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DJ Hans Nieswandt füllt weltweit Clubs

15. März 2011

Plus Minus Acht, Disko Ramallah und nun DJ Dionysos - Hans Nieswandt hat sein Leben als weltweit agierender DJ nun schon zum dritten Mal in Buchform gegossen. Doch diesmal ist einiges anders.

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DJ und Autor Hans Nieswandt (Foto: dpa)
Hans NieswandtBild: DPA

Hans Nieswandt wirkt gar nicht so wie man sich gemeinhin einen erfolgreichen DJ vorstellt. Er ist schmal, trägt eine Brille und ist eher zurückhaltend als laut. Ruhig und besonnen antwortet er auf die Fragen nach seinem Leben als DJ, räumt aber gleich zu Beginn ein: Der Beruf macht wahnsinnig Spaß, aber auch viel Arbeit. Die Flut von neuen Musikveröffentlichungen nimmt täglich zu und Hans Nieswandt kommt sich manchmal vor wie ein Bär in Alaska, der versucht, die besten Lachse zu fischen. Manchmal fühlt er sich aber auch wie ein Pfarrer: "Man steht vorne, alle hören einem zu, finden das, was man tut, bewegend. Und hin und wieder weint sogar jemand."

Durchbruch mit Discohit

Hans Nieswandt (Foto: Dominik Pietsch)
DJ und AutorBild: Dominik Pietsch

Als Hans Nieswandt vor zwanzig Jahren anfing, Platten aufzulegen, waren die Zeiten noch anders. In der Nachtlebenhierarchie kamen DJs noch hinter Kellnern. Man traute ihnen kaum zu, ein Bier zu zapfen und verbannte sie deshalb in die hinterste Ecke des Clubs. Heute wird das DJ-Pult ähnlich einer Kanzel in der Kirche prominent im Raum positioniert. Das Bild des Platten auflegenden Künstlers entstand erst Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre. Damals fand die so genannte Technorevolution statt. DJs fingen an, ihre eigene Musik zu produzieren. Auch Hans Nieswandt. Mit seiner Band "Whirlpool Productions" landete er sogar einen echten Hit: From Disco to Disco. Auch heute produziert Hans Nieswandt noch Musik, aber in der Regel ohne Gastmusiker.

Massenware statt Individualismus

Cover - Hans Nieswandt (Foto: Kiwi Verlag)
Cover - Hans NieswandtBild: Kiwi Verlag

Musikproduktionen, so der DJ und Buchautor, sind aber heutzutage nichts Besonderes mehr. Deshalb sei es für den Nachwuchs so schwer, Fuß zu fassen. Denn jeder kann heute dank digitaler Technik einen Song ins Netz stellen, viele tun es, und so kursiert schon der abgewandelte Andy Warhol Spruch: "In the future everybody will be famous for fifteen people. In Zukunft wird jeder für 15 Leute weltberühmt sein." Das Überangebot schreckt viele Veranstalter ab. Sie scheuen das Risiko und buchen lieber die bekannten DJ´s wie Hans Nieswandt, Sven Väth, DJ Hell. Neue Namen ziehen kein Publikum. Und wenn sie doch mal auflegen dürfen, dann für deutlich weniger Geld oder auf dem Land.

Zweites Standbein

Illustration aus dem Buch 'DJ Dionysos' (Foto: Felix Reidenbach)
Illustration aus dem Buch "DJ Dionysos" von Hans NieswandtBild: Felix Reidenbach

Von diesen Problemen erzählt Hans Nieswandt in seinem neuen Buch: DJ Dionysos. Ein noch junger DJ versucht, in der großen Welt der angesagten Clubs unterzukommen. Er legt sich einen Künstlernamen zu, eignet sich die neueste Technik an und scheut sich auch nicht davor in Dorfdiscos aufzutreten. Hans Nieswandt hat diese Sorgen nicht mehr. Er wird regelmäßig gebucht, ob in Clubs, die es inzwischen in jeder mittelgroßen Stadt in Deutschland gibt, oder bei Events. Heute kommt kaum noch eine Veranstaltung ohne die perfekte Soundkulisse aus. Und so hat Hans Nieswandt auch keine Sorge, arbeitslos zu werden. Obwohl er ein DJ der alten Schule ist. Hans Nieswandt schleppt nach wie vor seinen Plattenkoffer. Er glaubt, dass die Leute es mögen, ihn schwitzen zu sehen und, dass die Menschen es lieben, wenn sie nach einem Song fragen und er ihnen eine Schallplatte entgegenhält. Am besten eine, auf der er noch ein paar Notizen gemacht hat.

Kulturbotschafter für elektronische Musik

Jeepkonsole (Foto: Kiwi Verlag)
Hans Nieswandts JeepkonsoleBild: Kiwi Verlag

Seine Platten reisen mit ihm durch die Welt. Denn seit 1994 ist er im Auftrag des Goetheinstituts unterwegs. Als Botschafter in Sachen elektronischer Musik. Ob in Schanghai, Kuala Lumpur oder Südafrika, erzählt er, überall beobachtet er viele Jungen und auch einige Mädchen, die in Internetcafes sitzen und ihre Sets zusammenstellen. Für wenig Geld legen sie auf, um ihrem Traumziel DJ näher zu kommen. Wer hartnäckig bleibt, hat auch vielleicht eine Chance, glaubt Nieswandt. Denn eines, meint er, ist sicher: Die Menschen werden nie aufhören, sich Wochenende für Wochenende zu elektronischer Musik zu bewegen. Und der ganze Aufwand, die Mühen lohnen sich: Der Beruf des DJ sei erfüllend und sinnvoll, bekräftigt er. Denn ohne DJ´s würden wir Normalsterblichen in der Flut der neu veröffentlichten Musik untergehen. Es würden Chaos und Anarchie herrschen. Wie befriedigend die Arbeit als DJ aber tatsächlich ist, meint Hans Nieswandt, ist aber nur schwer in Worte zu fassen: "Gute DJ-Abende sind schwer zu beschreiben, vor allem wenn man selbst der Held war. Wie soll man das denn machen?"

Autorin: Susanne Luerweg
Redaktion: Gudrun Stegen