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Die Liste der Helfer wird kürzer

Hasan Hussain29. Juli 2003

Die Jagd auf Saddam Hussein geht weiter. Mittlerweile stehen ihm immer weniger Verstecke zur Verfügung. Und der schweigenden Mehrheit der Iraker scheint dies sehr recht zu sein.

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Auf der Suche nach dem irakischen Ex-DiktatorBild: AP

Dass die arabische Welt - vor allem die Medien - gern vom "Widerstand des irakischen Volkes gegen die amerikanischen Besatzungstruppen" spricht, sei nur Wunschdenken, meinen viele Iraker im Land. Und dass die Amerikaner von einem "Guerilla-Krieg" redeten, diene dem Zweck, die eigene Öffentlichkeit auf einen längeren Einsatz ihrer Soldaten im Irak vorzubereiten.

Die Mehrheit der Iraker selbst denkt hingegen anders über die tagtäglichen Anschläge auf die US-Truppen: Man spricht - oft leise und nur selten laut - von "Terror-Anschlägen", die von den Schergen des alten Regimes und ihrer Helfer ausgehen und direkt oder indirekt die zivile Bevölkerung treffen. Das hält die Erinnerungen an den über drei Jahrzehnte währenden rücksichtlosen Umgang des gestürzten Machthabers mit dem Volk wach.

Politik statt Gewalt

Stadtrat von Bagdad Paul Bremer
Paul Bremer spricht zu Mitgliedern des irakischen RegierungsratesBild: AP

Eine deutliche Mehrheit der irakischen Bevölkerung hat sich für den politischen Weg entschieden und will - in der Auseinandersetzung mit den Besatzern - die Souveränität des Landes wiederherstellen und den Aufbaus des Iraks vorantreiben. Diese Mehrheit bilden zum einen die Schiiten, die rund 55 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Sie verhalten sich derzeit neutral und unternehmen nichts, was dem alten Regime dienen würde. Außerdem sitzen Vertreter von ihnen im Regierungsrat (Foto), der von US-Verwalter Paul Bremer ins Leben gerufen wurde. Zu dieser Mehrheit gehören auch die Kurden, die rund ein Viertel der Bevölkerung ausmachen. Sie sehen die Besatzer nicht nur als Freunde sondern auch als einzige Garanten für die Erfüllung ihrer nationalen Rechte.

Hinzu kommen die anderen Minderheiten, wie die Christen und Turkmenen, die zusammen einen Bevölkerungsanteil von 6 Prozent haben. So gesehen besteht eine Mehrheit von über 80 Prozent des irakischen Volkes, die entweder die Entwicklung im Lande abwartet oder aber den Amerikanern freundlich gesonnen ist. Aber auch von den Sunniten arbeitet ein beachtlicher Teil mit den "Siegern" zusammen - mit dem Ziel nicht ganz von der politischen Szene zu verschwinden, die sie seit der Gründung des irakischen Staates im Jahre 1921 bestimmt haben.

Wer aber sind die "Widerständler" und "Guerilla-Krieger"? Es sind in erste Linie übrig gebliebene Offiziere und Angehörige des Sonder-Sicherheits-Dienstes, der von Saddam Husseins Sohn Kusai geleitet wurde. Seine einzige Aufgabe war es, das Leben des gestürzten Präsidenten zu schützen. Die meisten Angehörigen dieses Sicherheits-Dienstes stammen aus dem Westen Iraks: aus Ramadi, Falluja, Hit, Anna, Haditha, Beji, Dheluia und nicht zuletzt aus Tikrit, dem Geburtsort von Saddam Hussein. In diesen Orten wurden auch die meisten Anschläge gegen US-Soldaten verübt. Die Bewohner dieses Gebiets sind für ihre konservative Haltung bekannt. In den 1950-er und 1960-er Jahren waren dort die so genannten Muslim-Bruderschaften sehr aktiv. In den vergangenen 15 Jahren haben sogar die Anhänger des in Saudi-Arabien zur offiziellen Glaubensrichtung erklärten radikalen Wahabbismus Fuß gefasst. Ihm gehört auch Terroristen-Führer Osama Bin Laden an.

Im großen und ganzen sind es also zwei Gruppen, die in die Anschläge verwickelt sind: Die erste Gruppe besteht aus Saddam Hussein und seinen Getreuen, denen offenbar die meisten Anschläge zuzuschreiben sind. Von der zweiten Gruppe - eigenständig operierenden radikalen Islamisten-Zellen - hört man in der letzten Zeit sehr wenig. Beide Gruppen sind miteinander nicht vernetzt.

Idealer Unterschlupf

Das Gebiet westlich und nordwestlich von Bagdad könnte auch ein idealer Unterschlupf für den gestürzten Diktator Saddam Hussein sein: Wegen der Nähe zu den syrischen und jordanischen Grenzen ist die Flucht über die endlose Wüste relativ leicht möglich. Außerdem sind in dem Gebiet in den vergangenen 25 Jahren sehr viele unterirdische Anlagen und Tunnelsysteme gebaut worden.

Saddam Hussein hat in den letzten vergangenen Wochen herbe Schläge hinnehmen müssen: Vor kurzem wurde sein enger Vertrauter und Privat-Sekretär Abed Hmud von den Amerikanern festgenommen. Und letzte Woche sind seine beiden Söhne Udai und Kusai getötet worden. Saddam Hussein, sein Sohn Kusai und sein Privat-Sekretär Abed Hmud bildeten die drei Hauptsäulen des Machtzentrums im diktatorischen Irak. Es wird Saddam nun sehr schwer fallen, Weggefährten zu finden, denen er vertrauen und auf die er sich verlassen kann. Ihm stehen nur noch sehr wenige Orte zur Verfügung, in denen er sich verstecken kann. Schließlich sind auch die 30 Mio. US-Dollar Kopfgeld, die auf ihn ausgesetzt sind, nicht nur im Irak viel Geld.