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Die Präsidenten und der Apostroph

Christina Bergmann22. Februar 2007

Presidents Day. Gelegenheit, den ersten Präsidenten zu würdigen. Oder den 16. ? Alle zusammen? Dem 43. beim Sich-Selbst-Feiern zusehen? Nee, am besten das tun, was alle machen: Shoppen gehen.

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Der Presidents Day ist ein Tag, an dem sich Möbelhäuser, Bekleidungsgeschäfte und Haushaltswarenläden mit Sonderangeboten überbieten. Schon das ganze Wochenende gelten Rabatte, schreien einen die Prozente von allen Seiten an. Dabei ist der Presidents Day eigentlich 1880 eingeführt worden, um den ersten Präsidenten an seinem Geburtstag zu ehren. Als Washington Day am 22. Februar. Doch später wurde es kompliziert.

Feiern am Montag

1971 wurden per Gesetz mehrere Feiertage in den USA auf einen Montag gelegt. Weil dann für die Arbeitnehmer das Wochenende so schön lang ist. So geschah es auch dem Washington Day. Außerdem erklärten einige Bundesstaaten diesen dritten Montag im Februar flugs auch zum Gedenktag an Präsident Abraham Lincoln (geboren am 12. Februar). Der Bundesstaat Alabama wiederum feiert ein anderes Präsidentengespann: George Washington und Thomas Jefferson (geboren am 13. April).

Bei dem ganzen Durcheinander ist es wohl kein Wunder, wenn mittlerweile viele von Presidents Day sprechen. Allerdings können auch sie sich nicht einigen. Manche schreiben nämlich Presidents’ Day – und meinen mit dem kleinen Apostroph, dass es nicht der Tag der Präsidenten ist, sondern dass der Tag den Präsidenten gehört. Andere rücken den Apostroph nach vorne - President’s Day – das heißt dann, dass der Tag nur einem Präsidenten gehört. Damit wären wir dann wieder bei George Washington angekommen.

Wer kennt Präsidenten?

Zyniker behaupten übrigens, dass viele einfach Presidents Day sagen, weil die Amerikaner immer ungebildeter werden und nicht mal die letzten vier Präsidenten mit Namen kennen. Geschweige denn den ersten. Der jetzige Präsident kennt ihn offenbar sehr gut, jedenfalls freute er sich am Montag bei seiner Rede in Washingtons Haus in Mount Vernon im US-Bundesstaat Virginia über die Namensgleichheit (der "erste George W.", hehe) und lieh sich von seinem Vor-Vor-Vorgänger auch gleich noch die Berechtigung, im Namen der Freiheit einen Krieg zu führen.

Immerhin, wenn der jetzige Präsident den Gedenktag für die Rechtfertigung seiner Politik nutzt, dann spricht ja wohl auch nichts dagegen, dass ich ihn für meine Zwecke nutze.

Ich war also einkaufen. Zwei Tische, fünf Stühle, Gardinen, Gardinenstangen und so dies und das. Allerdings – ganz so große Schnäppchen habe ich dann doch irgendwie nicht gemacht. Ich bin es einfach seit Jahrzehnten gewohnt, ohne Murren den Preis zu bezahlen, der auf dem Schild an der Ware steht. Und so blieb am Montagabend wieder das Gefühl, trotz allem mehr gezahlt zu haben als eine Amerikanerin an meiner Stelle. Denn hatte der Möbelverkäufer nicht gesagt, er würde noch einen zusätzlichen Rabatt geben?