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"Diktatorische Hegemonie-Bestrebungen"

Nabil Chbib24. Februar 2003

Mehrere arabischen Zeitungen heben am Montag (24.2.) hervor, dass der Irak in Gesprächen mit Syrien und Libanon die Verschiebung des arabischen Gipfels erreichen will.

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Besonders in Saudi-Arabien und Kuwait vermitteln die Zeitungen den Eindruck, dass diese irakische Position als Alibi dafür herhalte, dass die arabischen Staaten sich in den Vorbereitungsgesprächen nicht auf eine den Irak unterstützende Haltung einigen konnten.

Die in London erscheinende saudi-arabische Zeitung Ascharq-Alawsat titelt: "Gott sei dank, dass der Gipfel nicht stattfand und nicht stattfinden wird". Der Kommentator geht dabei auf die Lage der arabischen Staaten ein, die nicht zugelassen habe, dass diese Länder irgend etwas gegen den Krieg unternehmen.

Verpasste Chancen?

Die kuwaitische Zeitung Al-Watan rechtfertigt die Position der eigenen Regierung und kritisiert diejenigen, die "den irakischen Diktator verteidigen wollen, indem sie von Kuwait fordern, die Amerikaner daran zu hindern, von Kuwait aus den Irak anzugreifen". Dieser Kommentar könnte ein Zeichen dafür sein, dass der Druck innerhalb des Golf-Staates zunimmt.

In der kuwaitischen Zeitung Al-Raii-Al-Aam liest man einen Kommentar des libanesischen Politologen Adnan Sayyed Al-Hussein mit dem Titel "Die verpassten Chancen der Araber". Der Autor führt einige Beispiele für die Nichtnutzung der Möglichkeiten an, international auf die Entwicklung der Ereignisse einzuwirken. Bestes Beispiel sei der deutsche Vorschlag, regionale Gespräche für die Beseitigung der Massenvernichtungswaffen abzuhalten. Hier sieht der Kommentator eine Möglichkeit, nicht nur über die Waffen im Irak sondern ebenso in Israel zu sprechen.

Einzige Waffe

In der selben Zeitung schreibt der aus Saudi-Arabien stammende Djamal Ahmad Khashoqdji, die Araber würden die europäische Haltung nicht ausnutzen. Er sieht in dieser Haltung eine Botschaft an die Amerikaner, dass sie nicht alleine die Geschicke der Welt bestimmen dürften. Die Irak-Krise sei dabei lediglich ein passender Anlass. Das bedeute aber nicht, dass die Araber aus dieser transatlantischer Entwicklung keinen Nutzen ziehen sollten. Denn, so der Autor: "Das ist unsere einzige Waffe gegen die unendlichen diktatorischen Hegemonie-Bestrebungen, die zurzeit in Washington regieren."

Die ägyptische Zeitung Al-Ahram geht davon aus, dass der arabische Gipfel dennoch Anfang März stattfinden wird. Von diesem Gipfel wird, wie einige Kommentare betonen, eine gemeinsame starke Haltung der arabischen Staaten erwartet. Hingegen ist der Direktor des Al-Ahram-Zentrums für strategische Studien, Muhammad Assayyed Said, überzeugt, dass Washington bereits den Krieg fest beschlossen hat und dass die Versuche der Araber, den Krieg zu verhindern, definitiv scheitern werden.

Friedlicher Ausweg?

In seiner Analyse schreibt der Autor, dass die UNO ihre Bedeutung endgültig verlieren werde, wenn die USA den Krieg ohne eine Resolution im Sicherheitsrat führten. Die Anti-Kriegs-Stimmung in vielen Teilen der Welt sei zwar wunderbar, aber sie werde den Krieg nicht verhindern. Laut Said bleiben dem Irak drei Möglichkeiten: Erstens, der militärische Widerstand - der sei zwar ehrenhaft aber unwahrscheinlich. Zweitens, die Übergabe der Macht an Saddam nahestehende Politiker - das sei zwar zufrieden stellend für die Nachbarn aber wohl den USA nicht ausreichend, da sie den Irak vollständig beherrschen wollten. Und drittens, Saddams Rücktritt und die Bildung einer neuer politischen Führung, die mit der UN zusammen arbeiten wolle, um einen friedlichen Ausweg aus der Krise zu finden. Für diese letzte Möglichkeit plädiert der Politologe Said in der Zeitung Al-Ahram.