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Die Wahrheit über Kennedys Tod?

Karolina Burbach6. Januar 2006

Eine herausragende Dokumentation im deutschen TV handelt vom Mord an dem ehemaligen US-Präsidenten John F. Kennedy. Die überraschende These des Autoren lautet, der kubanische Geheimdienst habe den Mörder angeheuert.

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Attentat auf John F. KennedyBild: picture-alliance/dpa

"Das war die Reaktion Kubas auf die wiederholten Versuche der Brüder Kennedys, vor allem des Jüngeren, Robert, Fidel Castro mit diesem politischen Mord aus dem Weg zu räumen. Ein Duell zwischen den Kennedys und den Castros, das wie in einer griechischen Tragödie für einen der Duellanten tödlich endete," erklärte Huismann in einem Interview mit der Deutschen Welle. Nach seiner Theorie war es tatsächlich jener Lee Harvey Oswald, der Kennedy am 22. November 1963 im texanischen Dallas erschoss. Aber nicht als psychopathischer Einzelgänger wie bisher angenommen, sondern sehr gezielt im Auftrag des kubanischen Geheimdienstes. "Oswald war seit 1962 ein von der kubanischen Staatssicherheit geführter Agent. Er war ein politischer Fanatiker und ließ sich dafür benutzen, John F. Kennedy zu ermorden."

Huismanns Zeugen

Quelle für Huismann waren Gespräche mit zahlreichen Zeitzeugen der Geheimdienste der USA und Kubas. Sein Hauptzeuge dabei ist der Kubaner Oscar Marino. Einst Geheimdienstmann und Castro-Gefährte im Guerilla-Kampf gegen den kubanischen Diktator Batista, ist dieser nun enttäuscht von Castro, der die kubanische Sache in seinen Augen zu willfährig an die Genossen in der Sowjetunion verschleuderte. Marino war bereit zum Interview mit Huismann, "da sonst die Wahrheit niemand erfährt".

Der ehemalige Chef des kubanischen Geheimdienstes, Fabian Escalante, wies die Anschuldigungen, das Attentat sei von den Kubanern angezettelt worden, jedoch laut einer Meldung der Presseagentur AP als Fälschung zurück.

Neben Marino und Escalante äußern sich im Film auch frühere US-Geheimdienstler sowie Mitarbeiter der Kennedy-Regierung und des mexikanischen Geheimdienstes. Huismann lässt außerdem den früheren FBI-Agenten Lawrence Keenan zu Wort kommen, der nach dem Mord drei Tage in Mexico City ermittelte, weil der Attentäter sich zwei Monate vor dem Mord mehrere Tage dort aufgehalten hatte.

Dokumentation, Rendezvous mit dem Tod Wilfried Huismann (re) und der FBI - Chefermittler Lawrence Keenan (2.v.re) im Archiv des mexikanischen Geheimdienstes (DFS) Vor ihnen die Akten des `Oswald-Ke
Huismann (r.) und FBI-Chefermittler Lawrence Keenan (Zweiter v. r.)Bild: WDR

Keenan berichtet, er sei abgezogen worden, ehe er seine Arbeit beenden konnte. "Das waren die schlechtesten Ermittlungen, die das FBI je durchgeführt hat", sagte er. Die US-Regierung habe die Wahrheit nicht wissen wollen, "weil das bedeuten könnte, es gibt Krieg", erklärte der US-Ermittler. Die Ermittlungen seien auf Weisung des neuen Präsidenten Lyndon B. Johnson eingestellt worden.

Dieser "fürchtete, dass die Offenlegung der gegenseitigen Mordversuche ihn dazu zwingen könnte, eine Invasion gegen Kuba durchzuführen," so Wilfried Huismann im Interview mit der Deutschen Welle. "Das bedeutete seiner Ansicht nach das Risiko eines Dritten Weltkrieges und als konservativer Pragmatiker entschied er sich innerhalb weniger Stunden in Übereinstimmung mit Robert Kennedy, diese ganze Geschichte zu begraben und zu verbieten, dass Beamte des FBIs und der CIA die Spuren nach Kuba weiter untersuchten."

Das Ende der Verschwörungstheorien?

Dokumentation, "Rendezvous mit dem Tod" Rolando Cubela (li, 1959), Kommandant der Revolution und Fidel Castros
Rolando Cubela (l.) sollte Fidel Castro ermorden. Doch der Doppelagent heuerte laut WDR-Recherchen Oswald als Killer an.Bild: WDR

Wie viel Wahrheit die Recherchen Huismanns letztendlich ans Tageslicht gebracht haben, ist schwer zu sagen. Nach Überzeugung des dreimaligen Grimme-Preisträgers soll sein Film "die bisherige Kennedy-Forschung revolutionieren und die zahlreichen Verschwörungstheorien ad absurdum führen". Eine gerichtliche Sühne der Taten erwartet Huismann aber nicht: "Es wird nur das Bewusstsein verändern, das Bild in den Köpfen. Es wird vielen Millionen Menschen die Frage beantworten, die sie sehr bewegt und beunruhigt hat die ganzen Jahre: Warum ist diese schreckliche Tat geschehen?"

Der Film "Rendezvous mit dem Tod. Kennedy und Castro" wurde am 6. Januar um 21.45 Uhr in der ARD gezeigt.