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Die Nektarine war der Täter

Petra Tabeling 26. Juli 2002

Wollten Sie schon immer mal wissen, wie eine DNA-Analyse funktioniert? Kein Problem: im Besucherlabor des Deutschen Museums in München darf jeder mal das Reagenzglas schütteln.

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Hobbyforscher betreiben Gentechnik-ForschungBild: Deutsches Museum / Klaus Brenninger

Die Idee ist ungewöhnlich, doch sie kommt gut an. Neuerdings kann man im Deutschen Museum in München nicht nur technische Exponate anschauen und Ergebnisse aus Forschung und Umwelt nachlesen, sondern selbst "Hand anlegen".

Abstraktes veranschaulichen

"Gentechnik, genmanipulierte Lebensmittel, genetische Fingerabdrücke, das sind Begriffe, die oft in den Medien und in der Öffentlichkeit kursieren, ohne näher erklärt zu werden", so Sabine Hansky, Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Deutschen Museums zu DW-WORLD. Das Besucherlabor schafft Abhilfe: Hier werden den Gästen die kompliziert klingenden Begriffe anhand einfacher Versuche begreiflich gemacht.

Interessierte bekommen einen weißen Kittel übergestreift und los geht's. Mit Pipetten, Reaktionsgefäßen, destilliertem Wasser, Trichtern und mit Hilfe von High-Tech-Geräten wird unter Anleitung von Studenten und Lehrern richtige Gentechnikforschung betrieben - drei ganze Stunden lang.

DNA zum Anfassen

Im Labor erfährt man zunächst wie die Erbsubstanz, die DNA, überhaupt in den Zellen unter dem Mikroskop zu erkennen ist und wie man diese herauslösen kann. Die Kursteilnehmer lernen auf diese Weise die Prinzipien der DNA-Isolierung und den Aufbau von Zell- und Kernmembran sowie der DNA kennen.

Nektarine als Täter

Spannend wird's vor allem, wenn es um den genetischen Fingerabdruck geht. Eine Methode, die in der Gerichtsmedizin angewandt wird, um Täter zu überführen. DNA-Proben von Verdächtigen und der DNA-Fund vom Tatort werden mit Enzymen versetzt und zerschnitten. Daraus gewonnene Stränge lassen sich der Größe nach auftrennen. Die dann enthaltenen Informationen über die menschlichen Gene, die in einem Strichmuster erkennbar werden, ermöglichen eine Identifikation: der genetische Fingerabdruck ist vorhanden.

DNA für's traute Heim

Noch muss die Nektarine als Täter im Besucherlabor herhalten. Sie wird zerkleinert und in einer Lösung aus Spülmittel und Salz eingelegt, so dass sich Proteine und die DNA-Bestandteile voneinander lösen können. Mit Alkohol versetzt und gekühlt bleiben die DNA-Anteile übrig. "Man kann sie sogar anfassen", erzählt die Biologin Sabine Gerber im Interview mit DW-WORLD über die glibberige und glitschige Masse, die halb durchsichtig einem Froschlaich gleicht. Um einen Stab gewickelt, kann sie sogar mit nach Hause genommen werden.

Seit der Eröffnung des bundesweit einmaligen Besucherlabors werde das Angebot des Deutschen Museums gut angenommen, so die Pressesprecherin. Gedacht ist der ungewöhnliche Ausflug in die Genforschung vor allem für Schüler oder Privatpersonen. Allerdings sind die Laborplätze auf 15 Teilnehmer begrenzt.

Bayern als Vorläufer in der Gentechnik

Bayerns Umweltministerium, das mit 200.000 Euro die Einrichtung des Labors gefördert hat, will zukünftig weitere Besucherlabore einrichten. Auch in Bayreuth, Erlangen und in Regensburg soll die Gentechnik für jedermann praktisch erfahrbar werden. "Bayern setzt in der Biotechnologie auf Information und Aufklärung ", so Umweltminister Werner Schnappauf.

Im Freistaat haben mehr Biotechnologiefirmen als in jedem anderen Bundesland ihren Sitz. Allein im Großraum München sind 5000 Menschen im Bereich Biotechnologie beschäftigt. Und das Interesse für diesen Wissenschaftszweig will man mit den Besucherlaboren weiter fördern. Vielleicht wird ja aus dem ein oder anderen Laien ein zukünftiger Biotechniker.