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Spar-Rekord

30. Oktober 2009

Das können die Deutschen besonders gut: Sie legen immer mehr Geld beiseite. Und sie haben aus der Krise gelernt: Sicherheit geht ihnen vor Rendite - mehr denn je.

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Euro-Geldscheine und Münzen quellen aus einem "Sparstrumpf" (Foto: dpa)
Wohl dem, der einen gut gefüllten Sparstrumpf hatBild: picture-alliance/dpa
Heinrich Haasis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (Foto: AP)
Sparkassenpräsident Haasis: "Kleinsparer müssen besser gefördert werden."Bild: AP

Wer einen Blick in den Koalitionsvertrag der künftigen Bundesregierung wirft, dem wird klar, dass der Begriff Eigenverantwortung in Deutschland noch mehr Bedeutung bekommen wird. Egal ob es um die Gesundheit geht, um Bildung oder um die Altervorsorge: Union und FDP wollen, dass sich die Deutschen immer weniger auf den Staat verlassen. Selbst ist der Bürger - und das bedeutet auch, dass man sich ein entsprechendes Finanzpolster zusammensparen sollte, um vor Lebensrisiken gewappnet zu sein.

Und tatsächlich: Die Deutschen sparen wie schon lange nicht mehr. Laut Vermögensbarometer 2009 des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands haben die Bundesbürger im vergangenen Jahr 11,2 Prozent ihres Einkommens angelegt. Das ist der höchste Stand seit 1993. Mehr gespart wird europaweit nur in der Schweiz, Frankreich und Österreich. Insgesamt sparten die Deutschen im vergangenen Jahr 178,5 Milliarden Euro. Ein Rekord, der sich nach Ansicht von Sparkassenpräsident Heinrich Haasis auch 2009 wiederholen wird.

Sicherheit vor Rendite

Ein großes Sparschwein wird von Anja Blazy in der Firma Carstens Keramik in Rheinsberg bemalt (Foto: dpa)
Ein Sparschwein bringt noch weniger Rendite als ein SparbuchBild: dpa

"Die Sicherheit der Geldanlage ist den Kunden so wichtig wie noch nie", sagt Haasis. "Drei Viertel der Kunden halten sie für sehr wichtig, elf Prozent mehr als im Vorjahr. Eine hohe Rendite steht bei den Sparern erst auf Platz elf." Gerade die Finanzmarktkrise habe gezeigt, dass maximale Sicherheit und höchste Renditen in aller Regel nicht vereinbar seien. "Eigentlich ein einfacher Grundsatz, den sicher manche Kunde vernachlässigt hat, aber auch viele Profis", meint der Sparkassenpräsident.

Nach den Erfahrungen aus der Finanzkrise erlebt das gute alte Sparbuch ein großes Comeback. Beliebt sind außerdem Bausparverträge und Geldanlagen mit einem fest vereinbarten Zinssatz, sowie Lebens- und Rentenversicherungen. Nur noch jeder fünfte Deutsche verfügt hingegen über Aktienanlagen. Jeder Zweite, so heißt es im Vermögensbarometer, beschreibe seine finanzielle Situation als sehr gut oder gut. Das sind deutlich mehr als in den vergangenen beiden Jahren.

Krise noch nicht angekommen

Eine Kundin bezahlt an der Kasse in einem Supermarkt in Karlsruhe ihren Einkauf (Foto: AP)
Trotz Krise ist das Konsumklima noch intaktBild: AP

Heinrich Haasis ist erstaunt über die gute Stimmung bei den Verbrauchern, führt sie aber darauf zurück, dass die Wirtschaftskrise aufgrund der Konjunkturpakete der Bundesregierung und der Regelungen zur Kurzarbeit noch immer nicht bei den Bürgern angekommen ist. Allerdings registriert der Sparkassenverband bei sehr vielen Mittelständlern und Dienstleistern eine sinkende Eigenkapitalquote. "Das heißt, sie leben aus der Substanz, und das kann nicht lange anhalten", warnt Haasis. "Deshalb brauchen wir spätestens im Frühjahr einen deutlichen Aufschwung, damit der soziale Einbruch so gezügelt bleibt, wie das jetzt der Fall ist."

Wenn nicht, dann könnte sich die Zahl derer, die nichts zum Sparen übrig haben, vervielfachen. Schon jetzt geben elf Prozent der für das Vermögensbarometer Befragten an, dass sie keine Rücklagen für das Alter bilden können. Das sind fast doppelt so viele wie vor einem Jahr. "Hier sollte die Politik dafür sorgen, dass bei diesen sogenannten Kleinsparern der Vermögensaufbau besser gefördert wird als das derzeit der Fall ist." Haasis fordert unter anderem, den Sparerfreibetrag, also jenen Anteil an den Zinseinkünften, auf den keine Steuern gezahlt werden müssen, von aktuell 801 Euro deutlich aufzustocken.

Autorin: Sabine Kinkartz
Redaktion: Rolf Wenkel