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Dieter Seebach - Systemchemiker für kreatives Kochen

26. September 2009
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Der deutsche Chemiker Dieter Seebach (Foto: Keystone)
Bild: Keystone

Ich bin tatsächlich einmal der festen Überzeugung gewesen, Dieter Seebach habe den Nobelpreis schon erhalten. Wie ich dazu kam? Schwer zu sagen. Zum einen habe ich Gießen studiert, wo die Professoren in den Organik-Vorlesungen immer sehr bewundernd von ihrem ehemaligen Kollegen gesprochen haben. Dieter Seebach hatte von 1971 bis 1977 in dem hessischen Städtchen gelehrt und geforscht. Und ich bin mir sicher, dass während unseren Vorlesungen in Verbindung mit seinem Namen auch öfters einmal vom Nobelpreis gemunkelt wurde.

Viel Sinn für Kreativität!

Vielleicht hängt es auch damit zusammen, dass der Nobelpreis-Blitz schon mehrfach in Dieter Seebachs Nähe eingeschlagen hat. So ist der Forscher zum Beispiel mit einer bekannten Reaktion in die Lehrbücher der Organischen Chemie eingegangen ist, und zwar mit der Corey-Seebach-Reaktion. Wichtig ist mir dabei der zweite Namensgeber, Elias James Corey. Als Professor an der Harvard University hatte er in den Sechziger Jahren mit dem jungen Seebach zusammen gearbeitet.

Gemeinsam hatten sie damals jenen Syntheseweg, eben die Corey-Seebach-Reaktion, erschlossen. Während der Amerikaner bereits im Jahr 1990 mit einem Nobelpreis dekoriert wurde, steht das bei seinem deutschen Kollegen noch aus.

Aber E.J. Corey war die Auszeichnung nicht für eine ganz spezielle Leistung verliehen worden, wie etwa eine bestimmte Synthesemethode oder die Entdeckung einer wichtigen Stoffklasse. Er hatte den Preis für seine Verdienste um die Organische Chemie erhalten.

Der Nobelpreis für Seebach ist überfällig!

In der Organik geht es darum, aus einfachen, kleinen Kohlenstoffverbindungen große, komplizierte Kohlenstoffverbindungen zu machen. Das erfordert unter anderem auch ein ganz gehöriges Maß an Kreativität. Und diese Eigenschaft zeichnet Dieter Seebach aus.

Dieser Meinung war offenbar auch die Jury, die den 'Tetrahedron Preis für Kreativität in der Organischen Chemie' verleiht. Im Jahr 2003 hatte sich Dieter Seebach den Preis mit dem späteren Nobelpreisträger Robert H. Grubbs geteilt.

Übrigens: An der ETH Zürich war Dieter Seebach der Nachfolger des Nobel-Laureaten Vladimir Prelog. Und dass der gebürtige Deutsche dort auch nach seiner Pensionierung weiter forschen kann, hat er ebenfalls einem Nobelpreisträger zu verdanken, nämlich Kurt Wüthrich. Die 'Lex Wüthrich' ermöglicht es herausragenden Forschern, ihr Labor an der Universität weiter zu führen. So viele Einschläge in nächster Nähe – ich glaube, da braut sich was zusammen!

Autor: Arndt Reuning

Redaktion: Judith Hartl