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Dr. Pop

Florian Peter27. April 2003

Clubmusik machen will gelernt sein. Der Umgang mit Plattenfirmen auch. In Mannheim können Szenegänger jetzt einen Abschluss in Pop-Musik machen.

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Schon 1996 wurde der Grundstein für das heutige Projekt gelegt: Damals gründeten das Land Baden-Württemberg und der Südwestrundfunk die so genannte Rockstiftung in Mannheim mit dem Ziel der Professionalisierung der regionalen Rock- und Popszene. Seither haben rund 3.500 Musiker und Manager an Seminaren rund um das Thema Musik teilgenommen.

Das Projekt "Pop-Akademie" - in dem die "Rockstiftung" aufgeht - treibt diesen Ausbildungsgedanken jetzt einen Schritt weiter: In Mannheim kann man demnächst "Popmusik" studieren. Es wird zwei Studiengänge geben: Der eine nennt sich "Popmusik-Design" und richtet sich an den künstlerisch-kreativen Bereich. Hier werden Instrumentalisten, Sänger, Songwriter, Producer aber auch DJs ausgebildet. Der andere Studiengang nennt sich "Musikbusiness". "Und da geht es einfach darum, dass Leute, die später mal bei einer Plattenfirma arbeiten wollen oder im Marketing, oder die sich mit einer Agentur für Konzerte selbstständig machen wollen, das Know-How von der Branche für die Branche bekommen", erklärt Isabel Palmtag, die Pressesprecherin der neuen Einrichtung.

Praxis studieren

Studiert wird für gut 500 Euro Semestergebühren nach dem Konzept der besonders in Süddeutschland verbreiteten Berufsakademien: Drei Jahre Studium mit theoretischen Veranstaltungen und Seminaren - immer wieder unterbrochen durch längere Praxisphasen in Unternehmen der Musikbranche, aber auch an der Pop-Akademie selbst.

So sollten die Studenten im Bereich "Musik-Business" beispielsweise ein Marketingkonzept für eine reale Band entwerfen: „Stellt euch vor ihr hättet einen Gig als Hip-Hop-Act und ihr braucht einfach fünf Songs, um euch da vorzustellen. Setzt euch mal hin und schreibt die. Und dann wird auch geschaut: Wie produziere ich die vernünftig?"

Doch Praxis hin oder her: Am Ende des Studiums steht ein staatlich anerkannter "Bachelor"-Abschluss. Mehr als 1.000 Bewerbungen gibt es jetzt schon für die lediglich 55 Plätze an der ersten deutschen Pop-Akademie. Die Anforderungen für die Bewerbung sind schließlich auch denkbar gering: Für den "Business"-Studiengang werden lediglich das Abitur und Erfahrungen im Musik-Geschäft verlangt. Beim kreativen "Popmusik-Design" ist vor allem das musikalische Talent gefragt.

Doch wer glaube, durch die Pop-Akademie zum Star zu werden, der täusche sich, so Palmtag: "Es geht wirklich weniger darum, den Plastikkünstler für den kurzen schnellen Erfolg heranzubilden, sondern Leuten Know-How zu vermitteln und eine Möglichkeit, ihre kreativen Ideen in geordnete Bahnen zu bringen.“ Die Studenten sollen lernen sich durchsetzen, um die eigene Musik auch machen zu können.

Kultur-Managment

Um möglichst flexibel auf die neuesten Trends reagieren zu können, setzt die Mannheimer Pop-Akademie auf wechselndes Personal: Lediglich 14 festangestellte Dozenten werden dort beschäftigt, zusätzlich verstärkt durch bis zu 50 freie Mitarbeiter. Auch beim Personal setzt man auf Praxisnähe: So lehrt unter anderem der ehemalige Geschäftsführer einer großen Plattenfirma im Bereich "Musik-Business". Aber auch einige deutsche Musiker werden mit den Studenten der Pop-Akademie ihre Erfahrungen in der Branche teilen.

Rund 3,6 Millionen Euro kostet die Pop-Akademie pro Jahr. Finanziert wird das Projekt von der Stadt Mannheim, dem Land Baden-Württemberg und von lokalen Medien. Ebenfalls dabei ist der Musikkonzern "Universal Music", der seine eigene Ausbildung in Berlin schließt und im Gegenzug zehn Stipendien für die Pop-Akademie vergibt. Dieser Deal lohnt sich für beide Seiten. Die Akademie bekommt die Finanzmittel und "Universal" ausgebildete Experten im Musik-Geschäft.

Die ersten angehenden Pop-Studenten werden ihre Ausbildung zum Musiker, Manager oder Promoter zum Wintersemester 2003 beginnen. Einen ersten Erfolg kann die Akademie allerdings schon jetzt vermelden: Für die Realisierung des Projekts wurde der baden-württembergische Ministerpräsident Erwin Teufel mit dem Bayerischen Rockpreis "Pick up" ausgezeichnet - als erster Preisträger außerhalb Bayerns.