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Die wundersame Reise nach Esmir

31. Januar 2011

Ein halbes Jahr lang haben sie geprobt: 25 Kinder, die im Essener Aalto-Theater eine Kinderoper aufgeführt haben. Entstanden ist ein mehrsprachiges Musical, bei dem Kinder unterschiedlichster Nationen mitwirken.

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Die wundersame Reise nach Esmir: Diego Holtmeier (Foto: DW / Cora Theobalt)
Kinderoper am Aalto-TheaterBild: DW / Cora Theobalt

Das blaue Opernzelt im Foyer des Essener Aalto-Theaters ist mit orientalischen Teppichen geschmückt. Vier Musiker des Mannheimer Streichquartetts sitzen im Hintergrund auf der Bühne. Im Zuschauerraum thronen die Schüler mehrerer Grundschulklassen auf blauen Sitzkissen. Viele blicken hochkonzentriert und mit aufgerissenen Mündern auf die Bühne. Dort agieren die Aalto-Spatzen und der Aalto-Kinderchor – die meisten sind im gleichen Alter wie das Publikum. Lieder, Tanzchoreografie und Sprecherrollen – jeder weiß, was er in dem Musical zu tun hat.

Eine Multi-Kulti-Geschichte

Die wundersame Reise nach Esmir: Wolfgang Gruber, Regisseur (Foto: DW / Cora Theobalt)
Regisseur Wolfgang GruberBild: DW / Cora Theobalt

"Die wundersame Reise nach Esmir" – eine Kinderoper von Georg Klusemann und Matthias Bonitz, erzählt eine Geschichte über Integration. Eine gute Stückauswahl, denn im Chor treffen auch verschiedene Nationalitäten aufeinander. Regisseur Wolfgang Gruber über seine musikalische Multi-Kulti-Geschichte: "Es geht darum, dass der Vater der Hauptfigur, des Kläuschens, seinen Job an den Nagel hängt, und beide beschließen, den Scheich Iphraim von Esmir zu besuchen. Eine Reise durch halb Europa beginnt. Es geht über den Balkan – da wird dann ein ungarisches Lied gesungen, nach Istanbul. Da gibt es dann ein türkisches Lied – und dann geht es weiter über eine Karawanserei, da wird ein orientalisches Lied gesungen. Schließlich kommen sie zum Scheich Iphraim. Dem geht es nicht gut, und Klaus wird dann quasi der Leib- und Magen-Dichter des Scheichs."

Ein starkes Team

Die wundersame Reise nach Esmir: Diego Holtmeier (links) und Dominik Eberle (Foto: DW / Cora Theobalt)
Diego Holtmeier (links) und Dominik EberleBild: DW / Cora Theobalt

Die Hauptrolle des "Klaus" wird von zwei siebenjährigen Jungen gespielt und gesungen: Diego Holtmeier und Dominik Eberle wechseln sich bei den Vorstellungen ab. "Die Kläuschens gibt es nur einmal im Jahr. Und wenn man die Solorolle hat, ist man richtig aufgeregt", meint Diego stolz. Er und Dominik sind ein gutes Team, wenn es darum geht, sich die Solorolle zu teilen. Dass die beiden Hauptdarsteller sich gut ergänzen, findet auch der Musikalische Leiter Alexander Eberle: "Die sind ganz unterschiedlich. Das ist eben auch für alle Beteiligten schön, zwei ganz unterschiedliche Darstellungen einer Partie zu erleben."

Die Vorbereitungen fingen für alle früh an. Denn ein Musical bedeutet viel Zeitaufwand. Zumal die Akteure nicht jederzeit am Theater sein können, sondern ja noch in den Kindergarten oder die Grundschule gehen. Ein halbes Jahr lang wurden die Musikstücke gelernt und einmal pro Woche hatten die Kinder ihre Gesangsstunde. "Und wir haben jetzt letzte Woche fünf Tage hintereinander auf unserer Probebühne am Nachmittag so zwei, drei Stunden geprobt", fasst Regisseur Wolfgang Gruber zusammen.

25 junge Akteure stehen im Rampenlicht

Die wundersame Reise nach Esmir: Publikum vor der Bühne (Foto: DW / Cora Theobalt)
Publikum vor der BühneBild: DW / Cora Theobalt

Auf der Bühne werden die rund 25 Chorkinder von drei erwachsenen Schauspielern des Theaters unterstützt. Außer Singen haben die Kinder mit Choreograph Nwarin Gad auch Tänze einstudiert. Auf diese Weise wird der Orient nicht nur akustisch zum Leben erweckt: Bunte Regenschirme fungieren beim Tanz der Händler als Markisen auf dem Basar. Das gleichaltrige Publikum ist vollkommen hin und weg. Überhaupt stehen die Kinder als Akteure und als Publikum im Mittelpunkt: Es war immer einer seiner größten Wünsche, mal ein Stück für die "ganz Kleinen" zu machen, sagt Regisseur Wolfgang Gruber: "Wir haben auch unsere Knaben in der Zauberflöte mittlerweile aus dem Chor rekrutiert. Die Kleinen sollen auch mal Bühnenerfahrung bekommen. Letztlich sollen die auch in einiger Zeit auf der großen Bühne auftreten."

Singen in vielen Sprachen

Die wundersame Reise nach Esmir: Chor (Foto: DW / Cora Theobalt)
Die wundersame Reise nach Esmir: ChorBild: DW / Cora Theobalt

Bei der "wundersamen Reise nach Esmir" singen die Kinder sogar in verschiedenen Sprachen. Eine Herausforderung, die die jungen Sänger mit Bravour meistern, wie der musikalische Leiter Alexander Eberle erzählt: "Chorarbeit besteht ja sehr häufig darin, dass man sich auch mit fremden Sprachen beschäftigt. Die Kinder lernen eben in dem Alter, wo sie noch nicht so richtig lesen können – genauso, wie sie die Noten nach dem Hören lernen, auch die Sprache nach dem Hören." Aber auch die neunjährige Celina, die im Aalto-Kinderchor singt, und türkisch spricht, war ganz schön aufgeregt vor dem Auftritt: "Ich habe schon Lampenfieber bekommen", sagt sie. Warum ihr Singen so viel Spaß macht? – "Man kann mit den Tönen so spielen, das gefällt mir sehr", sagt Celina begeistert. Ein bisschen Lampenfieber ist normal, hinterher wurden dafür alle mit verdientem Applaus belohnt. Das Publikum und Regisseur Wolfgang Gruber ziehen ein positives Resümée: "Wir hatten bei der Premiere Zugaberufe. Also die Kinder waren ziemlich angetan. Man merkt das immer, wenn sie ins Haus kommen, dass sie noch ganz aufgeregt sind, und wenn dann das Licht ausgeht und das Stück beginnt, sind sie plötzlich diese 40 Minuten sehr ruhig. Das ist, glaub ich, ein gutes Zeichen für die Aufmerksamkeit."

Autor: Cora Theobalt
Redaktion: Gudrun Stegen