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Die Netz-Doktoren

Irina Scheidgen 16. Juli 2004

Immer mehr Menschen suchen medizinischen Rat im Internet. In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Gesundheitsportale ständig gewachsen. Mittlerweile kann der Laie auf Tausenden von Webseiten recherchieren.

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Noch gibt es sie nicht:<br>virtuelle SpritzenBild: AP

Sie heißen Netdoktor, Deutsches Medizin Forum oder Lifeline, um nur einige Gesundheitsportale im Internet zu nennen. Wer sich heute per Mausklick auf die Suche nach Gesundheitsinformationen macht, wird immer häufiger fündig. "Es gibt die Websites der großen Fachgesellschaften, außerdem bieten Firmen ihre Produkte und die dazugehörigen Informationen an", erklärt Ulrich Paschen vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. "Weiterhin gibt es Selbsthilfegruppen und immer mehr Angebote im Netz, die das machen, was der Arzt auch macht - nämlich Beratung."

Das Netz hat für jeden etwas

Auf vielen Gesundheitsportalen kann sich der Laie in Lexika über Krankheiten von A bis Z informieren. Wer eine konkrete Frage zu einem medizinischen Thema hat, kann die auch in einen der vielen kostenlosen Chatforen stellen. Jeder User, der möchte, oder ein dafür abgestellter Arzt gibt dann für alle lesbar eine Antwort. Diejenigen, die eine individuelle Beratung suchen, können diese auf kostenpflichtigen Netzseiten wie Netdoktor finden. Dort werden meist ausführlichere Informationen von einem Facharzt per E-Mail versendet.

"Der Vorteil der Internetrecherche ist immens", sagt Silvia Sänger vom Ärztlichen Zentrum für Qualität in der Medizin. "Das Netz ist immer erreichbar, es ist niederschwellig und auf Wunsch anonym." In den USA sind individuelle Diagnosen und Therapievorschläge vom Arzt im Internet längst gängige Praxis. In Deutschland bleibt dies weiterhin verboten. Auskünfte von deutschen Experten im Internet sind nur unverbindliche Stellungnahmen. Schließlich soll das Anklicken eines Gesundheitsportals auch nicht den Besuch bei einem Arzt ersetzen.

Wie zuverlässig sind die Angebote?

Mit den Informationen aus medizinischen Portalen können sie die Patienten auf einen Arztbesuch vor- oder auch einen solchen nachbereiten. Trotzdem haben die leicht zugänglichen Angebote im Internet nicht nur Vorteile. In der unüberschaubaren Flut von Gesundheitstipps ist es für den Verbraucher schwierig, zwischen medizinisch korrekten und eher unseriösen Informationen zu unterscheiden. "Man weiß nicht, woher die Informationen stammen, wie seriös und qualitätsgesichert sie sind", nennt Christoph Kranich von der Verbraucherzentrale Hamburg als gravierendstes Problem.

Grundsätzlich ist bei Informationen aus dem Internet zunächst einmal Vorsicht geboten, besonders wenn sensationelle Wunder- und Heilmittel gegen Krankheiten angepriesen werden. Klare Zielgruppenansprache, Texte, die eine eindeutige Autorenzeile haben, Quellenangaben zu den genannten Informationen, aktuelle statt überalterte Inhalte und die Darstellung von Behandlungsalternativen samt Vor- und Nachteilen sind Kennzeichen eines seriösen Angebots. Außerdem legen solche Seiten offen, wo ihre berufliche Anbindung ist und wie sich das Angebot finanziert.

Vorbeugen ist besser als heilen

Häufig kann es helfen, seine medizinischen Fragen zusätzlich in einem weiteren Portal zu stellen und dann die Antworten zu vergleichen. In Deutschland gibt es zumindest in Ansätzen einige Gütesiegel, die eine Qualitätsbewertung von medizinischen Internetseiten vornehmen. Bei Gütesiegeln wie dem Schweizer Health-on-the-Net-Siegel, kurz HON-Siegel, und dem Afgis-Zeichen liegt ein Problem aber auf der Hand: Jeder Anbieter von medizinischen Informationen kann diese Siegel auf seine Webseite runterladen, auch wenn die Seiten vor der Vergabe erst offiziell von den Institutionen geprüft werden müssen. Ob ein Siegel wirklich rechtmäßig auf einer Gesundheitsseite steht, kann der Verbraucher nur dadurch erkennen, dass es sich bei dem Logo um einen aktiven Link handelt.