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Die schnellen Finger Samuis

Patrick Tippelt14. August 2006

Besuch in Samui, ein Paradies gegen die Geldgier. Auf der Strecke bleibt die Natur. Und die Idee des bösen Ausländers wird – wieder mal – hervorgekramt.

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Bitte anschnallen, in Kürze landen wir im Paradies. Strahlend blaues Meer wandelt sich in glitzerndes Türkis, ein harter Bruch: schneeweißer Strand und tropisches Grün. Wenige Sekunden darauf: Willkommen auf Samui, Trauminsel aller Pauschalurlauber, quadratische Perle Thailands.

Samui bietet, was das Touriherz begehrt: wilde Wasserfälle, zahme Elefanten, Unterkunft direkt am Strand (und der DW-Kanal darf nicht fehlen!), und das schnell vermisste Wiener Schnitzel wird von einer sanft lächelnden Kellnerin gebracht, samt einem "Prost". Mallorca ist zu teuro, Phuket – ja, da weiß man nicht so recht, aber Samui, "Samui ist gemütlich", wie man öfters zu hören bekommt von den knackig Gebräunten.

Wo ist die Natur hin?

Doch, halt – was ist das? Ein Knacks im Paradies? Da vernahm man vergangene Woche erstaunt die Meldung, dass das Forstamt eine Kahlfläche entdeckte – mal wieder. Der Spa-Tourismus Samuis boomt, aber auch die illegale Abholzung von wertvollem Urwald.

Zwar plant der Staat, Teile der Insel unter Naturschutz zu stellen, doch Experten fragen sich mittlerweile, ob noch genügend Natur dafür existiert. Der alte Kampf zwischen Umweltschützern und den Verfechtern des Fortschritts, also des ungebändigten Tourismus und der Geldberge, die täglich auf Samui landen, in Form von Touristen.

Rund 400 Hotels beherbergen an die eine Million Besucher jährlich in 13.000 Betten, obwohl die Infrastruktur nur für 11.000 reicht. Daher auch die ständige Wasserknappheit auf Samui, von der die Touristen natürlich weitestgehend verschont bleiben. Wer mag schon all das Bargeld und die Kreditkarten verscheuchen?

Geschmierte Hände

Und das neueste Business entsteht erst noch. Denn was ist besser als ein Hotelzimmer? Eine Residenz im Paradies. Das Immobiliengeschäft brummt. Zwar ist die Küste total zugebaut, doch da gibt es noch die Hänge mit prächtigen Ausblicken. Grund darf ein Ausländer hier nicht erstehen, und bisher kamen nur diejenigen, die mit Einheimischen verheiratet waren, in den Genuss. Doch schlaue Bauunternehmer fanden rasch Gesetzeslücken. Ob Teileigentümerschaft oder Überschreibungen, Timesharing oder schlicht Bestechung – wo ein Wille, da ein Weg.

Viele Investoren haben es mittlerweile auf die Insel geschafft. Natürlich finden sich darunter viele aus dem Ausland – wie auf der ganzen Welt, dank Globalisierung und digitalem Zeitalter. Bisher hat sich niemand an den Machenschaften gestört. Zu viele Hände waren geschmiert.

Nun aber, da es an das letzte, nicht exportierbare Gut geht, das Thailand besitzt – an die Natur – da mahlen die Mühlen rasch, vor allem aber einer Medienkampagne wegen. Dieser Tage liest Thailand in allen Zeitungen, wie schlecht es um die Insel bestellt ist. Sommerloch?

Kriminalität aus Neid

Aufgeschreckte Beamte melden sich zu Wort, rascheln mit den Akten und zeigen mit dem Finger auf böse Ausländer, die das Paradies zerstören. Von 800 Immobilienbüros hätten nur fünf offizielle Genehmigungen für größere Bauprojekte. Die Preise für Alltagsgüter hätten sie in die Höhe rasen lassen. Kaum ein echter Bewohner von Samui könne sich ein Abendessen in einem örtlichen Restaurant mehr leisten. Es gebe immer mehr Neidkriminalität.

Doch sind die Ressentiments gegenüber ausländischen Investoren, die derzeit vom Stapel gelassen werden, weder originell noch neu. Wer den Tourismus sucht, soll ihn finden, soll ihn haben. Aber dann bitte auch die Folgen miteinberechnen.