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Die Rivalen im Direktvergleich

Joscha Weber25. Mai 2013

Seit Tagen wird in Fußball-Deutschland und überall auf der Welt debattiert: Wer hat im Finale die bessere Elf, Borussia Dortmund oder Bayern München? Wir geben eine detaillierte Antwort.

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Bayerns Rafinha (2.vl) und Dortmunds Jakub Blaszczykowski (M) diskutieren am 04.05.2013 nach einem Zweikampf im Spiel Borussia Dortmund - FC Bayern München. Schiedsrichter Peter Gagelmann (3.vr) zeigte Rafinha anschliessend die gelb-rote Karte. (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Psychospielchen im Vorfeld, verbale Kampfansagen, historische Vergleiche oder Statistiken – schön und gut. Aber die Wahrheit liegt im Fußball bekanntlich auf dem Platz, wie es der weise Otto Rehhagel treffend formulierte. Wenn Schiedsrichter Nicola Rizzoli am Samstagabend um 20:45 Uhr MESZ (LIVE-Ticker auf dw.de) anpfeift, ist alles im Vorfeld Gesagte nichtig. Die Spieler haben es in der Hand oder besser: auf dem Fuß, den Abend für ihren Verein zu einem historischen zu machen. Kleinigkeiten werden vermutlich den Ausschlag geben zwischen den beiden deutschen Rivalen, die sich in der Vergangenheit stets hitzige Duelle lieferten. Wir zeigen, wo das Spiel entschieden werden könnte und wer aktuell die bessere Form hat.

Tor:

Sowohl der FC Bayern als auch der BVB können sich auf einen herausragenden Torwart verlassen. Während Nationalkeeper Manuel Neuer in der gerade beendeten Bundesliga-Saison im Tor der überlegenen Münchener wenig zu tun bekam, zeichnete sich Weidenfeller besonders in der Champions League immer wieder als entscheidender Rückhalt der Schwarz-Gelben aus. Ohne Weidenfeller stünde der BVB sehr wahrscheinlich nicht im Finale. Beide haben hervorragende Reflexe auf der Linie und sind sicher in der Strafraumbeherrschung. Apropos Beherrschung: Am letzten Spieltag verlor Weidenfeller selbige und flog nach Notbremse mit Rot vom Platz. Dank seiner Erfahrung sollte ihn dieses Negativerlebnis aber nicht beeinträchtigen. Manuel Neuer wird darauf brennen, der Fachwelt zu beweisen, dass er derzeit der weltbeste Torhüter ist.

DW-Urteil: Unentschieden

Abwehr:

Diese Viererketten sind mittlerweile auch international gefürchtet und sogar Vorbild für die europäische Konkurrenz. Da wären die Bayern mit dem souveränen Kapitän Philipp Lahm und dem kaum zu bremsenden österreichischen Jungstar David Alaba auf den Außenposten. In der Innenverteidigung hat Neuzugang Dante voll eingeschlagen und steht neben dem derzeit wieder sichereren Jérôme Boateng wie ein Fels in der Brandung. Nur 18 Gegentore in 34 Liga-Spielen sprechen eine eindeutige Sprache für die Bayern. Der BVB hat eine sehr eingespielte Defensive mit viel Offensivpotential auf den Außen: Lukasz Piszczek und Marcel Schmelzer sind Außenverteidiger modernen Zuschnitts und selbst oft spielgestaltend. Mats Hummels und Neven Subotic bilden seit Jahren in der Innenverteidigung ein Duo, das sich blind versteht. Hummels soll nach seiner jüngsten Knöchelverletzung wieder fit sein.

Bayerns Philipp Lahm am 27.02.2013 im Kampf um den Ball mit Robert Lewandowski (l) aus Dortmund im DFB-Pokal Viertelfinale: FC Bayern München - Borussia Dortmund. (Foto: dpa)
Ein entscheidendes Duell: Lewandwoski gegen LahmBild: picture-alliance/dpa

DW-Urteil: Unentschieden

Defensives Mittelfeld:

Da kann Ilkay Gündogan die Fachwelt noch so beeindrucken mit seinen rasanten Fortschritten und Sven Bender als "Mr. Zuverlässig" vor der Abwehr abräumen wie er will: Die Bayern haben mit Bastian Schweinsteiger und Javier Martínez die bessere Defensivabteilung im Mittelfeld. Aus einem simplen Grund: Die bayerische Doppelsechs ist derzeit das Beste, was es im Weltfußball gibt. Beide bilden das Fundament für die dominante Bayern-Saison, haben sich nach anfänglichen Abstimmungsschwierigkeiten perfekt aufeinander eingespielt und können beide offensiv wie defensiv Akzente setzen. Beim BVB ist die Aufgabenverteilung klar: Bender räumt ab, Gündogan darf gestalten.

DW-Urteil: Vorteil Bayern

Offensives Mittelfeld:

Hätte, wäre, könnte – aller Konjunktiv hilft nichts. Der verletzte Mario Götze hätte ein Gleichgewicht im offensiven Mittelfeld hergestellt, doch er wird dem BVB fehlen, sehr sogar. An seiner Stelle wird der unermüdlich kämpfende Kevin Großkreutz auflaufen. Ein guter Ersatz, aber eben kein vollwertiger. Der variable und pfeilschnelle Reus muss neben ihm beweisen, dass seine Form zum Finale wieder stimmt. Dagegen muss sich Trainer Klopp keine Gedanken um Jakub "Kuba“ Błaszczykowski machen: auf ihn ist immer Verlass. Der Gegner in Rot kann aus dem Vollen schöpfen: Die Zange Arjen Robben und Franck Ribéry wird Dortmund unter Druck setzen und versuchen, das "Phantom" Thomas Müller in Szene zu setzen. Letzterer hat Talent für wichtige Tore und könnte im Finale den Unterschied machen.

DW-Urteil: Vorteil Bayern

Collage Borussia Dortmund gegen FC Bayern München
So ähnlich könnten sie auflaufen: Dem BVB fehlt jedoch Götze, für Bayern stürmt wohl Mandzukic statt Gomez

Sturm:

Hier kann es bei beiden Teams nur eine Besetzung in der Startformation geben: Robert Lewandowski bei Dortmund und Mario Mandzukic bei den Bayern. Beide haben bisher eine herausragende Saison gespielt, sind spielstarke, stets anspielbare Stürmer. In Toren – der einzigen echten Währung für einen Stürmer – liegt der Pole Lewandowski mit zehn Treffern in zwölf Champions-League-Spielen klar vor seinem Konkurrenten Mandzukic aus Kroatien, der nur zweimal in neun Partien der Königsklasse traf. Auch in der Bundesliga war Lewandowski (24 Tore) deutlich erfolgreicher als Mandzukic (15 Tore). Kein Wunder, dass der Pole derzeit heiß umworben ist und in Wembley möglicherweise sein letztes Spiel in Schwarz-Gelb bestreitet. Auf der Ersatzbank hat Bayern mit Mario Gomez und Claudio Pizzaro deutlich mehr Qualität als der BVB mit Julian Schieber.

DW-Urteil: Vorteil Dortmund

Trainer:

Okay, sie stehen zwar genau genommen nicht auf dem Platz, sondern wenige Meter daneben, dennoch ist ihr Einfluss auf das Spiel bekanntlich groß. Auf der einen Seite der verdiente Grandseigneur Jupp Heynckes, auf der anderen Seite der aufstrebende Jürgen Klopp, den mancher Beobachter schon als besten Trainer der Welt adelt. Zu viele Vorschusslorbeeren sind selten gut, das hat Heynckes in seiner 34-jährigen Trainerlaufbahn verinnerlicht. Seine Souveränität und Ruhe strahlt auf die Mannschaft aus, sein taktisches Verständnis ist groß und er hat die Champions League schon gewonnen: 1998 mit Real Madrid. So ein Erfolg fehlt Klopp noch zu einem Ritterschlag zum ganz großen Trainer. Längst hat er in Dortmund Kultstatus, beherrscht wie kein Zweiter die Kunst der Motivation und hat sich taktisch weiterentwickelt.

DW-Urteil: Unentschieden

Fazit:

Drei Unentschieden, ein Vorteil Dortmund, zwei Vorteile München bedeuten einen knappen Vorsprung für die Bayern. Doch da Fußball mehr ist als die Summe seiner Einzelteile und ein frühes Tor oder ein Platzverweis alles auf den Kopf stellen können, bleibt nur eines sicher: Es wird ein spannendes Finale.

DW-Urteil: Leichter Vorteil Bayern.

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

Borussia Dortmund:

Weidenfeller - Piszczek, Subotic, Hummels, Schmelzer - Bender, Gündogan - Blaszczykowski, Reus, Großkreutz – Lewandowski.

Bayern München:

Neuer - Lahm, Boateng, Dante, Alaba - Martínez, Schweinsteiger - Robben, Müller, Ribéry - Mandzukic.