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Die Reichen werden immer reicher

1. Juni 2011

Immer mehr Deutsche haben immer mehr Geld zur Verfügung. Das zeigt eine jüngst veröffentlichte Studie. Doch die Menschen am anderen Ende der Vermögensskala haben weniger Geld zur Verfügung. Ihnen droht die Altersarmut.

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Banknote in Briefkasten. (Foto: fotolia)
Deutschland hat weltweit die zweitmeisten SuperreichenBild: fotolia

Nach einer vorgestellten Studie der Unternehmensberatung Boston Consulting gibt es in Deutschland 839 Haushalte mit einem Vermögen von mehr als 100 Millionen US-Dollar (ca. 70 Millionen Euro). Damit hängten die Superreichen in Deutschland sogar die Wohlhabenden aus dem Ölstaat Saudi-Arabien ab. Allein die USA hat noch mehr Gutbetuchte als in der Bundesrepublik, hier schwimmen sogar 2692 Haushalte im Geld. Aber mit über 310 Millionen Einwohnern leben hier auch fast viermal so viele Menschen wie in Deutschland.

Waage. (Foto: fotolia)
Das soziale Ungleichgewicht hat sich in Deutschland deutlich erhöhtBild: Fotolia/Rostlina

Doch es ist nicht alles Gold was glänzt. Die Schere zwischen Arm und Reich geht in Deutschland immer weiter auseinander. Die privaten Vermögen in Deutschland sind nach Angaben des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) sehr ungleich verteilt. "Im Jahr 2002 hatte der 'Ärmste' der oberen zehn Prozent – also der Gruppe mit dem höchsten Vermögen – rund 14 Mal so viel Vermögen wie eine Person in der Mitte der Vermögensverteilung. Dieses Verhältnis ist bis zum Jahr 2007 noch weiter auseinander gegangen und liegt derzeit bei etwa 14,5", sagt Markus Grabka vom DIW.

Im Schnitt besitzt jeder Deutsche 155.000 Euro

Im Schnitt verfügen die Deutschen über ein Gesamtvermögen von 155.000 Euro pro Person, wenn man Ansprüche an Rentenkasse und Beamtenpensionen mit dem individuellen Geld- und Sachvermögen zusammenrechnet. Dies sei jedoch nur ein statistischer Wert. Tatsächlich besitzt jeder zweite Deutsche weniger als 15.000 Euro, wie Grabka betont. Ein gutes Viertel der Bevölkerung habe gar kein Vermögen oder sei gar überschuldet. Mehr als 60 Prozent des Gesamtvermögens der Deutschen werden dabei nur von einem Zehntel der Bevölkerung besessen. "Die obersten ein Prozent, also die Allerreichsten in Deutschland, verfügen gar über knapp ein Viertel des Gesamtvermögens", berichtet Grabka.

Dr. Markus Grabka vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. (Foto: dw)
Markus Grabka ist wissenschaftler Mitarbeiter am Deutschen Institut für WirtschaftsforschungBild: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung

Auffällig ist in Deutschland auch das ausgeprägte Ost-West-Gefälle. So stieg das individuelle Nettovermögen von 90.700 auf 101.200 Euro in Westdeutschland – in Ostdeutschland dagegen fielen die finanziellen Mittel von 34.000 auf 30.700 Euro. Vor allem in Ostdeutschland sei die finanzielle Entwicklung der Menschen daher negativ, so Grabka. "Der Wert der Immobilien stagniert in Deutschland tendenziell, in Ostdeutschland ist er sogar rückläufig."

Die Gefahr der Altersarmut steigt

Ein Mann sitzt am an einem schlichten Tisch in einem Aufenthaltsraum des Franziskaner-Klosters im Berliner Stadtbezirk Pankow und ißt aus seiner mit Eintopf gefüllten Schüssel. (Foto: dpa)
Gerade in Ostdeutschland besteht die Gefahr einer AltersarmutBild: dpa

Für den Osten Deutschland erwarten die Wissenschaftler daher auch eine Zunahme der Altersarmut. "Diese Personen können im Alter weniger auf Vermögen zurückgreifen, weil zum einen das durchschnittliche Vermögen geringer ist als in Westdeutschland und bereits in den mittleren Altersgruppen ein deutlicher Kapitalverbrauch zu beobachten ist. Das heißt, das Risiko für Altersarmut steigt", sagt Grabka.

Auch nach einer OECD-Studie aus dem Jahr 2008 haben die Einkommensungleichheit und die Armut in Deutschland stärker zugenommen als in jedem anderen Land der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung). Der Anstieg zwischen 2000 und 2005 übertraf sogar jenen in den gesamten vorherigen 15 Jahren. Die steigende Ungleichheit habe ihre Ursache - der OECD-Studie nach - im Arbeitsmarkt. Einerseits nahm das Auseinanderdriften der Löhne und Gehälter seit 1995 drastisch zu, andererseits erhöhte sich die Anzahl der Haushalte ohne jedes Erwerbseinkommen auf 19 Prozent. Dies ist der höchste Wert innerhalb der gesamten OECD.

Autor: Arne Lichtenberg
Redaktion: Klaudia Prevezanos