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Interview DFB-Teammanagerin Doris Fitschen

7. Januar 2011

Am 26. Juni wird in Berlin die Frauen WM 2011 eröffnet: Gastgeber Deutschland trifft auf Kanada. Die WM-Vorbereitungen des Titelverteidigers laufen auf Hochtouren. Dazu im DW-Gespräch: DFB-Teammanagerin Doris Fitschen.

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DFB-Teammanagerin Doris Fitschen (Foto: AP)
Doris FitschenBild: AP

Die deutschen Fußballerinnen wollen bei der Weltmeisterschaft 2011 im eigenen Land den Titel zum dritten Mal in Folge gewinnen. Damit würde die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zum alleinigen Rekord-Weltmeister aufsteigen. In der Auftaktpartie trifft die deutsche Mannschaft am 26. Juni auf Kanada. Weitere Vorrundengegner sind Nigeria und Frankreich. Neben den Spielen mit deutscher Beteiligung erfreuen sich vor allem die Partien mit den Teams aus Brasilien und den USA starker Nachfrage. Mittlerweile sind weit über die Hälfte der 700.000 Tickets vergriffen. Über die Chancen und Vorereitungen des Titelverteidigers sprach Arnulf Boettcher mit DFB-Teammanagerin Doris Fitschen, die in ihrer aktiven Zeit als Nationalspielerin vier Europameisterschaften holte.

DW-WORLD.DE: Doris Fitschen, wie beurteilen Sie die Chancen der deutschen Mannschaft bei der Heim-WM 2011?

Doris Fitschen: Wir sind einer der Favoriten. Das muß man so sagen. Wir haben in den letzten Spielen gegen zwei der Gruppengegner gespielt und sehr hoch gewonnen (Nigeria 8:0, Kanada 5:0). Ich denke, es ist eine machbare Gruppe und wir wollen ins Finale kommen. Und da darf es in der Gruppe keine Stolperstein geben.

WM-Start vor Europa-Rekordkulisse

Doris Fitschen (M) küsst als Spielführerin die EM-Trophäe nach dem Gewinn der Europameisterschaft 2001 gegen Schweden (1:0). (Foto: AP)
Doris Fitschen als Europameisterin 2001Bild: AP

Das Eröffnungsspiel ist am 26. Juni im Berliner Olympiastadion gegen Kanada wahrscheinlich vor der europäischen Rekordkulisse von 77.000 Zuschauern. Ist das eine besondere Herausforderung?

Ja natürlich. Ich glaube, keine der Spielerinnen hat jemals vor so einem Publikum gespielt, weder von unserer Mannschaft noch von den Kanadierinnen. Es wird für jede Spielerin ein einmaliges Erlebnis sein. Ich hoffe, dass sich das bei uns in positiver Energie ummünzt und dass wir da wirklich eine gute Leistung bringen und dem Erwartungsdruck, der halt einfach auch da ist, standhalten werden.

Ziel ist es, nicht nur das Eröffnungsspiel zu gewinnen, sondern auch ins Finale zu kommen und den Titel zu verteidigen. Wie realistisch ist das?

Wir werden alles dafür tun, um dieses Ziel zu erreichen. Wir machen eine sehr lange und intensive Vorbereitung. Aber es ist halt Fußball und man kann den Erfolg nicht planen. Man braucht auch ein bisschen Glück dazu. Aber wie gesagt, wir tun alles dafür.

Intensive Vorbereitung auf das große Ziel

Wie sieht die Vorbereitung im Einzelnen aus?

Die Spielerinnen werden erst einmal die Bundesliga-Saison zu Ende spielen. Die wird bereits Ende März fertig sein. Ab Mitte April werden wir uns fast zehn Wochen lang vorbereiten, mal eine Woche Lehrgang, dann wieder drei Tage nach Hause, dann wieder eine Woche Lehrgang. Das haben wir in den letzten Jahren bei den vergangenen Weltmeisterschaften auch so gemacht. Das hat sich bewährt. Und wir wollen top vorbereitet in das Turnier gehen.

Das nächste Länderspiel ist erst im Mai. Fehlen da nicht so ein bisschen die Appetitmacher?

Ja, am liebsten wären wir das ganze Jahr mit der Frauenfußball-Nationalmannschaft zusammen gewesen. Aber die Bundesliga hat natürlich auch ihre Berechtigung zu spielen. Das ist für uns auch sehr wichtig, weil wir über die WM 2011 hinaus denken. Und da ist die Bundesliga eben sehr wichtig. Wir haben mit der Bundesliga vereinbart, dass sie ihre Saison am Stück zu Ende spielen kann und wir dann in die Vorbereitung starten. Ich denke, die Appetithappen werden wir kurz vor der WM haben und werden dann auch noch eine Euphorie in Deutschland auslösen.

"Mit der WM ein Zeichen setzen"

Szene aus dem Film: Die besten Frauen der Welt. (Foto: Kinowelt)
Das DFB-Team will seine WM-Titel (2003/2007) verteidigenBild: Kinowelt

Sie wollen nicht nur den Frauenfußball in Deutschland, sondern weltweit fördern?

Die Weltmeisterschaft ist nicht nur in Deutschland ein Riesenevent, sondern sie wird auch in über 200 Länder übertragen. Das heißt, wir können mit dieser WM ein Zeichen setzten – nicht nur für den Frauenfußball, sondern für den Frauensport insgesamt oder eben einfach für Frauen. Es ist die weltweit größte Frauensportveranstaltung. Und wir wollen, dass es ein riesiges Fest wird.

Der Männerfußball steht nach wie vor sehr im Blickpunkt. Aber FIFA-Präsident Sepp Blatter hat gesagt: Die Zukunft des Fußballs ist weiblich. Sehen Sie das auch so?

Männerfußball hat eine Popularität wie keine andere Sportart in Deutschland und auch weltweit. Und sich damit zu vergleichen, wäre erst einmal vermessen. Aber wir sind auf einem sehr guten Weg. Wir haben starke Zuwachsraten bei den aktiven Spielerrinnen und auch, was die Fans in den Stadien und die TV-Zuschauer angeht. Also, man sieht, es geht stetig bergauf. Aber Männerfußball ist natürlich noch eine ganz andere Dimension.

Die Fragen stellte Arnulf Boettcher
Redaktion: Wolfgang van Kann