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Die Welt der Spieleerfinder

22. Oktober 2009

"Die Burg der 1000 Spiegel" – für dieses Kinderspiel rund um den kleinen Vampir Victor sind Inka und Markus Brand aus Gummersbach mit dem "Deutschen Spiele-Preis" für das beste Kinderspiel ausgezeichnet.

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Als Vampire verkleidet präsentieren Lukas und Emelie das Brettspiel "Burg der 1000 Spiegel" auf der weltgrößten Spielemesse Spiel 09 (Foto: dpa)
Präsentation des Spiels auf der Essener SpielemesseBild: picture-alliance/dpa

Spiele und Spielen - das bestimmt das Leben des 34-jährigen Versicherungsmakler Markus Brand und seiner 32-jährigen Frau Inka. Seit zehn Jahren erfinden sie Spiele, rund 130 Prototypen haben sie aus Pappe hergestellt und an Spielverlage versandt. Auch das Privatleben der Brands - die sich beim Spielen kennen und lieben gelernt haben - ist fast rund um die Uhr von der positiven Spielsucht bestimmt: Mit Freunden oder mit ihren Kindern - fast jeden Tag ist Spiel-Zeit.

Wie ein Spiel entsteht

Eigentlich klingt es ganz einfach, wenn Inka Brand erklärt, wie "Die Burg der 1000 Spiegel" entstanden ist: Sie habe "etwas mit Spiegeln" machen wollen, glaubte aber, dass sich ihre Idee, dass man in eine Schachtel schaut und sich mit Spiegeln orientiert, nicht umsetzen lassen würde. Ihr Mann, der Tüftler, habe sich daraufhin hingesetzt und an einer Lösung gearbeitet. Zwei Jahre Arbeit steckten am Ende in dem Spiel.

Inka und Markus Brand vor einer Skizze (Foto: Linnenbrink)
Die Skizze ist nur der erste Schritt, wenn Markus und Inka Brand ein Spiel entwickelnBild: DW

Aus den ersten Strichen auf dem Papier entstand die Pappversion der Burg. Der Spielkarton wird mit verwendet, denn an jeder Seite sind jeweils drei Löcher, die mit insgesamt elf Karten verdeckt werden. Durch ein Loch kann man in den Karton blicken und sich auf die Suche nach den Dingen machen, die der vergessliche Vampir Victor verloren hat.

Spiegel, Würfel, Karten und Glassteinchen

Vier Spiegel und viele "Bluttropfen" genannte Glassteinchen sind weitere Spiel-Zutaten. Das Ziel ist, die Spiegel so zu stecken, dass der Spieler Gegenstände findet: Beispielsweise die Schatztruhe oder die Krone. Eine Mischung aus Memory und Physik, so einfach erklärt, dass Kinder ab sechs Jahren mitspielen können.

Kinder an Tischen mit Brettspielen (Foto: Linnenbrink)
In der Grundschule Gummersbach-Niederseßmar steht Spielen auf dem StundenplanBild: DW

Auch unseren Testkindern Benna, Leon und Jara gefällt das Spiel der Brands. "Das Überlegen mit den Spiegeln, wie man die Setzen soll, damit man die Bilder mit den Spiegeln sehen kann", findet die siebenjährige Benna toll. Leon findet es auch schwierig, denn "dann muss man sich auch richtig darauf konzentrieren, damit man weiß, wo der Ritterhelm ist oder die Krone. Damit man die auch findet." Und Jara mag das Würfeln: "Und wenn man die Spiegel umsteckt, das macht ein bisschen Spaß."

Spielen lernen

Auch an der Gummersbacher Gemeinschaftsgrundschule kommt "Die Burg der 1000 Spiegel" gut an. Hier leiten Markus und Inka Brand eine Spiele-AG. Einmal pro Woche ist "Spielen" im Unterricht Pflicht. Denn das müssen Kinder mittlerweile wirklich lernen: "Wir kennen viele Kinder, die können heute gerade noch 'Mensch ärgere Dich nicht' spielen und sonst kennen die nichts", erzählt Inka Brand. "Wir bemühen uns, den Kindern ein paar neue Sachen zu zeigen. Im Jahr kommen 500 neue Spiele heraus, da haben wir immer gut zu tun." Die Kinder üben hier, miteinander zu spielen, dabei länger still zu sitzen und fair zu sein.

Das Spiel "Burg der 1000 Spiegel" (Foto: Linnenbrink)
Das Produkt von zwei Jahren EntwicklungsarbeitBild: DW

Spielerisch fürs Leben lernen, das ist wichtig. Denn schon die Kleinsten müssen sich behaupten und auch mal verlieren können. In Zeiten von Nintendo & Co ist das Brettspiel kaum noch populär. Die älteren Kinder in der AG treten in die Fußspuren der Brands und entwickeln eigene Spiele. Inka Brand ist dann die Bastlerin, die die Idee in ein spielbares Brettspiel umwandelt. Aber nicht ohne ihren Laptop: "Das geht gar nicht. Es sei denn, man könnte super zeichnen, was bei mir nicht der Fall ist", sagt die 32-Jährige.

Von der Testversion zum Endprodukt

Aus Pappe, Papier und Holzsteinchen entstehen die ersten Testversionen. Mit Freunden wird ausprobiert, ob auch alles funktioniert. Wenn der Verlag den Prototypen kauft, verleihen professionelle Zeichner dem Spiel ein neues Gewand. Insgesamt 20 Spiele aus dem Hause Brand sind mittlerweile auf dem Markt.

Für Spieleerfinder ist Spielleidenschaft natürlich Pflicht. "Man muss wissen, was am Markt ist - und es inspiriert auch, andere Spiele zu spielen", erklärt Markus Brand. Noch machen die Brands das Spieleerfinden nebenberuflich. Nur einmal im Jahr, im März, kommt die große Ausschüttung. Hauptberuflich arbeitet Markus Brand als Versicherungsmakler. Mit dem "Deutschen Kinderspielpreis" könnte jedoch der erste Schritt gemacht sein, dass sich die Spielbegeisterung für ihn und seine Frau eines Tages so richtig auszahlt.

Autorin: Marion Linnenbrink

Redaktion: Dеnnis Stutе