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Die Wirtschaft könnte die Wahl entscheiden

Das Interview führte Diet Simon10. Juli 2004

Im November wird in den USA ein neuer Präsident gewählt. Es zeichnet sich ein knapper Wahlausgang ab. Der Politikwissenschaftler Christian Hacke sagt, welche Chancen auf eine Wiederwahl er Präsident George W. Bush gibt.

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Deutsche Welle: Professor Hacke, es zeichnet sich bei den Präsidentschaftswahlen in den USA ein Kopf-an-Kopf-Rennen ab zwischen Präsident George W. Bush und seinem Herausforderer John Kerry. Welche Faktoren könnten Ihrer Meinung nach den Wahlausgang entscheiden?

Professor Christian Hacke: Das ist schwer zu sagen. Ich denke aber, dass ein entscheidender Punkt die Wirtschaft sein wird.

Das überrascht mich, dass Sie das sagen - nicht der Irak?

Nein, ich denke der US-Wähler schaut zuerst ins Inland und was in seiner Stadt und in seinem Land passiert. Und dort haben die Republikaner und Präsident Bush in jüngster Zeit darauf hinweisen können, dass in den vergangenen drei Monaten eine Million neue Arbeitsplätze geschaffen wurden. Das ist für viele Amerikaner ein guter Grund, Bush zu wählen.

Warum hat sein Herausforderer John Kerry von der Partei der Demokraten dann in jüngsten Umfragen aufgeholt?

Hm, man sieht wenig von Kerry dieser Tage. Das kann daran liegen, dass es seine Taktik ist, es kann auch andere Gründe haben. Wie auch immer - ich denke wir müssen bis zum Konvent der Demokraten (26. - 29.07., d. Red.) warten. Das ist der Zeitpunkt - wenn man mal in die Geschichte schaut -, an dem alles an Fahrt gewinnt.

Kerry hat die Irak-Politik Bushs sehr stark kritisiert. Kann sich das auswirken?

Ganz grundsätzlich hat er doch deutlich gemacht, dass er damit übereinstimmt, was Bush im Irak macht. Er hat dagegen Kritik geübt am Stil des Präsidenten und dessen Diplomatie. Kerry will die europäischen Partner besser einbinden, und er sagt, die UNO hätte viel früher eingebunden werden müssen. Es ist deshalb gar nicht wirklich klar, wie denn Kerrys Irak-Politik aussähe, wenn er Präsident wäre. Das ist auch eines seiner großen Probleme, dass die Öffentlichkeit, ja nicht einmal seine Anhänger, weiß, wofür er steht.

Wenn ich Wähler in den USA wäre und gegen das wäre, was im Irak geschieht, dann hätte ich wohl keine Wahl, oder?

Nein, Sie hätten keine große Wahl. Wenn Sie für eine entschiedene Außenpolitik wären, wie Bush sie verfolgt, dann würden Sie für Bush stimmen. Wenn Sie eher eine zögernde Außenpolitik bevorzugen und besorgt sind wegen dem, was im Irak vor sich geht, dann würden Sie wahrscheinlich für Kerry stimmen.

Professor Christian Hacke ist Politikwissenschaftler an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn.