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Festnahmen nach Flüchtlingsdrama bestätigt

28. August 2015

Traurige Gewissheit: Die Polizei muss die Zahl der Toten bei der Flüchtlingstragödie in Österreich nach oben korrigieren. Aber es gibt erste Fahndungserfolge.

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Der LKW, in dem die Polizei in Österreich viele tote Flüchtlinge entdeckt hatte (Foto: Reuters)
Abgeschirmt: Der LKW, in dem die Polizei in Österreich viele tote Flüchtlinge entdeckt hatteBild: Reuters/H.P. Bader

In dem in Österreich geparkten Schlepperfahrzeug sind nach offiziellen Angaben der Polizei 71 Tote geborgen worden. Darunter seien 59 Männer und acht Frauen sowie vier Kinder, einschließlich eines zweijährigen Mädchens, sagte Landes-Polizeidirektor Hans Peter Doskozil auf einer Pressekonferenz. Die Ermittler hätten bei der Bergung der Leichen auch ein syrisches Reisedokument gefunden und vermuteten daher, dass es sich bei den Flüchtlingen um Syrer handelt.

Bei einer groß angelegten Fahndung nach dem Fund des Schlepper-LKW auf der Autobahn 4 hätten die Behörden in Ungarn zwischenzeitlich bis zu sieben Personen festgenommen. Die Ermittlungen konzentrierten sich inzwischen auf drei Personen, die derzeit noch in Haft seien, sagte Doskozil.

"Die untersten zwei Ebenen des Schleuser-Rings"

Einer der Festgenommenen sei ein Bulgare, der Eigentümer des Fahrzeugs ist. Die beiden anderen hätten den Lastwagen "mit ziemlicher Sicherheit" gesteuert. Die Staatsangehörigkeit dieser Personen lasse auf einen bulgarisch-ungarischen Schlepperring schließen. "Wenn sich hier die Verdachtslage bestätigt, können wir von einem großen Erfolg sprechen", sagte Österreichs Innenministerin Johanna Mikl-Leitner.

Erfahrungsgemäß könnte es sich bei den Verdächtigen um "die untersten zwei Ebenen einer organisierten Kriminalitätsstruktur" handeln, so Landespolizei-Direktor Doskozil. Ob die Festgenommenen nach Österreich überstellt werden, hängt nach Angaben der Staatsanwaltschaft von den ungarischen Justizbehörden ab.

Wahrscheinlich im Laderaum erstickt

Die geborgenen Leichen sollen gerichtsmedizinisch obduziert werden. Nach wie vor kann die Polizei nicht sicher sagen, ob die Flüchtlinge in dem LKW erstickt sind. Man könne aber "mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit" davon ausgehen, sagte Doskozil.

Die Route des LKW konnte inzwischen verifiziert werden. Demnach startete er am Mittwoch in den frühen Morgenstunden südlich von Budapest. Bevor er am Donnerstag in Neusiedl aufgefunden wurde, habe er dort mit ziemlicher Sicherheit schon mindestens 24 Stunden gestanden, erklärte Doskozil.

Überführung der Toten nach dem Leichenfund in einem Schlepper-LKW (Foto: Reuters)
Überführung der Toten nach dem Leichenfund in einem Schlepper-LKWBild: Reuters/H.P. Bader

Leichen stark verwest

Die Polizei hatte den Kühl-Lastwagen mit ungarischer Zulassung in einer Pannenbucht an der Autobahn 4 im Burgenland entdeckt. Da viele der Leichen bereits stark verwest waren, war es schwierig, unmittelbar genauere Angaben zur Zahl der Toten machen. Der LKW wird mittlerweile in einer ehemaligen Veterinär-Grenzdienststelle untersucht, in der es auch eine Kühlmöglichkeit gibt.

Die Ostautobahn A4 ist die wichtigste Verbindung von Südosten nach Wien. Ungarn und Österreich liegen auf einer Haupt-Flüchtlingsroute durch den Balkan nach Mittel- und Westeuropa. Täglich greift die Polizei allein im östlichsten österreichischen Bundesland Burgenland rund 400 Flüchtlinge auf.

jj/pg (dpa, afp, rtr)