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Die Millionen des Monsieur Mobutu

Dirk Bathe17. Februar 2009

Er war einer der reichsten Diktatoren Afrikas: Mobutu Sese Seko, Präsident des damaligen Zaire. Nach DW-Informationen liegt ein Teil seines Vermögens auf einem Schweizer Konto – doch niemand wollte die Millionen haben.

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Mobutus Millionen liegen seit Jahren auf einem Schweizer SperrkontoBild: BilderBox

Nach dem Sturz Mobutus wurden weltweit seine Konten gesperrt und Besitztümer beschlagnahmt. Kein bedeutender Finanzplatz wollte noch länger im Ruf stehen, ein sicherer Hafen für die Schätze eines korrupten und gewalttätigen Diktators zu sein. Auch in der Schweiz handelten die Behörden schnell: Mobutu hatte seit Jahren eine Villa im Bergdorf Savigny – die ihm aber nur selten als Heimstatt gedient hatte. Da Mobutu schon wenige Monate nach seinem Sturz im marokkanischen Exil an den Folgen seiner Krebserkrankung starb, hätten die Erben Zugriff auf die Villa gehabt. Mit dem Argument, Unterhaltskosten für die leere Villa ständen noch aus, beschlagnahmten die Behörden das Gebäude und ließen es verkaufen. Etwa eine weitere Million Schweizer Franken stammt von anderen beschlagnahmten Konten Mobutus in der Schweiz – insgesamt landeten fast 8,8 Millionen Schweizer Franken auf einem Sperrkonto.
Geld, das die Schweiz möglichst schnell wieder verlassen sollte, ginge es nach den Bedürfnissen des Department für auswärtige Angelegenheiten und der Bundesanwaltschaft.

Wie wird man Mobutus Geld wieder los?

Seebeben Schweiz Flagge auf Halbmast
Bild: AP

Das Schweizer „Eidgenössische Département für auswärtige Angelegenheiten (EDA)“ bestätigte auf Anfrage der Deutschen Welle, dass die Regierung Kabila mehrfach auf die Existenz des Geldes hingewiesen worden sei. Dennoch habe es keine formell ausreichende Anfrage von Seiten der DR Kongo nach Übergabe der Millionen gegeben. Ein Rechtshilfeersuchen der Regierung Joseph Kabila sei an formalen Mängeln gescheitert. Der Schweizer Kongo-Experte und Aktivist der NGO Finanzplatz Schweiz, Max Mader glaubt, dass der Kabila-Regierung zumindest bis zum Dezember auch gar nicht daran gelegen war, die Mobutu-Millionen zu bekommen: "In der Regierung sitzt Francois Joseph Mobutu Nzanga – Vize-Premierminister und ältester Sohn des gestürzten Diktators. Und der hätte als Erbe natürlich direkt von den Millionen profitiert“.

Die Gier des Clans und der Ruf der Schweiz

Mobutu
Bild: AP

Die Erben Mobutus sind die gierigen Geister, von denen die Schweiz getrieben wird. Denn die Schlagzeile: „Schweiz hortet Millionen für Mobutus Erben“ wäre der PR-GAU für das gerade wieder restaurierte Renommée des Finanzplatzes. Und doch drohte genau dieses Szenario Wirklichkeit zu werden. Denn die Blockade der Millionen auf dem Sperrkonto hätte am 15. Dezember 2008 aus gesetzlichen Gründen beendet werden müssen. Das Geld wäre dann wie ein vorweihnachtliches Geschenk an die Erben des Diktators geflossen. Inzwischen hatte sich aber die Organisation „Finanzplatz Schweiz“ mit der Geschichte beschäftigt. Max Mader flog als Vertreter der Gruppe Anfang Dezember in die kongolesische Hauptstadt Kinshasa und sprach dort mit zahlreichen Regierungs-Vertretern und NGO-Mitarbeitern. Max Mader: „Dann setzte langsam ein Umdenken ein und auch in der Zivilbevölkerung wuchs der Wunsch, die Millionen zum Aufbau des Staates einzusetzen“ - auch wenn die gut 8 Millionen Franken angesichts der Probleme des Landes eher eine symbolische Summe sind.

Neue Chance für die Schweiz - und den Kongo?

Schweiz Banken USA Hypothekenkrise Logo von UBS Bank Wolken
Wo liegt Mobutus Geld?Bild: picture-alliance/ dpa

Immerhin beschäftigt sich nun der Schweizer Bundesrat wieder mit den Mobutu-Millionen. Und der Bundesrat in Bern verlängerte die Blockade-Frist für das Sperrkonto bis zum 28. Februar. Die kongolesische Regierung nutzte die Zeit und beauftragte den Schweizer Anwalt Enrico Monfrini, die Ansprüche der DR Kongo auf das Geld wahrzunehmen. Und tatsächlich: Am 6. Februar ging bei der Schweizer Bundesanwaltschaft die formal notwendige Strafanzeige ein, wie die Sprecherin Walburga Bur der Deutschen Welle bestätigte: „Wir prüfen nun die Zuständigkeit und ob ein Verfahren eröffnet wird. Eine Entscheidung wird vor dem 28. Februar gefällt.“ Die Strafanzeige richtet sich gegen Mobutu Sese Seko und seine Erben, denn nur über diesen Weg kann eine zeitlich unbefristete Sperrung des Kontos erreicht werden. Und dann schließlich das Geld nach Abschluss eines Verfahrens an die Regierung der DR Kongo überwiesen werden.

Ansprüche des Hof-Fotografen

Kinshasa - Kongo
Mobutus Millionen könnten helfen: Slum in KinshasaBild: pa/dpa

Also, alles geregelt? Leider nicht. Denn Mobutu hatte nicht nur Verwandte – er hatte auch Freunde. Wie den verstorbenen Schweizer Martin Hofmann, Leiter der schweizerisch-zairischen Handelskammer, ehemaliger Mobutu-Vertrauter und vor allem: sein Porträtfotograf. Über 25.000 Aufnahmen soll Hofmann von Mobutu gemacht haben – ohne je einen Rappen dafür gesehen zu haben. Jetzt fordert seine Witwe eine Entlohnung in Millionenhöhe - und die Mittel dafür lägen ja auf dem Sperrkonto. Sollte sie damit durchkommen, bliebe das Geld tatsächlich doch noch in der Schweiz.