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Die Putzfrau

15. Juni 2010

Die 40-jährige Suzan Jusufi arbeitet als Putzfrau bei der Stadt Düsseldorf: 20 Stunden pro Woche für nur gut 500 Euro im Monat. Ihre Familie ist auf staatliche Hilfe angewiesen. Ihren Job liebt sie trotzdem.

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(Foto: DW)
Suzan Jusufi

Die gelernte Gebäudereinigerin arbeitet bei der Stadt Düsseldorf. Die Arbeit fängt für sie erst am Nachmittag an, wenn viele städtische Angestellte schon an den Feierabend denken. Aber auch die Vormittage sind genau verplant: Kinder in die Schule verabschieden, einkaufen, kochen, aufräumen. "Zum Glück sind meine Kinder auch sehr hilfsbereit, wenn sie aus der Schule kommen. Die helfen mir sehr viel im Haushalt", erzählt Suzan.

Suzan Jusufi beri der Arbeit (Foto: DW)
Putzen macht Spaß - meint Suzan JusufiBild: DW

Im Alter von zwei Jahren zog Suzan Jusufi aus Mazedonien nach Deutschland. Ihre Eltern kamen als "Gastarbeiter" - so nannte man die ersten Arbeiter, die aus dem europäischen Ausland nach Deutschland kamen. "Ich kann mich nicht an die Zeit erinnern, bevor ich nach Deutschland kam. Mazedonien kenne ich nur als Urlaubsland, weil ich mit meinen Eltern früher dort die Ferien verbracht habe“, erzählt Suzan Jusufi.

Putzen als Traumjob

Sie macht sich für die Arbeit fertig und erzählt mit strahlenden Augen, wie sehr sie ihren Job liebt. "Für viele ist Putzen als hauptberufliche Tätigkeit unvorstellbar. Ich sehe das anders. Mir macht der Job sehr viel Spaß“, sagt die 40-Jährige und fügt hinzu: "Obwohl ich meistens alleine arbeite, habe ich immer wieder Gelegenheit, mich mit netten Leuten in den Büros zu unterhalten.“

Im Bürogebäude der Stadtverwaltung Düsseldorf bereitet Suzan Jusufi in ihrer Kammer sorgfältig den Putzwagen vor: Mülltüten, Reinigungsmittel, Tücher. "Die Vorbereitung ist sehr wichtig. Dadurch spare ich später sehr viel Zeit und muss nicht ständig in den Lagerraum laufen, um etwas zu holen“, erklärt sie.

Suzan Jusufi beri der Arbeit (Foto: DW)
Die Reinigung erfolgt genau nach PlanBild: DW

Zuerst geht sie von Büro zu Büro und sammelt Altpapier. An jeder Ecke wird sie freundlich begrüßt. Suzan Jusufi kennt hier jeden. Ihr Lächeln und die gute Laune sind ansteckend. Sie ist für vier Etagen verantwortlich geht nach einem genauen Plan vor: "Es wird nicht jeden Tag in allen Büros Staub gesaugt. Die Tage in der Woche, wann welches Büro gemacht wird, sind genau festgelegt.“

Hilfe des Staates

Ihr Mann ist arbeitslos, sie ist Alleinverdienerin. Aber von den gut 500 Euro, die Suzan Jusufi monatlich mit ihrer Arbeit verdient, kann sie ihre sechsköpfige Familie nicht ernähren. Deshalb erhält die Familie staatliche Hilfe. Aber das Geld ist knapp, jeder Cent wird zweimal umgedreht. "Ich würde sehr gerne mehr arbeiten. Es macht mir nichts aus, acht Stunden am Tag zu putzen. Das strengt mich auch nicht an.“ Eine Vollzeitanstellung, das ist der große Traum von Suzan Jusufi.

Familienzusammenhalt

Eine wichtige Stütze ist ihr die Familie. Es werden eingespielte Rituale gepflegt: Jeden Abend sitzt die ganze Familie am Tisch und bespricht, was am Tag so passiert ist. Danach wird zusammen gebetet. Die Jusufis sind gläubige Muslime und wünschen sich mehr Toleranz zwischen den Menschen, die verschiedenen Religionen angehören. "Jeder sollte sich mehr öffnen und versuchen, die andere Religion näher kennenzulernen. So können sich Menschen auf jeden Fall besser verstehen und gegenseitig akzeptieren.“

Die stolze Putzfrau lebt das vor. Viele ihrer Freunde in Düsseldorf stammen aus verschiedenen Kulturen. Suzan Jusufi sieht darin eine große Bereicherung ihres Lebens.

Autorin: Belma Fazlagic
Redaktion: Birgit Görtz