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Die logistische Mammutaufgabe

4. Januar 2005

Die Vereinten Nationen melden einen Spendenrekord. Dennoch warten 1,8 Millionen Menschen dringend auf Hilfe - die Verteilung der Hilfe bleibt das große Problem.

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Ausladung von Hilfsgütern in Banda AcehBild: AP

Neun Tage nach der Flutkatastrophe in Südasien benötigen immer noch mehr als 1,8 Millionen Menschen dringend Nahrungsmittel. Die UN warnte davor, dass Tausende verhungern oder an Krankheiten sterben könnten, weil Versorgungsgüter nicht rechtzeitig ankämen. Hilfsorganisationen rechnen damit, dass es einige Tage dauern könnte, bis auch die entlegensten Gegenden erreicht werden.

Die Vereinten Nationen gaben unterdessen an, dass sie bisher 1,5 Milliarden Dollar an Spenden erhalten haben. Diese Summe stelle einen Rekord dar, sagte eine Sprecherin des UN-Amtes zur Koordination humanitärer Hilfe (OCHA). Der UN-Chefkoordinator für Indonesien, Michael Elmquist beklagte nach einem Bericht der "Washington Post", dass nur ein Achtel der Hilfsgüter wegen fehlender Infrastruktur und logistischer Probleme die Bedürftigen auf der am stärksten betroffenen Insel Sumatra erreiche. Etwa 800.000 der 4,6 Millionen Bewohner der Provinz Aceh würden für die nächsten drei bis zwölf Monate vollkommen von fremder Hilfe abhängig sein, sagte Elmquist.

Zur Versorgung von Hunderttausenden mit Trinkwasser, Nahrung und Medizin sind in den Katastrophengebieten am Indischen Ozean Hubschrauber, Flugzeuge, Schiffe und Lastwagen im Dauereinsatz - nicht immer reibungslos.

Unfall auf dem Flughafen

Boeing 737 Landebahn Banda Aceh
Die verunglückte Boeing 737 auf der Landebahn in Banda AcehBild: AP

Der Flughafen von Banda Aceh auf der indonesischen Insel Sumatra ist nach mehrstündiger Schließung wieder startklar für den Luftverkehr gemacht worden. Räumungstrupps gelang es am Dienstag, das havarierte Transportflugzeug zu entfernen, das die Start- und Landebahn blockiert hatte. Die Maschine war kurz nach Mitternacht in eine Kuhherde gerollt und manövrierunfähig zum Stehen gekommen. Hubschrauber konnten den Flughafen aber weiterhin benutzen. Es wurde damit gerechnet, dass auch Flugzeuge mit den dringend benötigten Hilfsgütern schon bald wieder landen würden.

Bildgalerie Hilfsaktion in Südasien Zelt in Banda Aceh
Zeltstadt in Banda AcehBild: AP

Die Flutkatastrophe hat knapp 390.000 Menschen in Indonesien in Auffanglager flüchten lassen. Das Gesundheitsministerium in Jakarta korrigierte frühere Angaben, nach denen rund 272.000 Überlebende in Notquartieren aufgenommen wurden. Nach Einschätzung von Hilfsorganisationen dürfte die Zahl der Obdachlosen allerdings weit höher liegen. Die offiziell bestätigte Zahl der Fluttoten lag zunächst bei rund 94.000. Die Regierung rechnet allerdings mit 100.000 Todesopfern.

Mangel an Leichensäcken

Einsatzkräfte berichteten derweil von einem Mangel an Leichensäcken. "Wir brauchen dringen einige tausend mehr", sagte ein Helfer dem privaten Radiosender El Shinta. Seinen Schätzungen zufolge sind 15.000 Leichen alleine in der Umgebung von Banda Aceh noch immer nicht geborgen. Die Regierung befürchtet, dass die Flutwelle in und um Banda Aceh rund 30.000 Menschen das Leben kostete.

Höhere Opferzahlen in Sumatra befürchtet

Auf der indonesischen Insel Sumatra sind nach Angaben der Vereinten Nationen zehntausende weitere Tote zu befürchten. Nirgendwo sei die Lage so schlimm wie in Sumatra und dort besonders in der nördlichen Provinz Aceh, sagte UN-Hilfskoordinator Jan Egeland. Die Opferzahl werde dort noch "exponentiell ansteigen". Von allen betroffenen Orten sei die Küstenstadt Meulaboh in Aceh möglicherweise am schlimmsten zerstört. Mindestens die Hälfte der rund 50.000 Einwohner von Meulaboh sei tot.

Die UNO konzentriere sich mit ihrer Hilfe im Norden von Sumatra jetzt auf die Westküste. In dem Gebiet seien etliche Dörfer regelrecht ausradiert. Sein Mitgefühl gelte den Anwohnern des Küstengebietes, "denn bis dahin sind wir noch nicht einmal vorgedrungen, und sie sind am schlimmsten betroffen". (sams)