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Barrosos Stimme

Bernd Riegert2. Januar 2007

Er ist die Stimme der EU-Kommission: Der Deutsche Johannes Laitenberger ist seit gut einem Jahr Pressesprecher von EU-Kommissionspräsident Barroso. Fast täglich verkündet er die Beschlüsse der Brüsseler Verwaltung.

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Johannes Laitenberger, Quelle: European Community
Johannes Laitenberger, Sprecher der EU-KommissionBild: European Community, 2006

Jeden Mittag um zwölf Uhr steht der hochgewachsene Hamburger Johannes Laitenberger auf der Bühne des Pressesaals. Einige hundert Augenpaare sind auf ihn gerichtet. Das EU-Fernsehen überträgt live. "Ich glaube, man kann sowas ohne Lampenfieber gar nicht machen. Natürlich war eine produktive Spannung dabei", sagt Laitenberger über seinem ersten Auftritt im November 2005.

Inzwischen habe sich Routine eingestellt, aber es sei kein Theater, bemerkt Laitenberger. Er versuche ehrlich zu sein, aber müsse natürlich die Ansichten des Kommissionspräsidenten vertreten, auch wenn er privat etwas anderes meinen sollte. Es komme vor allem darauf an, dass auf die Frage, die gestellt wird, eine präzise Antwort gegeben werde. Und da müsse man natürlich eine Auswahl treffen, wenn man den Gesprächspartner nicht erschlagen wolle.

Full-Time-Job im Gefolge Barrosos

Bei peinlichen, unangenehmen oder kritischen Themen muss Johannes Laitenberger die bohrenden Journalisten abwimmeln, und vor allem immer lächeln. "Es gibt natürlich Situationen, wo man vier, fünf, sechs Mal die gleiche Antwort geben muss, weil zu einem bestimmten Punkt wirklich nichts sagen kann. Aber genervt? Ich meine, es gehört zum Job der Journalisten zu fragen. Mein Job ist es, zu antworten", sagt Laitenberger.

Neben den Pressekonferenzen muss Johannes Laitenberger Statements und Reden des Kommissionspräsidenten lesen, Kontakte zu Journalisten und anderen Kommissaren halten, seinen Chef auf zahlreichen Reisen begleiten. Langweilig wird ihm nicht. Seine drei Kinder sehen ihn eher selten. Als Ausgleich zum Job engagiert sich der Sohn eines Pfarrers in der evangelischen Kirchengemeinde in Brüssel.

Predigen und Überzeugungsarbeit bei Journalisten sind nicht zu vergleichen – oder doch? Auch hierzu antwortet Laitenberger eloquent: "In einer Predigt geht es um die letzten Dinge, in einer Pressekonferenz und in der Politik geht es per definitionem um die vorletzten Dinge. Politik erhebt immer nur einen begrenzten, keinen absoluten Wahrheitsanspruch, deshalb müssen wir hier uns der Endlichkeit der Dinge, die wir vertreten, immer bewusst sein."

Keine Wunder von deutscher EU-Ratspräsidentschaft erwarten

Aufgewachsen ist Johannes Laitenberger in Portugal. In Deutschland hat er gearbeitet, bevor er nach Belgien ging. Spielt die Nationalität in Europa noch eine Rolle? Er sei hier in nicht der Vertreter Deutschlands. Aber er höre auch nicht auf, Deutscher zu sein, weil er in der Kommission arbeite, bemerkt Laitenbeger. Dass so viele verschiedene Nationalitäten zusammenarbeiten, sieht er als Motor Europas: "Auf diese Art und Weise können die Unterschiede und auch die Spannungen in ein Miteinander verwandelt werden, das funktioniert."

Mit der EU-Ratspräsidentschaft – sozusagen auf der anderen Straßenseite in Brüssel untergebracht – muss die EU-Kommission zusammenarbeiten. Jede Präsidentschaft ist anders, besonders bei den informellen Kontakten, berichtet Johannes Laitenberger. Von den Deutschen dürfe man keine Wunder erwarten – auch wenn Laitenberger weiß, dass sich viele Erwartungen an die deutsche Ratspräsidentschaft knüpfen. Denn: "Es wäre ungerecht, Deutschland jetzt die ganze Last der Erwartungen aufzubürden und zu sagen, ihr müsst das jetzt stemmen."