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Die Zukunft ist grün

11. November 2009

Gutes tun und damit auch noch Geld verdienen: Das erhoffen sich viele Studenten von einem "grünen Studium". In Deutschland gibt es mehr als 350 Studiengänge, die sich mit Umwelt, Klima und Gerechtigkeit beschäftigen.

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Eine Hummel sammelt Blütenpollen auf einer Sonnenblume (Foto: AP)
Ob ökologischer Landbau, ...Bild: AP

Mit viel Elan hatte sich Moritz Mautz in das Physikstudium gestürzt. Doch dann kam die Enttäuschung. "Mir war der Studiengang viel zu theoretisch", erzählt der Student. Als er hörte, dass die Universität Tübingen in diesem Semester das bundesweit erste Studium der "Umweltnaturwissenschaften" startete, brach er sein Physikstudium ab und schrieb sich für den neuen Studiengang ein. "Hier erfahre ich ganz viel aus den Bereichen Mathematik, Physik, Biologie und Chemie", erzählt er begeistert, "und kann aus allen Fächern Wissen mitnehmen, um unsere Umwelt besser zu verstehen."

Natürlich hofft der Student auch darauf, später mit seinem Studium leicht einen Job zu bekommen. Die Aussichten dafür sind gut. Bis zum Jahr 2020, schätzen Experten, werden in Deutschland rund 500.000 Menschen in Berufen rund um Sonne, Wind, Biomasse oder Wasser arbeiten. Schon heute hat jede zehnte ausgeschriebene Stelle für Ingenieure mit erneuerbarer Energie zu tun.

Zu wenig Geisteswissenschaftler

Pinguine in der Antarktis (Foto: AP)
... Umwelt- und Klimaschutz ...Bild: AP

"In Sachen Umwelt- und Klimaschutz gehört Deutschland neben Skandinavien und Japan klar zu den weltweiten Vorreitern", sagt Gerhard de Haan von der Universität Berlin. "Das sehen wir auch am Angebot der Universitäten und Hochschulen." Der Erziehungswissenschafter ist seit dem Jahr 2004 Vorsitzender des Deutschen Nationalkomitees der UN-Dekade zur "Bildung für nachhaltige Entwicklung" und hat gerade ein Buch über nachhaltige Studiengänge herausgegeben. Aus über 350 Angeboten können die Studenten in Deutschland heute schon wählen.

"Leider ist nur ein Viertel dieser Studiengänge interdisziplinär ausgerichtet", bedauert de Haan. "Studien wie die Ingenieurwissenschaften sind sehr fachorientiert." Schließlich nutze es der Umwelt wenig, wenn sich nur Solaringenieure, Energietechniker, Meteorologen oder Klimaforscher um sie kümmerten, meint der Professor. "Wir müssen auch klären, wo die menschlichen Ursachen der Umweltverschmutzung liegen." Ethische Fragen nach dem Konsumverhalten des modernen Menschen gehören nach Ansicht de Haans unbedingt dazu.

Jede Menge Jobs in Wirtschaft und Entwicklung

Der Professor ist aber zuversichtlich, dass gerade im geisteswissenschaftlichen Bereich noch mehr nachhaltige Studienangebote und Forschungsprogramme entstehen. Denn die Wirtschaft hat zunehmend Interesse an Absolventen von Bachelor-und Master-Programmen rund um die Bereiche Ethik und Nachhaltigkeitsmanagement. Immer mehr Firmen möchten gesellschaftliche Verantwortung tragen. Natürlich nicht aus reiner Nächstenliebe. Ein grünes oder soziales Image mache Unternehmen wettbewerbsfähig und locke Anleger an, die in Ökofonds investierten, beobachtet de Haan. So wachse der Bereich "Corporate Social Responsibility" (CSR), also verantwortliches unternehmerisches Handeln, stark.

Schafe weiden vor Windrädern (Foto: AP)
... oder alternative Energien: Die Zukunft ist grün.Bild: AP

Weitere Jobs in den Bereichen Umwelt und Soziales, Energiewirtschaft und Ressourcenschutz vergeben auch Büros für Umweltberatung, Versicherungen, Behörden oder Entwicklungsorganisationen. "Der Markt ist sehr vielseitig", betont der Tübinger Hydrologieprofessor Olaf Cirpka. Viele Absolventen nachhaltiger Studiengänge könnten später eine "grüne Karriere" machen und mit ihrer Spezialisierung gutes Geld verdienen.

Das sieht Professor de Haan genauso. Doch er möchte den Studenten trotz aller guten Jobchancen den Idealismus ans Herz legen. Wer einen sinnvollen Beitrag zur Fortentwicklung der Gesellschaft leisten wolle, sei bei den nachhaltigen Studiengängen richtig, betont er. "Das Augenmerk nur auf einen Job zu legen, mit dem sich Geld verdienen lässt, ist definitiv zu wenig."


Autorin: Sabine Damaschke
Redaktion: Gaby Reucher