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Die weltweite medizinische Versorgung und was Forschung dafür tun kann.

26. Oktober 2010

Der World Health Summit brachte alle zusammen: Mediziner, Politiker, Führungskräft aus der Industrie und anderen Bereichen. Sie wollen über Lösungen globaler Gesundheitsfragen beraten.

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Spritze (Bild: picture-alliance)
Bild: picture-alliance/ dpa

Neue Medikamente und Impfstoffe, medizinische Geräte, Therapieveränderungen, moderne Operationsmethoden - der Fortschritt hat seinen Preis. Die Krankenzahlen steigen und die Behandlungsmethoden sind teuer. Die Gesundheitssysteme auf der ganzen Welt drohen zu kolabieren. Damit der medizinische Fortschritt auch den Menschen in den Entwicklungsländern hilft, muss nach Wegen gesucht werden, die eine weltweite gesundheitliche Versorgung ermöglichen.

Arzt zieht Spritze auf. (Bild: AP)
Bild: AP

Globalisierung ist überall. Auch Krankheiten verbreiten sich weltweit mit unterschiedlichen Folgen - Beispiel: Diabetes.

285 Millionen Diabetiker gibt es, das sind 6,4 Prozent der Weltbevölkerung. Auch wegen des Wandels der Lebens - und Essgewohnheiten hat die Zahl der Erkrankten, sowohl in den Industrieländern als auch in den Entwicklungs - und Schwellenländern, in den letzten Jahren rasant zugenommen. Es ist ein schweres, chronisches Leiden, das unbehandelt zum Tod führt. Die Zahl der Kranken, die an den Folgen einer Diabetes gestorben sind, war im Jahr 2000 weltweit schon die gleiche wie bei AIDS. Und die Wissenschaftler prognostizieren für die Zukunft eine weiter steigende Zahl von Diabeteskranken.

Der halbe Erdball hungert - nach Insulin

Fast Food, zu süße und zu fettige Lebensmittel, haben einen enormen Absatz - auch in den Entwicklungs - und Schwellenländern. Dieser Lebensstil hat ein fatales Ergebnis: Diabetes verbreitet sich epidemieartig in Ländern, in denen es das Problem vorher kaum gab.

Blutzuckermessung (Bild:AP)
Zuckerkranke müssen mehrmals täglich ihren Blutzuckerspiegel messen.Bild: AP

Denn trotz der effektiven Medikamente, sind die Bedingungen für eine Behandlung von Diabetes in ärmeren Ländern sehr schwierig. Oft fehlt die Infrastruktur. Es gibt zu wenige Krankenhäuser, zu wenige Ärtze und zu wenige Labore, die zum Beispiel das Blut untersuchen könnten, um Diabetes festzustellen. Außerdem ist die Versorgung der Patienten teuer.

Auch die Gene sind schuld

Falsche Ernährung und äußere Umwelteinflüsse sind nicht die einzigen Gründe für die weltweit steigende Zahl der Diabetiker. Forscher haben mehrere Gene, Genkombinationen und Faktoren entdeckt, die mitverantwortlich sein könnten für die Krankheit. Noch aber kennen sie die genauen Ursachen nicht. Genetische Anlagen könnten der Grund dafür sein, dass der Körper kein Insulin produziert, oder dass die Zellen das Insulin nicht aufnehmen können.

Insulin ist lebenswichtig für jeden Menschen. Es versorgt die Zellen mit Glukose (Zucker) und steuert den Blutzuckerspiegel. Bei Diabetikern versagt diese Steuerung. Wird Diabetes nicht behandelt, werden Nieren, Augen, Nerven und Gefäße geschädigt. In den Industrienationen gibt es gute Behandlungsmöglichkeiten. Entwicklungsländer haben es im Kampf gegen die Zuckerkrankheit bei weitem schwerer. Ein Kind in Afrika mit Diabetes hat ohne Versorgung eine Überlebenschance von eineinhalb Jahren. Ein Kind, das in einem reichen Land aufwächst, hat eine fast normale Lebenserwartung.

Vorbeugen statt Heilen

Wissenschaftler vom Helmholtz Zentrum und der Uniklinik München vermuten, dass Diabetes vererbbar ist. In einer Studie untersuchen sie etwa 1600 Kinder. Kinder aus Familien, in denen Vater, Mutter oder beide Eltern Diabetiker sind. Ein Ergebnis: Die Wissenschaftler können den Diabetes schon vor dem Ausbruch im Blutbild erkennen.

Mädchen gibt Speichelprobe mit Wattestäbchen. (Bild:DW-TV)
Speicheltest: Auf der Suche nach verdächtigen Genen.

Eine andere Forschergruppe am Helmholtz Zentrum testet nun, ob sie Diabetes bei gefährdeten Kindern verhindern kann. Eine tägliche Dosis Insulin soll helfen, das Immunsystem zu stimmulieren. Die Wissenschaftler hoffen, dass die Krankheit bei den Kindern, die an der Studie teilnehmen verzögert oder überhaupt nicht ausbricht. Sollten sie mit ihrem Modell Erfolg haben, wäre das ein Meilenstein im Kampf gegen die Volkskrankheit.

Was bringt ein "World Health Summit"?

So ein Ansatz zur Vorbeugung könnte ein Modell sein, das Menschen auf der ganzen Welt hilft. Um die weitere Ausbreitung von Krankheiten wie Diabetes zu verhindern sind Aufklärung und Prävention unerlässlich. Das sind zwei zentrale Anliegen des World Health Summit.

"Der `World Health Summit´ kann nicht die Weltgesundheit in die Welt hineintragen. Aber er kann dazu beitragen, dass alle Kräfte aus Politik, Wissenschaft oder Wirtschaft zusammenarbeiten, um das höchste Gut aller Menschen, die Gesundheit, voranzubringen", sagt Detlev Ganten, Präsident des internationalen Gesundheitskongresses.

Das geht aber nur, wenn die großen Industrieländer Verantwortung übernehmen.

Autor: Alex Reitinger
Redaktion: Maria Lesser