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Dr. Chafik Meliani, Algerien

Chafik Meliani forscht am Berliner Ferdinand-Braun-Institut für Höchstfrequenztechnik

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Der 31jährige Physiker und Mikroelektroniker entwirft dort seit drei Jahren Schaltkreise - zum Beispiel für Chips, Radare und Mobiltelefone.

Meliani ist fasziniert von einer Forschung, die ständige Grenzüberschreitungen verlangt. Wie können Frequenzen noch weiter erhöht werden? Wie die Leistung vergrößert? Oder der Verbrauch verkleinert? "Das ist sehr aufregend. Weil man immer in Bereiche geht, wo andere noch nicht waren."

Chafik Meliani im Interview bei PROJEKT ZUKUNFT:

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Sie wurden in Algerien geboren, lebten aber auch eine zeitlang in Frankreich. Bitte erzählen Sie doch ein wenig über ihren wissenschaftlichen Hintergrund.

Einen Teil meiner Studien absolvierte ich in Algerien. Die ersten vier Jahre meines Physik-Studiums an einer algerischen Universität, danach zog ich nach Frankreich und schloss dort einen Masters-Studiengang ab, tatsächlich verschiedene Masters-Studiengänge. Schließlich machte ich meine Doktorarbeit in Mikroelektronik, Halbleiterphysik und Hochfrequenztechnik. Und dann hatte ich dieses Job-Angebot hier aus Deutschland.

Hatten Sie denn schon vorher vor, in Deutschland zu forschen?

Eigentlich nicht. Ich habe mich dann für Deutschland entschieden, wegen der hohen Qualität der Arbeit, die hier geleistet wird. Bei der Hochfrequenz und den Halbleitern ist Deutschland klar führend. Und das Ferdinand-Braun-Institut ist eine sehr gute Adresse, was diese Hochfrequenz-Schaltkreise betrifft. Wissen Sie, wenn man zu den Wissenschaftlern im Bereich Hochfrequenzsysteme, Chips und so weiter gehört, dann weiß man schon, dass Sie hier in Deutschland das Ferdinand-Braun-Institut haben.

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Er klären Sie uns bitte, was hier ihre Aufgabe ist.

Ich entwerfe Anwendungen in der Hochfrequenztechnik. Zum Beispiel haben wir hier dieses E-Grain-Projekt -elektronische Körner sozusagen- oder es heißt auch autarke verteilte Mikrosysteme. Ein E-Grain kann Informationen senden und empfangen und ist dabei sehr klein und hat einen sehr geringen Energieverbrauch. Diese verteilten Mikrosysteme sind so etwas wie ein großes Gehirn oder ein Netzwerk. Mit den E-Grains kann man vieles messen, zum Beispiel den Lichteinfall oder die Temperaturen in verschiedenen Teilen eines Hauses. Sie kommunizieren miteinander und senden Informationen an einen zentralen Rechner.

Als Sie kamen, konnten Sie kein Deutsch. Inzwischen sprechen Sie es ziemlich gut. Wie haben Sie es gelernt?

Das Institut hat einige Deutsch-Kurse für mich bezahlt. Danach war es das Wichtigste, zu entscheiden- also ich habe das zusammen mit meinen Kollegen entschieden- dass wir von einem bestimmten Zeitpunkt an nur noch Deutsch reden. So ein Schritt ist wirklich sehr wichtig, denn sonst gibt es ja immer die einfache Lösung, nämlich englisch zu sprechen. Und es war die ersten zwei oder drei Monate auch ziemlich lustig, denn die Kollegen lachten die ganze Zeit. Aber sie haben natürlich eingesehen, dass es so schon die richtige Entscheidung war..

Welches ist das schönste deutsche Wort für Sie?

Vielleicht "genau". In allen Sprachen sagt man "ja", wenn man in einer Sache übereinstimmt. Und da war es sehr überraschend für mich, dass man in Deutschland oft "genau" sagt. Das bedeutet: Das ist präzise was ich meine. "Genau" ist vielleicht das netteste Wort - zumindest hier am Institut. In Deutschland gibt es eben diese "Genauigkeit", das heißt, man arbeitet sehr präzise, sehr effizient. Und nach der Arbeit trifft man sich mit Leuten. Das ist dann die Hauptbeschäftigung: Leute treffen.

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Sie haben ein ziemlich außergewöhnliches Hobby.

Ja, die "Fuchsjagd". Allerdings jagen wir nicht wirklich Füchse. Das ist wirklich mein Sport. Aber worum geht es dabei? Jemand hat Sender –die Füchse- im Wald versteckt. Und die musst du mit deinem Empfänger finden. Es ist sehr lustig und verbindet zwei Sachen. Da ist der technische Aspekt: Leistung, Wellen, Signale. Und etwas sehr viel Reineres, so wie bei einem Instinkt: Ich suche etwas! Als würde man einem Tier hinterrennen oder etwas zu essen. Die meiste Zeit rennt man allein herum, aber die zwanzig anderen, die auch mitspielen, sind ja auch in der Gegend. Und sie wollen dasselbe finden wie du selbst. Also muss man der Schnellste sein oder der Intelligentere.

Wie gefällt Ihnen denn ihr neuer Wohnort Berlin?

Berlin ist eine neue Stadt. Berlin ist das neue Berlin erst seit fünfzehn, sechzehn Jahren. Es ist nicht perfekt. Und das ist wirklich sehr sympathisch. Es ist eine wirklich gute Zeit, hier zu sein.

Dann wollen Sie vielleicht sogar hier in Deutschland bleiben?

Zumindest weiß ich, was ich will. ahrscheinlich in Deutschland bleiben. Aber was kommen wird, weiß ich nicht. Wenn es eine Chance gibt, dann werde ich hier bleiben.

Interview: Wolf Gebhardt