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Die "Mutter Courage des Ostens" ist tot

27. November 2001

Regine Hildebrandt war eine Persönlichkeit, die mit ihrer Berliner "Schnodderschnauze", ihrer Aufrichtigkeit und Kompromisslosigkeit eine moralische Autorität war.

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Vergangene Woche erst war sie mit deutlicher Mehrheit im SPD-Vorstand der SPD bestätigt worden. Jetzt erlag Regine Hildebrandt einem schweren Krebsleiden.Bild: AP

Politiker aller Parteien und zahlreiche Bürger reagierten mit großer Betroffenheit und Trauer über den Tod der 60-Jährigen.

"Sie ist die Stimme vieler Ostdeutscher gewesen, die sich
unverstanden und mitunter ohnmächtig fühlten", sagte Bundespräsident Johannes Rau.

Bundeskanzler Gerhard Schröder nannte Hildebrandt eine
"Politikerin des Volkes" und würdigte ihre Entschlossenheit und Tatkraft: "Diese Haltung hat vielen Ostdeutschen das Selbstwertgefühl zurückgegeben, das durch eine als ungerecht und verfehlt empfundene Vereinigungs- und Abwicklungspolitik tief verletzt war."

Hildebrandt hatte 1996 von ihrer Brustkrebserkrankung erfahren und war seitdem mit zahlreichen Chemotherapien behandelt worden. Nach Bekanntwerden der
Todesnachricht kondolierten hunderte Bürger aus ganz Deutschland im Internet. Hildebrandt starb im Kreis ihrer Familie in Woltersdorf bei Berlin.

Hildebrandt gehörte von April bis August 1990 als Ministerin für Arbeit und Soziales der letzten DDR-Regierung an. Nach der Wiedervereinigung wurde die promovierte Biologin im
November 1990 Sozialministerin im Brandenburger Kabinett. 1991 wurde sie zur "Frau des Jahres" gewählt.

Als sich Stolpe nach der Landtagswahl 1999 für eine Koalition mit der CDU entschied, legte Hildebrandt ihr Landtagsmandat nieder und schied aus dem Kabinett aus. Zuvor hatte sie sich vehement für ein Regierungsbündnis mit der PDS ausgesprochen, um ihre Sozialpolitik fortführen zu können.

Bereits vor der Wende engagierte sich die Politikerin in der
Bürgerbewegung "Demokratie jetzt". Im Oktober 1989 trat sie der frisch gegründeten sozialdemokratischen Partei in Ostdeutschland bei.

Stets sprach die Mutter dreier Kinder offen über ihre Krankheit und machte gleichzeitig anderen Kranken Mut. Anfang des Jahres sorgte Hildebrandt für Aufsehen, als sie für ein selbstbestimmtes Sterben warb und kritisierte, dass es in Deutschland nicht die Möglichkeit aktiver Sterbehilfe gebe.