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Die späte Konsequenz des Dieter Althaus

3. September 2009

Thüringens Regierungschef geriet nach seinem Skiunfall auf die Verliererstraße. Sein Rücktritt ist bundespolitisch ein Rückschlag für die CDU. In Thüringen hilft er ihr jedoch aus der Klemme. <i>Von Bernd Gräßler</i>

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Althaus nach der verlorenen Landtagswahl in der CDU-Zentrale in Berlin (Foto: AP)
Althaus nach der verlorenen LandtagswahlBild: picture alliance/dpa

Nach dem Rücktritt des thüringischen CDU-Ministerpräsidenten Althaus fühlen sich die Sozialdemokraten vor der Bundestagswahl weiter im Aufwind, während die Bundeskanzlerin Angela Merkel den Weg frei wähnt für eine Schwarz-rote Koalition aus CDU und SPD in Thüringen. Doch das Schicksal des erfolgsverwöhnten thüringischen CDU-Ministerpräsidenten Althaus sehen viele in Deutschland nicht nur durch die Parteibrille.

Tragische Figur

Der 51-Jährige ist zur tragischen Politikerfigur des Jahres geworden, seit seinem Unfall am Neujahrstag 2009. Beim Skilaufen in Österreich bog Althaus in die falsche Piste ein und prallte bei einer Geschwindigkeit von 40 Stundenkilometern mit einer 41-jährigen Frau zusammen. Diese, eine gebürtige Slowakin, starb, sie hatte im Gegensatz zu Althaus keinen Helm getragen. Althaus erlitt ein schweres Schädel-Hirntrauma, das ihn wochenlang ans Krankenbett fesselte.

Erst Mitte April nahm er seine Amtsgeschäfte wieder auf. Viele hielten das damals schon für falsch: Denn Althaus war von einem österreichischen Gericht der fahrlässigen Tötung für schuldig befunden worden. Für manch anderen Politiker wäre das ein Grund gewesen, zurückzutreten oder wenigstens innezuhalten - nicht für Althaus.

Steile Partei-Karriere

Das waren bessere Zeiten für Althaus - hier mit Angela Merkel 2004 in Gera (Foto: AP)
Das waren bessere Zeiten für Althaus - hier mit Angela Merkel 2004 in GeraBild: AP

Mit den Worten "Ich bin wieder der Alte" stürzte er sich in den auf seine Person zugeschnittenen Wahlkampf. Bestärkt offenbar von jenen, mit deren Schicksal das von Althaus verbunden war. Beobachter in Erfurt, wie der Chefredakteur der "Thüringer Allgemeine", Sergej Lochthofen, sprechen von "Klüngel" um Althaus und von einer "Beratungsresistenz" des abgetretenen Ministerpräsidenten.

Dieter Althaus, Katholik, studierter Mathematik- und Physiklehrer, galt bisher als Erfolgstyp. Er stammt aus Thüringen und hat nach dem Ende der DDR eine steile Karriere in der CDU gemacht. Im Jahr 2003 trat er mit 42 Jahren als damals jüngster Ministerpräsident Deutschlands sein Amt in Erfurt an. Für Bundeskanzlerin Angela Merkel zählt der Ostdeutsche zu den engeren politischen Vertrauten.

Doch beim Versuch, eine dritte Amtszeit zu erreichen, hatte er sich überschätzt. Obwohl die politische Konkurrenz den Skiunfall aus dem Wahlkampf heraushielt, lieferte der schwierige Umgang mit der Schuld genügend Stoff für die Medien. Peinlich dabei: Althaus lobte sein angeblich gutes Verhältnis zu den Hinterbliebenen der getöteten Skifahrerin und handelte sich prompt eine Unterlassungsklage des Witwers ein.

Nach der Wahlniederlage

Althaus mit seinem Ziehvater und Vorgänger im Amt, Bernhard Vogel (Foto: DPA)
Althaus mit seinem Ziehvater und Vorgänger im Amt, Bernhard VogelBild: picture alliance/dpa

Auf seine Umgebung machte Althaus zuletzt einen angeschlagenen, oft abwesenden Eindruck. Bei der Landtagswahl am vergangenen Sonntag (30.8.2009) büßte die CDU in Thüringen ihre Alleinherrschaft ein und verlor fast 12 Prozentpunkte der Stimmen.

Die einzige Chance, an der Regierung zu bleiben, ist nun für die thüringische CDU ein Bündnis mit den Sozialdemokraten. Dafür wäre die Person Dieter Althaus im Wege. Er zeigte diesmal Konsequenz und trat von seinen Ämtern als Ministerpräsident und CDU-Landesvorsitzender zurück.

Autor: Bernd Gräßler

Redaktion: Kay-Alexander Scholz