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Medien und Krieg

28. Januar 2007

Nicht nur Soldaten, auch Journalisten geraten in Konflikten zwischen die Fronten. Die Wahrheit bleibt zwischen der Propaganda der Kriegsparteien oft verborgen. Eine lösungsorientierte Berichterstattung könnte abhelfen.

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Immer dabei: Kameramänner filmen eine Waffeninspektion im Irak 2002Bild: AP

Peter Philipp, Chefkorrespondent von Deutsche Welle Radio, sieht vor allem in der Technologie der modernen Kriege eine große Gefahr für eine unabhängige und freie Kriegsberichterstattung. "Je mehr die Kriegsführung sich auf moderne Waffen stützt, desto häufiger findet Berichterstattung aus den Sälen von Pressekonferenzen statt und ist dort natürlich der Propaganda der Kriegsparteien unterworfen." Steuerung und Beeinflussung durch die Kriegsparteien gefährden auch die Form des "embedded journalism", also die Einbindung von Berichterstattern in eine kämpfende Einheit. Laut Philipp ist der "embedded journalism" riskant, da den Journalisten durch die Einbindung der Gesamtüberblick fehle. "In solchen Fällen können die Defizite nur durch kenntnisreiche Hintergrundberichterstattung wettgemacht werden."

Die Medien betrachten kriegerische Auseinandersetzungen zunehmend als quotenstarke Großereignisse. Der Aktualitätsdruck und ein erbittert geführter Konkurrenzkampf lassen Medienkriege um die spektakulärsten Bilder und Storys entstehen. "Vor allem die moderne Medientechnologie ist mit schuld an diesem Medienkrieg", sagt Philipp. "Da heutzutage jedes Medium Satellitenberichte bekommt und ausstrahlt, bestimmt der Drang, als Erster auf dem Markt zu sein, die Berichterstattung." Folglich blieben oft Seriosität und Zuverlässigkeit der Informationen sowie eine gründliche Recherche auf der Strecke. Nach Ansicht von Philipp begünstigt auch der zunehmende Einfluss des Fernsehens die Medienkriege. "Das Fernsehen zeigt nur die sensationellsten Schnitte und ist in seiner Kürze viel irrführender als die anderen Medien."

Friedensjournalismus als Beitrag zur Deeskalation

Die Beeinflussung der Medien und Journalisten erschwert also eine unabhängige und konstruktive Berichterstattung. Vor diesem Hintergrund entstand eine Grundsatzdebatte über die Pflichten der Medien in Konflikten. Medienwissenschaftler entwickelten ein Konzept, das die Aufgaben von Journalisten in Krisenregionen neu definierte: das Konzept des "Peace Journalism", des Friedensjournalismus. Der Friedensjournalismus fordert eine konfliktorientierte Berichterstattung, die ihren Beitrag zu einer Deeskalation der Auseinandersetzung leistet. Bilder können diese lösungsorientierte Berichterstattung unterstützen – ihr aber auch schaden. Kein anderes Medium stellt die Härte, Grausamkeit und Hilflosigkeit der Opfer in einem Konflikt unverfälschter dar als Bilder. Damit haben sie eine solidarisierende Wirkung auf den Betrachter mit den dort gezeigten Opfern. Dies macht sie gleichzeitig zur Waffe der Kriegspropaganda, deren gezielter Einsatz das Ziel aller Kriegsparteien ist.

Von Lars Abendroth und Björn Schneider, Studiengang Online-Journalismus, Hochschule Darmstadt