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Vogelgrippe in Deutschland

25. Juni 2007

Nach neuen Vogelgrippe-Fällen in Nürnberg mahnen Experten zu erhöhter Wachsamkeit. Die Bundesgrünen und die nordrhein-westfälische Landesregierung fordern nun eine vorbeugende Impfung für gefährdetes Geflügel.

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Schwäne am Ufer des Nürnberger Wöhrder Sees, Quelle: AP
Schwäne am Ufer des Nürnberger Wöhrder Sees, wo der H5N1-Virus wieder aufgetaucht istBild: AP

Nach dem neuen Nachweis der Vogelgrippe in Deutschland haben Experten zu erhöhter Wachsamkeit aufgerufen, sehen aber insgesamt keine veränderte Risikolage. Die Bundesländer sollten die sechs Fälle in Nürnberg zum Anlass nehmen, um ihre Vogelgrippe-Risikogebiete zu überprüfen, empfahl der Präsident des Friedrich- Loeffler-Instituts (FLI), Thomas C. Mettenleiter am Montag (25.6.07) auf der Insel Riems.

"Wir müssen aufpassen, dass das Virus nicht in einen Nutzgeflügelbestand hineingetragen wird", sagte der Wissenschaftler. Der Nachweis sei aber kein Grund, nun in Panik zu verfallen. "Es ist keine erhöhte Gefährdungslage für die Bevölkerung gegeben", erklärte Mettenleiter.

Sechs Vögel in Nürnberg mit H5N1 infiziert

Bei sechs an Nürnberger Seen verendeten Wildvögeln wurde bislang das auch für den Menschen gefährliche H5N1-Virus nachgewiesen. Insgesamt wurden bis zum Montag 15 tote Tiere entdeckt, wie der Leiter des Nürnberger Gesundheitsamts mitteilte. Es sind die ersten bekannt gewordenen Fälle von Vogelgrippe in Deutschland in diesem Jahr. Die Behörden versuchen nun, ein Übergreifen des Virus auf Zuchtgeflügel zu verhindern.

Rund um die Fundorte in Nürnberg wurde dazu ein Sperrbezirk mit einem Radius von vier Kilometern eingerichtet. Betroffen seien 57 Geflügelhalter mit knapp 2600 Stück Geflügel, sagte eine Sprecherin der Stadt. Die Tiere müssen im Stall bleiben und dürfen nicht verkauft werden. Parkwächter sollen zudem verstärkt die Leinenpflicht für Hunde kontrollieren.

Experten: Kein Grund für höhere Risikostufe

Aus Sicht des Friedrich-Loeffler-Instituts gibt es derzeit keinen Grund, bundesweit das Risiko höher einzustufen und die Bestimmungen zur Stallpflicht zu verschärfen. Erst im April hatte das FLI nach neun Monaten ohne Nachweis des Erregers in Deutschland das Übertragungsrisiko durch Wildvögel von "hoch" auf "mäßig" herabgestuft.

Ein Schild warnt im Bereich des Wöhrder Sees in Nürnberg vor der Geflügelpest, Quelle: AP
Warnung vor der VogelgrippeBild: AP

Bundesverbraucherminister Horst Seehofer geht nach dem Auftreten der Vogelgrippe in Nürnberg von einem "lokalen Seuchengeschehen in einem Bundesland" aus, wie eine Ministeriumssprecherin mitteilte. Es gebe die Vermutung, dass das Virus in den vergangenen Wochen aus Tschechien nach Nürnberg eingeschleppt worden sein könnte. Allerdings sei dies bislang noch nicht belegt. Ob und wie sich der Erreger auf andere Bundesländer ausbreiten könnte, sei ebenfalls noch nicht einzuschätzen.

Der Bundesrat will in der kommenden Woche über eine Lockerung der Stallpflicht für Geflügel beraten. Dann sollen größere Ausnahmen von den Ländern aus möglich sein. "Es bleibt bei dem Stand, wenn wir es weiter mit einem lokalen Geschehen zu tun haben", sagte die Sprecherin Seehofers.

Bundesgrüne und NRW-Landesregierung fordern Impfung

Die Grünen fordern allerdings eine Schutzimpfung gefährdeter Tiere. "Die neuen Vogelgrippe-Fälle rufen in Erinnerung, dass das Virus noch lange eine Bedrohung bleiben wird", erklärte die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Partei im Bundestag, Bärbel Höhn, in Berlin. Entweder man gehe zur Impfung der Tiere über, oder die Stallpflicht werde zum Dauerphänomen. "Die Bundesregierung sollte endlich den Weg frei machen für Impfungen, wie sie in Frankreich und den Niederlanden längst möglich sind", forderte Höhn.

Die nordrhein-westfälische Landesregierung hat ihre Forderung nach einer vorbeugenden Impfung ebenfalls bekräftigt. Tiere immer wieder in den Stall zu sperren, könne keine dauerhafte Lösung sein, kritisierte Verbraucherschutzminister Eckhard Uhlenberg (CDU) am Montag in Düsseldorf. Derzeit werde eine solche Impfung bei 3000 Tieren aus zwei ostwestfälischen Beständen getestet.

Auch der Bundesverband der praktizierenden Tierärzte kritisierte die bisherige Seuchenbekämpfung. Ein erneuter Befall von Nutztierbeständen mit der Vogelgrippe sei nicht ausgeschlossen. Die Behörden in den Bundesländern hätten die vergangenen Monate untätig vergehen lassen, ohne eine Einbindung der Tierärzte vor Ort in die Seuchenbekämpfung sicherzustellen. (tos)