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Doppel-Decker der Zukunft

15. Juli 2002

Am Dienstag (16.7.2002) wird der französische Präsident Jacques Chirac in Toulouse die neue Montagehalle des Großraumflugzeugs A380 einweihen. Damit beginnt ein neues Kapitel der Luftfahrtgeschichte.

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A380: Noch geben Modelle keine Vorstellung seiner DimensionenBild: Aerospace

Die ersten Maschinen mit mindestens 555 Plätzen sollen ab 2006 starten. Zu den ersten Kunden gehören die Fluggesellschaften Emirates, Singapore Airlines und Lufthansa. Für das künftig weltgrößte Passagierflugzeug liegen laut Airbus zur Zeit 97 Bestellungen vor.
Das Großraumflugzeug A380 ist das größte Projekt in der Geschichte der zivilen Luftfahrt. Erklärtes Ziel der Airbus-Partner ist es, den "Jumbo" 747-400 des US-Erzrivalen Boeing als größtes Passagierflugzeug der Welt abzulösen. Der A380 soll eines der Flaggschiffe der Airbus-Flotte im 21. Jahrhundert werden.

Europa setzt auf die Wirtschaftlichkeit

Der ungewöhnlich große Querschnitt des Rumpfes mit zwei großen Hauptdecks lässt wie bei Kreuzfahrtschiffen Platz für weitere Räume wie Kasinos, Fitnessräume und Konferenzsäle. Im Gegensatz zum Konkurrenten Boeing geht Airbus davon aus, dass der Markt in den nächsten 20 Jahren bis zu 1500 Riesenflugzeuge aufnehmen könnte. Dabei setzen die Europäer auf die wirtschaftlichen Vorteile der neuen Großraumflugzeuge, die auf den stark beanspruchten Flughäfen die kostbaren Start- und Landerechte maximal ausnutzen und während des Fluges dank moderner Triebwerke weniger Treibstoff je Sitzplatz verbrauchen. So sollen die Betriebskosten pro Sitz und Kilometer 15 Prozent geringer sein als beim "Jumbo" 747-400. Der Preis pro Maschine liegt bei rund 230 Millionen Euro.

Die Investitionen für das gigantische Projekt werden mit rund zwölf Milliarden Euro veranschlagt. Kritiker gehen davon aus, dass sie um mehrere Milliarden zu niedrig angesetzt sind. Nicht zuletzt macht das Gewicht den Riesen-Jets immer wieder Probleme. Zudem bezweifeln Kritiker, dass sich das Projekt innerhalb von zehn Jahren rentiert. Boeing verzichtet auf eine solche Investition und will dem A380 mit einem verlängerten Modell seines Jumbojets Paroli bieten, für das nur etwa ein Viertel der Kosten anfallen.

Riesige Distanzen mit einer Tankfüllung

Sieben verschiedene Versionen soll es von dem Doppel-Decker geben: vier reine Passagiertypen, zwei kombinierte Passagier- und Frachtmaschinen und ein reiner Frachtflieger A380-100F. Die Standardversion A380-100 soll bei einer Spannweite von rund 80 Metern 73 Meter lang und 24,1 Meter hoch werden. Der A380-100 wird eine Reichweite von 14.200 Kilometern haben; die Langstreckenversion A380-100R wird für bis zu 16.200 Kilometer konzipiert. Größtes Modell des europäischen Superflugzeuges wäre zunächst der A380-200 mit 656 Sitzen und ebenfalls 14.200 Kilometern Reichweite.

Optimismus trotz Terrorflaute

Trotz der Anschläge des 11. September herrscht derzeit eine gewisse Aufbruchstimmung in der europäischen Luft- und Raumfahrtindustrie. Zwar rechnet sie nach dem scharfen Einbruch infolge der Terroranschläge erst für 2004 wieder mit einem deutlichen Aufwärtstrend. Doch habe das große Auftragspolster von 330 Milliarden Euro, das im Vergleich zum Vorjahr um 3 Prozent gestiegen ist, laut dem Dachverband European Association of Aerospace Industries (AECMA) dazu beigetragen, Schlimmeres zu verhindern. So will Airbus, wie vorhergesagt, im laufenden Jahr 300 Flugzeuge ausliefern.

Der europäische Flugzeugbauer Airbus hat damit nach Angaben von Konzernchef Noël Forgeard mit dem amerikanischen Flugzeugproduzenten Boeing gleichgezogen. Airbus werde 2003 ebenso viele Flugzeuge ausliefern wie sein US-Konkurrent, sagte Forgeard der französischen Tageszeitung Le Monde. Airbus fährt darum auch die Kurzarbeit in deutschen Werken zurück. Die Auftragslage des Unternehmens sei besser als erwartet, sagte ein Sprecher der deutschen Airbus-Gesellschaft jüngst in einem Zeitungsbericht. Die für das zweite Halbjahr angekündigte Kurzarbeit im größten Werk in Hamburg sei nicht mehr erforderlich, hieß es. (dk)

Airbus Fertigung in Hamburg
Passagierflugzeuge vom Typ Airbus stehen am 18. Juni 2001, in einer Montagehalle des EADS Airbus Werkes in Hamburg-Finkenwerder. Wie Airbus am Donnerstag, 14. Februar 2002 mitteilte wird es an allen sieben Standorten in diesem Jahr Kurzarbeit geben. Grund dafuer seien die reduzierten Produktionszahlen, notwendige Einsparungen und eine Anpassung der Personalkapazitaeten. (AP Photo/Christof Stache)Bild: AP