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Draghi stemmt sich gegen Mini-Inflation

20. November 2015

Mario Draghi ist entschlossen: Notfalls wird die EZB ihre Geldflut nochmals ausweiten. Denn trotz der Geldschwemme ist die Inflation extrem niedrig und die Konjunktur erholt sich nur schleppend.

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Deutschland Mario Draghi Präsident der EZB in Frankfurt am Main
Bild: Getty Images/AFP/D. Roland

Die Europäische Zentralbank (EZB) bereitet die Märkte auf weitere Schritte im Kampf gegen Mini-Inflation und Konjunkturschwäche im Euroraum vor. Sollte der EZB-Rat bei seiner Sitzung Anfang Dezember zu dem Schluss kommen, dass die Risiken wieder zugenommen haben, "werden wir handeln und alle Instrumente im Rahmen unseres Mandates ausschöpfen", bekräftigte EZB-Präsident Mario Draghi am Freitag bei einem Bankenkongress in Frankfurt.

Das seit März laufende Programm zum Kauf von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren sei flexibel und könne "in Umfang, Zusammensetzung und Dauer" angepasst werden, sagte Draghi. Derzeit pumpt die EZB monatlich 60 Milliarden Euro in den Kauf von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren. Das Billionenprogramm soll nach bisheriger Planung bis mindestens September 2016 laufen.

Nach den Aussagen des Italieners bröckelte der Euro am Devisenmarkt weiter ab. Er notiert zeitweise nur noch bei 1,0665 Dollar. Zuvor lag er noch knapp unter der Marke von 1,07 Dollar.

Strafzins für Bankeinlagen neu bewerten

Außerdem wird der EZB-Rat nach Draghis Worten das Niveau der Strafzinsen für Bankeinlagen bei der EZB neu bewerten. Derzeit zahlen Banken 0,2 Prozent Zinsen, wenn sie Geld über Nacht bei der Notenbank parken. Volkswirte erwarten, dass die EZB den Strafzins erhöhen wird. "Wir werden alles Notwendige tun, um die Inflation so schnell wie möglich wieder zu erhöhen", betonte Draghi.

Dauerhaft niedrige Preise gelten als Risiko für die Konjunktur. Denn Unternehmen und Verbraucher könnten Investitionen aufschieben, weil es bald noch günstiger werden könnte. Im Oktober lagen die Verbraucherpreise im Euroraum nach Eurostat-Daten gerade einmal um 0,1 Prozent über Vorjahresniveau. Die EZB strebt mittelfristig ein stabiles Preisniveau bei Teuerungsraten knapp unter 2,0 Prozent an.

Ein Großteil des aktuell niedrigen Preisniveaus geht auf sinkende Ölpreise zurück. Doch auch die sogenannte Kerninflation - also die Rate ohne Energie, Nahrungs- und Genussmittel - sei bedenklich niedrig, sagte Draghi: "Eine niedrige Kerninflation kann uns nicht kalt lassen."

ul/hb (dpa, rtr)