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Politik

Ditib fordert mehr Schutz für Moscheen

11. März 2018

Nach dem Angriff auf eine Moschee im württembergischen Lauffen am Neckar sind weitere türkische Einrichtungen in Deutschland Ziel von Anschlägen geworden. In Berlin und im Sauerland ermittelt der Staatsschutz.

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Brandanschlag auf Berliner Moschee
Spuren des Anschlags: die Fassade des Hauses in Berlin-Reinickendorf, in dem der Moscheeverein untergebracht istBild: picture alliance/dpa/P. Zinken

Der Dachverband Ditib, dem über 900 türkisch-islamische Moscheevereine in Deutschland angehören, forderte in Köln einen besseren Schutz von Moscheen und schnelle Aufklärung. Der Brandanschlag in Berlin-Reinickendorf in der Nacht zum Sonntag sei bereits der 18. Angriff auf eine Moschee in einem Zeitraum von knapp zwei Monaten, erklärte Ditib. Der Ort des Anschlags zeige deutlich, dass auch die Bundespolitik sich der Thematik Diskriminierung und Gefährdung von Muslimen annehmen müsse.

Nach Polizeiangaben hörten Passanten in dem Berliner Bezirk gegen zwei Uhr morgens ein Klirren und sahen drei Menschen weglaufen, die sie als Jugendliche beschrieben. Anschließend hätten die Zeugen eine eingeworfene Scheibe und Feuer in den Räumen des türkischen Kulturvereins "Koca Sinan Camii" entdeckt. Der Feuerwehr gelang es nach anderthalb Stunden, den Brand zu löschen, der Hauptraum brannte allerdings komplett aus.

Laut Polizeiangaben wurde bei dem Angriff niemand verletzt. Nach derzeitigen Erkenntnissen werde von einer politisch motivierten Straftat ausgegangen, der Staatsschutz habe die Ermittlungen aufgenommen.

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller verurteilte die Tat scharf. "Das ist nicht hinnehmbar", erklärte der SPD-Politiker. "Wir werden es nicht zulassen, dass Konflikte in Berlin ausgetragen werden, die mit dem friedlichen Zusammenleben in dieser Stadt nichts zu tun haben."

Deutschland Brandanschlag auf Moschee in Berlin
Aufgeschlagene Gebetsbücher in dem vom Feuer zerstörten Gebäude des Berliner MoscheevereinsBild: picture-alliance/dpa/P. Zinken

Drei Tatverdächtige nach Anschlag in Meschede festgenommen

Auch in Nordrhein-Westfalen wurde in der Nacht ein Brandanschlag auf eine türkische Einrichtung verübt. Die Polizei nahm drei Tatverdächtige im Alter zwischen 26 und 30 Jahren fest. Diese sollen in Meschede drei Molotow-Cocktails gegen die Fassade eines Gebäudes geworfen haben, in dem sich ein deutsch-türkischer Freundschaftsverein befindet. Nach ersten Ermittlungen fing einer der Brandsätze Feuer, die Flammen konnten jedoch schnell wieder von der Feuerwehr gelöscht werden. Auch bei diesem Angriff wurde niemand verletzt.

Noch in Tatortnähe stoppte die Polizei ein Fahrzeug, in dem die drei Verdächtigen aus Meschede saßen. Das Trio wurde in Gewahrsam genommen. Die Staatsanwaltschaft Arnsberg und der polizeiliche Staatsschutz des Polizeipräsidiums Dortmund übernahmen die Ermittlungen. 

Weitere Zwischenfälle im Norden und im Süden

Auch in Schlweswig-Holstein kam es zu einem Übergriff: In Itzehoe in Schleswig-Holstein schlugen Unbekannte die Fenster einer Moschee ein und legten Feuer in einem türkischen Gemüseladen. 

Im Fall des Anschlags auf eine Moschee im baden-württembergischen Lauffen am Neckar gehen die Ermittler inzwischen von mindestens fünf Tätern aus. In der Nacht zum Freitag hatten Unbekannte mehrere Brandsätze durch das Fenster der Moschee geworfen. In dem Gebäude kam es zu erheblichen Verrußungen, das aufflammende Feuer konnte gelöscht werden. Die Polizei ermittelt aber auch wegen versuchten Mordes, weil sich der Imam zur Tatzeit in dem betreffenden Raum aufhielt und schlief. Er blieb bei dem Anschlag unverletzt. Den Schaden schätzte die Polizei auf 5000 Euro. 

Zusammenhang zu Protesten gegen Militäroffensive?

Noch ist völlig unklar, ob ein Zusammenhang zwischen den Brandanschlägen und Demonstrationen am Wochenende in mehreren deutschen und anderen europäischen Städten gegen die türkische Militäroffensive gegen Kurden in Nordsyrien besteht.

Unter anderem kam es bei Protesten am Flughafen Düsseldorf und in Norddeutschland zu Zwischenfällen. In Hamburg warfen Teilnehmer einer Demonstration nach Angaben eines Polizeisprechers Steine gegen die Fassade des türkischen Konsulats, die kleinere Schäden verursachten.

Die türkischen Streitkräfte hatten im Januar eine Offensive gegen die Kurdenmiliz YPG in Nordwestsyrien gestartet. Inzwischen sollen sie sich der schwer umkämpften Stadt Afrin bis auf wenige hundert Meter genähert haben.

hk/jj (dpa, afp)