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Die Sportwelt zu Gast in London

Arnulf Boettcher26. Juli 2012

An diesem Freitag beginnen in London die Olympischen Sommerspiele. Die britische Metropole ist bereits zum dritten Mal Olympia-Gastgeber. Groß sind die Erwartungen des relativ kleinen deutschen Teams.

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Big Ben und britische Flagge
Bild: Reuters

Die Gastgeber haben die Messlatte hoch gelegt. Die Sommerspiele der 30. Olympiade in London (27. Juli bis 12. August) sollen "das eindrucksvollste Spektakel der Olympia-Geschichte werden", kündigte Boris Johnson an. Der Bürgermeister darf stolz sein, denn in der englischen Hauptstadt finden nach 1908 und 1948 bereits zum dritten Mal Olympische Spiele der Neuzeit statt. Noch nie zuvor war eine Stadt dreimal Host City. "Wir können uns auf ein außergewöhnliches Fest freuen", sagte Jacques Rogge, Präsident des Internationalen Olympische Komitees (IOC). Zu den Spielen werden mehr als 10.000 Sportler aus 204 teilnehmenden Nationen erwartet.

Der Chef des Organisationskomitees, Lord Sebastian Coe, kann den Beginn der Spiele kaum erwarten. Das olympische Projekt in London soll nach seinen Worten neue Maßstäbe setzen und für Aufbruchstimmung sorgen. Der zweimalige Olympiasieger über 1500 Meter (1980 und 1984) stellte "perfekte Athleten-Spiele, prächtige Stimmung und faszinierende Bilder an idyllischen Orten" in Aussicht. Dazu gehören sicherlich auch die Olympischen Ringe am Wahrzeichen Tower Bridge als Willkommensgruß für die Jugend der Welt.

Historisch bis modern

Das Konzept der Spiele ist auf den Olympiapark im lange verarmten östlichen Stadtteil Stratford konzentriert. Vor allem das Herzstück des Geländes, das 80.000 Zuschauer fassende Olympiastadion, ist beeindruckend. Drei Jahre sind vergangen, bis der futuristische Bau fertig war. Als Kulisse für die 302 Entscheidungen dienen aber auch historische Stätten wie Wimbledons heiliger Rasen, das Wembley-Stadion oder der Hyde Park. Die Beachvolleyballer dürfen auf dem Paradeplatz Horse Guards Parade aufschlagen.

Unmittelbar neben dem St. James's Park ist für die Beachvolleyballer ein temporäres Stadion auf dem Horse Guards Parade gebaut worden. Im Hintergrund das Risenrad "London Eye". (Foto: dpa)
Beeindruckende Kulisse: Die Beachvolleyballer schlagen auf dem Horse Guards Parade aufBild: picture-alliance/dpa/dpaweb

Nur Fußballspiele sowie die Segel-, Ruder-, Kanu- und Mountainbike-Wettbewerbe finden außerhalb der Acht-Millionen-Metropole statt. Die Segler kreuzen an Englands Südküste vor Weymouth und Portland.

Der britische Staat hat rund 9,3 Milliarden Pfund (ca. 11,5 Milliarden Euro) in den Bau der Anlagen sowie in die Infrastruktur für die Spiele investiert. Kritiker glauben aber, dass Olympia deutlich teurer wird und gehen inzwischen von mehr als elf Milliarden Pfund für den Steuerzahler aus.

Hochsicherheitstrakt London

Große Furcht haben die Olympia-Macher vor Terroranschlägen. Der Schock, als Terroristen einen Tag nach dem Olympia-Zuschlag am 7. Juli 2005 in der Londoner U-Bahn und in Bussen 52 Menschen getötet hatten, sitzt tief. So wird die Stadt während der Spiele zur Festung: Trotz früherer Dementis wurden Boden-Luft-Raketen zur Abwehr möglicher terroristischer Anschläge in Wohngebieten und auf den Dächern größerer Wohnblöcke stationiert. Zudem wacht ein Kriegsschiff auf der Themse, Eurofighter stehen auf einem Flughafen einsatzbereit. Die Geheimdienste und Scotland Yard koordinieren eine rund 45.000 Mann starke Truppe aus Soldaten, Polizisten und privaten Kräften. Premierminister David Cameron sprach von der "größten Sicherheitsoperation auf britischem Festland in Friedenszeiten".

Der Hubschrauberträger HMS Ocean auf der Themse vor Greenwich - Besatzungsmitglieder bilden auf dem Deck die Olympischen Ringe. (Foto: REUTERS)
London rüstet zu Olympia auf: Hubschrauberträger auf der Themse vor GreenwichBild: Reuters

Angesichts der 500.000 erwarteten Olympiagäste befürchten Skeptiker einen Verkehrskollaps. Das mit 7,8 Milliarden Euro modernisierte U-Bahn-System war bereits bei der Feier zum 60. Thronjubiläum von Königin Elizabeth II., die die Sommerspiele eröffnen wird, dem Ansturm der Massen nicht gewachsen. Zudem schnürt die 90 Kilometer lange Olympia Lane, geschaffen für Sportler und VIPs, die Kapazität der Straßen deutlich ein. Um einem Chaos zu entgehen, dürften viele Londoner in der Zeit der Spiele aus der Hauptstadt fliehen, zumal sie ohnehin keine Tickets ergattern konnten.

Deutsches Team: Platz fünf im Visier

Der deutsche Olympia-Trip an die Themse steht unter dem Motto: "Wir für Deutschland". In 23 von 26 Sportarten werden deutsche Athleten an den Start gehen. Im Fußball, Handball und Basketball verpassten sowohl die Männer als auch die Frauen den Sprung auf die Insel. Auch im Wasserball und bei den Volleyball-Frauen ist Deutschland nicht vertreten. Die Misere in den Ballsportarten führte dazu, dass die Mannschaft gegenüber Peking 2008 um fast 50 Sportler geschrumpft ist. Nur 391 Athleten hat der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) nominiert.

Ein Platz unter den ersten Fünf der Nationenwertung ist das erklärte Ziel, das mit dem kleinsten Team seit der Wiedervereinigung erfüllt werden soll. "Wir fahren voller Optimismus nach London, um im härtesten Wettstreit der Olympia-Geschichte unseren Platz in der Weltspitze zu verteidigen", erklärte DOSB-Präsident Thomas Bach. Vor vier Jahren hatte das deutsche Team in Peking mit insgesamt 41 Medaillen (16 Gold, zehn Silber, 15 Bronze) hinter China, den USA, Russland und Großbritannien im Medaillenspiegel Platz fünf belegt.

Diskuswerfer Robert Harting im Ring. (Foto: REUTERS)
Ein Medaillenkandidat: Robert Harting will den Diskus zu Gold werfenBild: Reuters

Das größte Kontingent stellen mit 77 London-Fahrern die Leichtathleten um Diskus-Weltmeister Robert Harting. Zu den Stars im Team gehören auch das Schwimm-Paar Britta Steffen und Paul Biedermann, Tischtennis-Ass Timo Boll sowie Turner Fabian Hambüchen. Daneben sollen vor allem die Ruderer und Kanuten Medaillen sammeln. Aber auch im Fechten, Radsport und Reiten erhoffen sich die deutschen Starter viel Edelmetall. "Wir sind erfolgshungrig", meinte DOSB-Generaldirektor Michael Vesper.

Die deutsche Fahne bei der Eröffnungsfeier trägt Hockey-Nationalspielerin Natascha Keller. Für die 35-Jährige sind es in London die fünften Olympischen Spiele.

Noch keine Olympiastimmung

Die Vorfreude steigt zwar in London, doch in Sachen Olympiastimmung ist noch viel Luft nach oben. "Wir leben in Europa in harten Zeiten in den vergangenen Jahren. Das drückt auch etwas auf die Vorfreude", sagte Jonathan Edwards, Dreisprung-Olympiasieger von Sydney 2000 und Repräsentant des lokalen OK's. "Wenn die Spiele aber losgehen, wird das Land dahinterstehen – auf eine fantastische Art und Weise!"