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Die ungleich-gleichen rheinischen Rivalen

Stefan Nestler1. April 2012

Köln am Abgrund, Leverkusen depressiv – die Stimmung bei den so unterschiedlichen Clubs lässt sich vergleichen. Anderes auch, meint DW-Sportredakteur Stefan Nestler.

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Kölns Podolski reagiert nach vergebener Torchance, Leverkusener Spieler dreht ab. Foto: dpa
Bild: picture-alliance/dpa

Die Bundesliga biegt auf die Zielgerade, die Zeit des Nervenflatterns hat begonnen. Vor allem lässt sich das natürlich bei jenen Mannschaften beobachten, die ihre Felle schwimmen sehen. Das Selbstvertrauen der Spieler schwindet mit jeder weiteren Niederlage, die Verunsicherung steigt. Beispiele dafür sind der 1. FC Köln und Bayer Leverkusen.

Nach der besten Hinrunde seit langem, die auf dem zehnten Tabellenplatz beendet wurde, wähnten sich Verantwortliche und Fans in Köln fast schon im Europapokal. Doch dann folgte der jähe Absturz. Bis auf den Relegationsrang 16 wurden die Geißböcke durchgereicht, und das muss noch nicht das Ende der Fahnenstange sein. Die früher solide Abwehr wandelte sich zum Torso, mit 58 Gegentreffern ist der FC die "Schießbude der Liga". Die Fans begehren auf, die Vereinsführung hält an Trainer Ståle Solbakken fest. Sie will klare Linie zeigen, merkt aber offenbar nicht, dass diese geradewegs in die zweite Liga führt.

Ungeschickt

Ganz so schlimm steht es um den Nachbarn Bayer Leverkusen nicht. Doch der drohende Verlust eines Europa-League-Platzes wird auf der rechten Rheinseite fast wie ein Abstieg gewertet. Auch dort flattern also die Nerven. Konsequenz: Trainer Robin Dutt ist seinen Job los. Damit folgt Bayer einem allgemein üblichen Verhaltensmuster auf dem Fußballmarkt, das nachvollziehbar, aber nicht unbedingt gerecht ist. Denn in der Regel sitzen die Verantwortlichen einer Misere auch weiter oben in der Vereinshierarchie.

Das wiederum verbindet die rheinischen Rivalen Leverkusen und Köln - und führt zu einer weiteren Parallele: dem amateurhaften Umgang mit ihren Stars. Leverkusen mobbte Michael Ballack regelrecht Richtung USA, wo seine Karriere wohl enden wird. Köln hatte eigentlich nie eine wirkliche Chance, Lukas Podolski zu halten, tat aber alles dafür, seinen Superstar zu verprellen. Wer Frust bei Führungsspielern sät, muss sich nicht wundern, wenn am Ende der Mannschaftsgeist abhanden kommt.

Suppentopf und Eingemachtes

Damit hören die Gemeinsamkeiten zwischen Leverkusen und Köln aber auch auf. Schließlich jammern die beiden auf unterschiedlichem Niveau. Leverkusen fürchtet, den Löffel nicht mehr in den prall gefüllten europäischen Geld-Suppentopf stecken zu dürfen. Das ist zwar bitter, aber für Köln geht es wirklich ans Eingemachte: Der fünfte Abstieg der Vereinsgeschichte wäre für den Traditionsclub eine nicht nur finanzielle, sondern auch sportliche Katastrophe.