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"Die wirtschaftliche Öffnung unterstützen"

19. Dezember 2011

Im besten Fall wird sich die Politik Nordkoreas in Richtung wirtschaftlicher Öffnung wandeln, sagt Nordkorea-Experte Bernt Berger. Der Westen sollte das Land einbinden und die Öffnung fördern.

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Bernt Berger vom Friedensforschungsinstitut SIPRI in Stockholm (Foto: privat)
Bernt Berger vom Friedensforschungsinstitut SIPRI in StockholmBild: Bernt Berger

DW-WORLD.DE: Im Zusammenhang mit dem Tod eines Führers kommt es in der Regel zu dramatischen Ereignissen um bleibende Stärke von Macht zu demonstrieren. Erwarten Sie diesmal Ähnliches in Nordkorea?

Bernt Berger: Es hat bereits in der Vergangenheit Zusammenstöße gegeben, wie etwa nach dem Beschuss der Insel Yeonpyeong im November 2010. Zunächst ist Nordkorea mit gravierenden internen Problemen konfrontiert. Es wird den Abschied von Kim Jong Il inszenieren und anschliessend im April 2012 den 100. Geburtstag von Kim Il Sung, dem Staatsgründer, zelebrieren. Dennoch bleibt Nordkorea unberechenbar. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Machtkonstellation in der Führungsriege in der nahen Zukunft entwickelt.

Die südkoreanische Armee wurde in Alarmbereitschaft versetzt. Wovor hat sie Angst?

Die Alarmbereitschaft scheint eine vorbeugende Maßnahme zu sein und ist keine Reaktion auf eine akute Bedrohungssituation.

Vor ein paar Tagen haben die Nordkoreaner angekündigt, die Uran-Anreicherung auszusetzen, wenn Hilfsgüter ins Land kämen. Werden sie das noch realisieren?

Die Frage ist, wer diese Politik veranlasst hat. Es ist fraglich, ob Kim Jong Il die Regierungsgeschäfte noch voll begleitet hat. Diese Politik ist allerdings auch nicht neu. In der Vergangenheit hat die Führung in Pjöngjang des Öfteren versucht, ihr Atomprogramm im Verhandlungspoker zu benutzen.

Wird sich die Politik in Nordkorea ändern?

Im besten Fall wird sich die Politik in Richtung wirtschaftlicher Öffnung wandeln. China versucht seit Jahren, die Regierung in Pjöngjang auf diesen Kurs zu bringen, leider mit geringem Erfolg. Allerdings gibt es kleinere Projekte, wie die Wirtschaftszonen auf der Wihwa Insel und in Hwanggumphyong, die zumindest vermuten lassen, dass Teile der Führung experimentierfreudig sind und China unter Umständen als Modell ansehen.

Was raten Sie der westlichen Welt?

Es ist schwer zu sagen, ob sich jetzt neue Möglichkeiten für den Westen ergeben. Es ist daher notwendig, die Entwicklungen aufmerksam zu beobachten. Es ist auch ratsam, in der Zukunft die Förderung einer wirtschaftlichen Öffnung und Einbindungsstrategien in Betracht zu ziehen. Auch sollten die nordkoreanischen Eliten neben der Kim-Familie beobachtet werden und deren Potenzial als treibende Kräfte in einer Transformation Nordkoreas in Betracht gezogen werden.

 
Bernt Berger ist Nordkorea-Experte am Friedensforschungsinstitut Sipri in Stockholm.

Das Interview führte Erning Zhu
Redaktion: Hao Gui