nicht an der Kunst vorbeigehen. In Berlin, Hamburg und Köln entstehen Künstlergruppen, die sich der festgefahrenen Avantgarde und dem starren Kunstbetrieb jener Zeit entziehen wollen. Sie brechen aus, verbünden sich mit Anarchie und Punk, zeigen der Kunstszene ebenfalls den Mittelfinger, indem sie mit Konventionen brechen. Sie heißen "Die Jungen Wilden", werden als "Neo-Expressionisten" bezeichnet, stellen selbst unter dem Begriff "Heftige Malerei" aus.

Die Zeit vergeht zu schnell, als dass sich ein eigener Kunststil entwickeln könnte. Die Kunst probiert aus, agiert tempo- und facettenreich. Die Bilder haben auf dem Kunstmarkt schnell Erfolg, während die Kritiker noch zurückhaltend sind. Maler wie Martin Kippenberger und Helmut Middendorf sind bekannte Vertreter dieser Zeit und hängen heute in Privatsammlungen und großen Museen weltweit.

Ein gewaltiger Bilderschatz

Das Städel Museum in Frankfurt am Main hat 100 Werke aus dieser Zeit zu einer eindrucksvollen Schau zusammengetragen. Für Max Hollein, Direktor des Museums, ist die Ausstellung ein "gewaltiger Bilderschatz, der zu lange durch die Brille überkommener Klischees gesehen wurde". Das Städel will die große malerische Kraft der Künstler hervorheben, die zwar von der Popkultur inspiriert, aber nicht geprägt wurde. Zu sehen ist die Ausstellung "Die 80er. Figurative Malerei in der BRD" bis zum 15. Oktober 2015 in Frankfurt.