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Diwali in Deutschland

Anahita Mehdipor16. November 2012

Wenn im dunklen Monat November Straßen und Geschäfte durch Lichter erhellt sind, feiern die Hindus in Deutschland Diwali. Das wichtigste Fest der Hindus und wird mehrere Tage lang gefeiert.

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Im Santan Hari Om Mandir Tempel in Köln wurde gemeinsam gebetet; © Julia Smielecki 13.11.12 Köln
Bild: Julia Smielecki

Der Duft von Räucherstäbchen liegt in der Luft, Öllichter erhellen den Raum und Rosenblüten verzieren den Boden. In einer Schale mit Silber und Goldmünzen liegen Figuren der Hindu Gottheiten Ganesh und Lakshmi. Rajesh Dhamija, seine Frau Nena und die Kinder Rose und René waschen die Statuen zunächst mit einem Gemisch aus Honig und Milch ab. Später geschieht das noch einmal mit Wasser. "Ich habe das Wasser selbst aus dem heiligen Fluss Ganges entnommen", sagt der Familienvater. Dann stellt Rajesh den Elefantengott und  die Göttin des Glücks auf ein Silbertablett und umwickelt sie mit einem roten Faden. Zum Schluss verteilt er vor den Figuren Speisen und Goldmünzen als Opfergaben. Anschließend wird vor einem Altar das Puja, ein Gebetsgesang abgehalten.

Familie Dhamija feiert das Lichterfest in Köln. Für das hinduistsische Fest haben sie einen Altar aufgebaut, 13. November 2012; © Julia Smielecki
Familie Dhamija feiert das Lichterfest in KölnBild: Julia Smielecki

Die vierköpfige Familie stammt aus Indien und wohnt seit 13 Jahren in der westdeutschen Großstadt Köln. In der Bundesrepublik leben nach Angaben des Medien- und Informationsdienstes REMID 110.000 Hindus. Meist sind sie indischer, tamilischer, afghanischer und europäischer Herkunft.

Geschenke und Feuerwerk

In den Landesteilen Indiens wird das Diwali-Fest, auch Lichterfest genannt, unterschiedlich gefeiert, mit verschiedenen Bräuchen und unterschiedlichen mythologischen Bezügen. Der Hinduismus ist eine dezentrale Religion, die keinen alleinigen Schöpfer und kein einheitliches Glaubensbekenntnis hat. Es kann zwischen ein und fünf Tagen gefeiert werden. Die Hindus weltweit legen den meisten Wert auf den ersten Tag, den 13. November. Eine Gemeinsamkeit haben jedoch alle Feierlichkeiten, die zentrale Bedeutung des Lichts. Wie an Weihnachten werden die Wohnungen und Läden mit Kerzen, Öllampen und Lichterketten geschmückt. Die Gläubigen tragen neue Kleider, beten gemeinsam im Tempel, besuchen sich gegenseitig und verteilen Süßigkeiten und Geschenke an Freunde, Nachbarn und Verwandte. "Manchmal findet abends auch ein Feuerwerk statt, wie an Sylvester“, sagt Nena.

Rajesh und Nena gehen in diesem Jahr ohne ihre Kinder zum Gebet in den Santan Hari Om Mandir Tempel in Köln. Anders als in Indien haben die Kinder kein schulfrei und müssen lernen. Die 14-jährige Rose freut sich dennoch: "Ich habe heute den ganzen Tag gute Laune und außerdem gibt es nach dem Gebet Geschenke, wie auch an Weihnachten“, erzählt sie. "Für mich ist Diwali wie jeder andere Tag auch", sagt der 13-Jährige René.  

Der Wunsch nach Glück und Reichtum

Wie bei den meisten hinduistischen Ritualen gibt es auch beim Lichterfest unterschiedliche Interpretationen über die Herkunft des Brauches. Eine Legende besagt, dass der Gott Rama nach jahrelanger Verbannung seinen dämonischen Halbbruder Ravana getötet hat. So siegte das Gute über das Böse. Lichter haben Rama später den Weg in die Heimat gezeigt.

Einig sind sich die meisten, dass an Diwali das erste Puja dem Elefantengott Ganesh gebührt. Er gilt als Verkörperung von Weisheit und Erfolg. Das Symbol für Ganesh ist das Sonnenrad "Swastika" genannt. Es ist ein Glücksbringer. 

Statue des Elefantengottes Ganesh im Hindu Tempel Santan Hari Om Mandir in Köln
Elefantengott GaneshBild: Julia Smielecki

Das zweite Gebet gebührt der Göttin Lakshmi. Sie ist die Göttin des Reichtums und wird am Lichterfest besonders von Kaufleuten verehrt. Mit pompös geschmücktem Altar hoffen vor allem die Händler, dass die Göttin den Weg zu ihnen findet und ihnen Wohlstand schenkt. Rajesh lacht und sagt: "Um mehr Geld zu verdienen, sollte man auch gut arbeiten und sich nicht nur auf Lakshmi verlassen“.  

Navin Shikarpuri ist der Inhaber eines Geschäftes mit Produkten aus Indien in Köln. Er hätte gerne das Lichterfest in Indien gefeiert. Aber an den Festtagen läuft sein Geschäft so gut, dass er nicht schließen möchte. Denn wenn in den deutschen Kaufhäusern Lebkuchen und Nikoläuse die Schaufenster füllen, herrscht in den indischen Geschäften auch Vollbetrieb. Die Läden verkaufen vor allem traditionelle Süßspeisen und Öllichter und in den Modegeschäften sind die schönsten Kleider für Frauen gefragt. Beim Verabschieden sagt Navin "Happy Diwali“.

Navin Shikarpuri in seinem Geschäft mit indischen Produkten in Köln 13. November 2012. Rechte: © Julia Smielecki (nicht DW Mitarbeiterin)
Navin Shikarpuri freut sich über viele Kunden während des LichterfestesBild: Julia Smielecki