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Murdochs Coup

1. August 2007

Die Finanznachrichten-Agentur Dow Jones hat einer Übernahme durch Rupert Murdochs Medienkonzern News Corp. zugestimmt. Die Bancroft-Familie gab ihren Widerstand gegen den konservativen Murdoch auf.

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Rupert Murdoch, Quelle: AP
Rupert Murdoch (Archivbild)Bild: AP

Nach drei Monaten langer und harter Verhandlungen hat der australische Medienunternehmer Rupert Murdoch sein Ziel erreicht: Er übernimmt den US-Medienkonzern Dow Jones. Wie das journalistische Flaggschiff des Traditionsunternehmens, das "Wall Street Journal", online berichtete, stimmten die Vorstände beider Unternehmen dem Fünf-Milliarden-Dollar-Angebot am Dienstag (31.7.07) in getrennten Sitzungen zu. Schon in Kürze solle ein Vertrag zur Übernahme unterzeichnet und die Einigung auch offiziell bekannt gegeben werden. Zuvor hatte News Corp. den Berichten zufolge genügend Stimmen der Bancroft-Familie für eine Übernahme erhalten. Die Familie kontrolliert insgesamt 64 Prozent der Stimmrechte an Dow Jones.

Die Bancrofts gaben nach

Sie freue sich nun auf ein "besseres Dow Jones", sagte Elisabeth Goth Chelberg von der Bancroft-Familie, die seit 1902 die Mehrheit an dem Traditionsunternehmen hielt, dem "Wall Street Journal". Murdoch bot seit Anfang Mai 60 Dollar je Aktie - ein Preis, der mehr als 60 Prozent über dem Börsenkurs des Vormonats lag. Innerhalb der Bancroft-Familie hatte es über Monate erhebliche Meinungsunterschiede über einen Verkauf an Murdochs News Corp. gegeben - einige Familienmitglieder fürchteten um die redaktionelle Unabhängigkeit des "Wall Street Journals". Der Konservative Murdoch steht im Ruf, die ihm gehörenden Medien auch inhaltlich beeinflussen zu wollen. Rund 200 Journalisten hatten Ende Juni gegen den Verkauf protestiert.

Zuletzt sollen jedoch Familienmitglieder, die zusammen 32 Prozent der Dow-Jones-Stimmrechte halten, einer Unterstützung des Gebots zugestimmt haben. Da die meisten freien Aktionäre für eine Annahme der lukrativen Offerte sein dürften, reichte dies für eine Annahme des Übernahmeangebots aus.

Aufsichtsgremium angekündigt

Murdoch versuchte, die Bedenken zu zerstreuen, indem er ein redaktionelles Aufsichtsgremium versprach. Am Montag kündigte er zudem an, das renommierte Wirtschaftsblatt möglicherweise um vier zusätzliche Nachrichtenseiten zu erweitern.

"Einerseits ist es ziemlich traurig, doch andererseits war es das einzig Vernünftige, was wir tun konnten", sagte Chelberg. Dow Jones sei nun mit mehr Geld ausgestattet und könne sich weltweit besser präsentieren. Der 76-jährige Murdoch, dem bereits die "New York Post" gehört, hat über Jahrzehnte ein weltumspannendes Medienimperium aufgebaut.

Außer News Corp hatten sich auch noch andere Interessenten um den Dow-Jones-Konzern bemüht, unter ihnen der Internet-Unternehmer Brad Greenspan. Zu der Gruppe gehören neben dem "Wall Street Journal" unter anderem die Wirtschaftswochenzeitung "Barron's" und die Wirtschaftsnachrichtenagentur Dow Jones Newswires.

Kurs in die Höhe geschossen

Mit der Übernahme steigt Murdoch hinter Thomson-Reuters und Bloomberg zu einem der führenden Finanzdienstleister auf. Sie erleichtert dem Medienmilliardär zudem den Start seines Wirtschafts-Fernsehprogramms Fox Business, das am 15. Oktober an den Start gehen und dem Sender CNBC Konkurrenz machen soll.

Die Übernahme muss noch von der US-Aufsichtsbehörde abgesegnet werden. Murdoch sieht darin jedoch kein Problem. Nach Angaben des "Wall Street Journals" könnte der Deal bis Ende des Jahres perfekt gemacht werden.

Die Dow-Jones-Aktien waren am Dienstag aufgrund der Medienberichte über eine wahrscheinliche Annahme des Kaufangebots um 11,77 Prozent auf 57,63 Dollar in die Höhe geschossen. (stu)