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Internationale Pressestimmen

3. Dezember 2010

Hier geht es um Politik, Macht und Geld: Zu diesem Schluss kommen die internationalen Pressestimmen zur Vergabe der Fußball Weltmeisterschaft 2018 und 2022 an Russland und Katar.

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Bild: AP/DW

Die portugiesische Tageszeitung: “Diario de Noticias“ hält fest: “Die FIFA entscheidet über die WMs mit dem Blick aufs Geschäft. Die russischen Rubel haben die iberischen Euros von Portugal und Spanien bezwungen und die WM 2018 bekommen. Das Erdöl der 800 000 Einwohner von Katar hat die WM 2022 erhalten. Das ist der Sieg des Fußballs als Geschäft.“

“Gegen Russland kann keiner was haben. Aber Katar ist der größte Fußballwitz aller Zeiten“, findet das norwegische “Dagbladet“.

Die Boulevardzeitung “Expressen“ aus Schweden stellt fest: “Eine trostlose Entscheidung. Was haben Russland und Katar gemeinsam? Öleinnahmen und Korruption. Das scheint der FIFA zu gefallen.“

Die englische “Daily Mail“ zeigt sich enttäuscht: “England verliert WM-Bewerbung gegen 'Mafia-Staat' Russland (obwohl Putin nicht mal persönlich erschien).“

Die belgische Zeitung “La Dernière Heure-Les Sports“ kritisiert: “Russland bekam den Zuschlag für die Weltmeisterschaft 2018 trotz veralteter Infrastruktur und der Größe des Landes, die zu Transportproblemen führen könnte. Entscheidend war die Unterstützung der politischen Amtsträger, vor allem Wladimir Putins.“

Ebenfalls enttäuscht zeigt sich “De Standaard“ aus Belgien. Hier heißt es: “Weder Belgien noch die Niederlande, sondern Russland und Katar. Die FIFA legt Gewicht auf das Geld.“

Die italienische “Gazetta dello Sport“ notiert mit Blick auf die FIFA-Entscheidung: “Hoch lebe Blatter. Wenn es noch eines Beweises bedurfte, dass nur die Politik zählt, da ist er. Es geht ums Geschäft - mehr oder weniger schmutzig. Es geht um Blatter, der immer gewinnt, während der jüngste von vielen Skandalen einfach an ihm abperlt. England vernichtet, die USA geohrfeigt, Spanien und Portugal enttäuscht - addio alte Fußball-Geografie.“

Der italienische "Corriere della Sera" fasst es kurz und knapp zusammen: “Die WM der Reichen“.

Auch das russische Finanzblatt “Kommersant“ steht der FIFA-Entscheidung skeptisch gegenüber: “Für Russland kann die Fußball-WM eins der teuersten und schwierigsten Projekte seiner Geschichte werden. Das bisherige Budget ist nur ein Tropfen im Meer der Kosten, die dem Land bevorstehen. Denn eine WM ist - anders als zum Beispiel die Olympischen Spiele in Sotschi - nicht auf nur eine Stadt beschränkt.“

In Spanien schreibt die Tageszeitung “El Mundo“: “Russland und Katar, Erdgas und Öl: Die WM entfernt sich von den Traditionsländern des Fußballs wie Spanien und Portugal, Holland und Belgien oder England. Stattdessen begibt sie sich in Staaten, in denen es noch nie eine Weltmeisterschaft gab und die eines gemeinsam haben, nämlich das Geld.“

Die “Basler Zeitung“ notiert: “Gezielt haben die Mitglieder des Exekutivkomitees jenen Ländern den Vorzug gegeben, die von allen Bewerbern am meisten in Stadien und Infrastruktur investieren müssen und gleichzeitig am intensivsten mit Geldscheinen gewedelt haben. Dass der Verband der Spur des Geldes folgt, darf nun niemanden mehr überraschen. Und doch stockt einem immer wieder der Atem ob der Art, mit der auf dem Zürcher Sonnenberg Politik betrieben wird.“

Die “Berliner Zeitung“ aus Deutschland zeigt sich wenig überrascht: "Im bizarren Reich des Fußball-Weltverbandes FIFA gibt es keine Zufälle. Alles lässt sich erklären. Was fehlt, sind meist nur die Überweisungsbelege und Kontoauszüge."

Die “Financial Times Deutschland“ formuliert ihre Kritik etwas vorsichtiger: " Selbst wenn man die - erwiesenermaßen wenig absurde - Möglichkeit der persönlichen Vorteilsnahme außer Acht lässt, entsteht der Eindruck, dass hier sportliche Großereignisse nach anderen als organisatorischen Kriterien vergeben werden."

In Russland selber überwiegt die Freude auf das Fußballfest. Und so schreibt die russische “Wremja Nowostej“ stolz: “In Guatemala holte Putin damals die Olympischen Spiele nach Russland, jetzt wählte er eine andere Strategie: Er fuhr vor der Abstimmung nicht nach Zürich - und schlug trotzdem wieder einmal alle.“

Zusammengestellt von Nicolas Martin (mit dpa)
Redaktion: Silke Wünsch