1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Die Schlacht des Jahres

20. November 2001

Nur der Titel "Battle of the Year" erinnert an die Wurzeln dessen, was am 17. November 9000 Jugendliche nach Braunschweig pilgern ließ. Zum elften Mal fanden dort die Breakdance-Weltmeisterschaften statt.

https://p.dw.com/p/1OCJ
Graffities sind die Markenzeichen der SzeneBild: boty

Mitte der 70er fing alles an. DJ-Legende Afrika Bambaataa gründete die erste Breakdance-Crew: "The Zulu Kings". Er wollte Streetgangs dazu bewegen, Streit durch Tanzen auszutragen - anstatt sich gegenseitig abzumurksen.

Das klappte leider nicht immer. Was jedoch klappte, war eine riesengroße Begeisterung für diesen Straßensport zu entfachen. In nur kurzer Zeit entwickelte sich aus dem "unterbrochenen Tanzen" eine eigene Underground-Kultur, die alsbald vom Mainstream aufgesogen wurde.

Anfang der 80er schwappten die ersten Bilder von Break-Akrobaten wie der Rock Steady Crew aus New York über den großen Teich und fanden europaweit tausende Nachahmer - unterstützt vom Musiksender MTV, der gerade ansetzte, sich seine erste Fan-Generation heranzuziehen.

Das Jahr 1984 markiert den vorläufigen Höhepunkt der Bewegung in Europa. Dann spaltete sich die Bewegung auf. Die Hiphoper machten Karriere - Generationenwechsel.

Die zweite Welle

Seit Ende der 90er Jahre erleben die 80er ein Revival, und damit auch der Breakdance. B-Boys (Boys, die gerne Breaken) treffen sich in Sportstudios oder auf privaten Parties. Sie trainieren ihre Körper, bis sie einen Backflipp (Rückwärtssprung kopfüber) oder Headspin (wilder Kreisel auf dem Kopf) beherrschen. Ihre Gelenke und Bänder werden dabei genau so stark belastet wie die von Leistungssportlern.

Den "Battle of the Year" (unter Kennern kurz "BOTY" genannt) gibt es seit 1990. Organisiert von Thomas Hergenröther versammelten sich damals neun europäische Crews und 400 Zuschauer in Hannover.

In zehn Jahren wurde daraus die weltgrößte Breakdance-Veranstaltung – eine Weltmeisterschaft mit regionalen und nationalen Vorausscheidungen. Die Grundidee blieb erhalten: Der BOTY ist eine Non-Profit-Veranstaltung mit ehrenamtlichen Mitarbeitern. Niemand erhält eine wirkliche Gage. Geld gibts nur, um möglichst vielen Gruppen aus aller Welt die Fahrtkosten zu bezahlen und ihnen damit eine Teilnahme zu ermöglichen.

Der BOTY 2001

Die diesjährige Meisterschaft gewann die französische Gruppe "Wanted". Sie tanzte im Finale mit und gegen die japanische Crew "Team Ohh".

Geballte Tanzpower gab es nicht nur auf der Bühne. Die Besucher zeigten in den Gängen, was sie drauf haben. Der Spaß in der ausverkauften Volkswagenhalle stand im Vordergrund. Dabei war auch der 20-jährige Chakir aus Darmstadt, der sich dort mit 30 Jungs regelmäßig zum Tanzen trifft. 12 von ihnen waren angereist. Der Sozialarbeiter Marcus Gundlach begleitete sie.

Der Breakdance ist zumindest teilweise bei seinen Wurzeln angekommen. "Mit Breakdance schaffen sich die Jugendlichen eine eigene Identität. Muskeln, Körperbeherrschung, das alles ist Ausdruck ihrer Männlichkeit", erklärt Gundlach.

Mädchen sind selten aktiv dabei. Die Begeisterung fängt bei vielen schon sehr früh an. Sozialarbeiter Lucas Hübotter aus Hannover zum Beispiel ist mit einer Gruppe von Grundschülern angereist. (kas)